Kefkir nach RWE-Aus: "Der Stolz überwiegt"
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Der Traum vom Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals platzte für den Traditionsverein Rot-Weiss Essen, den Tabellenzweiten der Regionalliga West, mit dem 0:3 gegen Bayern-Bezwinger Holstein Kiel. Wir haben mit RWE-Flügelstürmer Oguzhan "Ötzi" Kefkir (29) über die sensationellen Pokalerfolge und den ersehnten Aufstieg in die 3. Liga gesprochen.
FUSSBALL.DE: Im Viertelfinale des DFB-Pokals war für Rot-Weiss Essen Endstation. Überwiegt bei Ihnen jetzt die Enttäuschung über den verpassten Halbfinaleinzug oder doch der Stolz auf die überraschenden Erfolge in dieser Pokalsaison, Herr Kefkir?
Oguzhan Kefkir: Auch wenn gegen Holstein Kiel mehr für uns möglich war und wir nach dem Spiel alle traurig in der Kabine saßen, überwiegt letztlich der Stolz über das Erreichte. Keiner bei uns hatte damit gerechnet, dass wir so weit kommen und uns in den Runden zuvor gegen zwei Erst- und einen ambitionierten Zweitligisten durchsetzen würden. Jeder im Team kann die Niederlage richtig einordnen und stolz auf sich sein.
Trainer Christian Neidhart hatte nach dem Abpfiff das Team im Mittelkreis zusammengetrommelt. Wird die Niederlage das Team noch mehr zusammenschweißen?
"Solche Momente kann man sich nicht kaufen - man muss sie erleben"
Kefkir: Wir haben im DFB-Pokal Großartiges geleistet und können uns jetzt voll und ganz auf die Meisterschaft in der Regionalliga West konzentrieren. Die Regeneration für die Partie am Sonntag gegen Fortuna Köln hatte der Trainer bei seiner kurzen Ansprache bereits in den Fokus gerückt.
Warum hat Rot-Weiss Essen gegen Kiel eine erneute Pokalsensation verpasst?
Kefkir: Wir waren von Beginn an gut im Spiel, konnten uns auch einige ordentliche Chancen erspielen. Dass wir nach dem umstrittenen Foulelfmeter zum 0:1 auch noch sofort den zweiten Gegentreffer schlucken mussten, war besonders bitter. Der Doppelschlag hat uns zwar nicht komplett den Stecker gezogen, tat aber richtig weh. Wir haben in der zweiten Halbzeit noch einmal alles versucht, konnten uns in der Offensive aber leider nicht mehr entscheidend durchsetzen, um die Partie noch drehen zu können. Das Ergebnis spiegelt unter dem Strich nicht den wahren Spielverlauf wider.
Wegen eines positiven Corona-Tests mussten Sie zuletzt eine Zwangspause einlegen. Wie haben Sie die Zeit während der Quarantäne erlebt?
Kefkir: Als ich mein Testergebnis bekam, war ich schon überrascht, weil ich keine Symptome hatte. Während der gesamten zehntägigen Quarantäne blieb dies zum Glück auch so. Ich stand im dauerhaften Austausch mit dem Trainerteam und unserer medizinischen Abteilung. Außerdem konnte ich meiner Frau zu Hause unter die Arme greifen. (lacht) Seit Montag war ich wieder beim Team. Dass ich dann nach nur zweieinhalb Trainingseinheiten auf Anhieb in der Startelf stand, hat mich ganz besonders gefreut. Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet.
Was bleibt nach der sensationellen Pokalreise für Sie persönlich vor allem in Erinnerung?
Kefkir: Was nach unseren Partien gegen Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und gegen Bayer 04 Leverkusen in der Stadt los war, werde ich nie vergessen. Die Reaktionen der Fans, beispielsweise in den sozialen Medien, waren einzigartig. Umso bitterer, dass unsere Anhänger diese Höhepunkte wegen der Corona-Pandemie nicht im Stadion erleben konnten. Meine beiden Tore gegen Düsseldorf und Leverkusen werden bei mir ebenfalls für immer in Erinnerung bleiben. Solche Momente kann man sich nicht kaufen - man muss sie erleben.
War das Viertelfinale gegen Holstein Kiel für Sie auch das bislang größte Spiel ihrer Karriere?
Kefkir: Ich hatte schon zuvor im DFB-Pokal gespielt, war aber noch nie so weit gekommen. Als Underdog so große Erfolge zu feiern, waren die bisherigen Highlights in meiner Fußballerkarriere.
Erklärtes Ziel von Rot-Weiss Essen ist der Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga West und damit der Aufstieg in die 3. Liga. Glauben Sie, dass das Pokalaus bei der Mannschaft Spuren hinterlassen wird?
Kefkir: Nicht im negativen Sinne. Wir haben durch die Pokalerfolge vielmehr gemerkt, zu welchen Leistungen wir als Mannschaft in der Lage sind. Jeder einzelne Spieler hat dadurch in seiner persönlichen Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Die Erfolge werden uns Kraft für die restlichen Rückrundenspiele in der Meisterschaft geben.
Am Sonntag geht es mit dem Spitzenspiel gegen den Tabellenvierten Fortuna Köln weiter. Im März stehen auch noch die Duelle mit Ligaprimus Borussia Dortmund U 23, dem drittplatzierten SC Preußen Münster und dem Reviernachbarn Rot-Weiß Oberhausen auf dem Programm. Warum wird Rot-Weiss Essen in die 3. Liga aufsteigen?
Kefkir: Weil wir wissen, was wir können, und weil wir es auch unbedingt wollen. Keine Frage: Der Monat März ist auf diesem Weg extrem wichtig. Wir können einen großen Schritt in Richtung unserer selbstgesteckten Ziele machen.