Erfahrung pur|11.09.2022|18:45

Stiepermann: Premier League bis Regionalliga

Marco Stiepermann beim Wuppertaler SV: "Die Familie hat Vorrang".[Foto: imago]

Marco Stiepermann (31) wurde mit Borussia Dortmund Deutscher Meister, mit Norwich City und Trainer Daniel Farke stieg er in England zweimal in die Premier League auf. Jetzt kickt Stiepermann für den Wuppertaler SV in der Regionalliga West. Beim jüngsten 2:1 gegen den SV Straelen traf er erstmals. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Stiepermann über Erfolge in England, den BVB und die 4. Liga.

FUSSBALL.DE: Seit diesem Sommer spielen Sie für den Wuppertaler SV in der Regionalliga West. Zuvor kickten Sie für den SC Paderborn 07 noch in der 2. Bundesliga. Weshalb fassten Sie den Entschluss, zwei Ligen tiefer zu spielen, Herr Stiepermann?

Marco Stiepermann: Für meine Familie und mich war klar, dass wir unsere Heimatstadt Dortmund nicht mehr verlassen wollen. Das war schon bei meiner Rückkehr aus England im vergangenen Jahr der Hauptgrund, weshalb ich zum SC Paderborn 07 in die 2. Bundesliga gewechselt bin. Ich hätte zwar auch jetzt in der 2. Bundesliga bleiben können, Angebote gab es genügend. Das hätte aber zur Folge gehabt, wieder umziehen zu müssen. Das war keine Option. Die Familie hatte Vorrang und deshalb war es mir auch nicht mehr so wichtig, so hoch wie möglich zu spielen.

FUSSBALL.DE: Nach rund zweieinhalb Monaten: Wie empfinden Sie die Qualität in der Regionalliga West?

"Wenn wir in einen gewissen Flow kommen und konstanter werden, können wir eine gute Rolle spielen"

Stiepermann: Jedes Spiel ist sehr umkämpft und es wird einem nichts geschenkt. Natürlich ist die Qualität in der 2. Bundesliga höher, aber dennoch wird man auch in der Regionalliga West gefordert.

FUSSBALL.DE: Beim jüngsten 2:1-Heimerfolg gegen den SV Straelen erzielten Sie Ihre ersten zwei Treffer für den WSV. War das für Sie auch so etwas wie eine Erleichterung?

Stiepermann: Absolut. Ich habe in den sechs vorherigen Spielen nicht getroffen und war froh, dass es endlich geklappt hat. Wir hatten zuvor auch viermal in Folge remis gespielt und ich hoffe, dass der Sieg gegen Straelen gleich doppelt ein Knotenlöser war: Für uns als Team und auch für mich persönlich.

FUSSBALL.DE: Nach sieben Partien rangiert Wuppertal auf Platz sieben. Wie bewerten Sie den Saisonstart?

Stiepermann: Wir haben zwar erst einmal verloren, aber zu oft unentschieden gespielt. Es wäre eine bessere Punkteausbeute drin gewesen. Dennoch ist der Rückstand auf die Spitze noch nicht allzu groß. Außerdem haben wir lieber einen etwas holprigen Start mit erfolgreichem Ende als andersherum. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns stabilisieren.

FUSSBALL.DE: Denken Sie, dass es für ganz oben und damit den Aufstieg in die 3. Liga reichen kann?

Stiepermann: Wenn wir in einen gewissen Flow kommen und konstanter werden, können wir eine gute Rolle spielen. Wir haben eine sehr hohe Qualität im Kader, die wir aber noch öfter auf den Platz bringen müssen.​

FUSSBALL.DE: Im Profifußball kennen Sie sich gut aus. Neben sieben Einsätzen in der Bundesliga stehen 185 Zweitligapartien zu Buche. Außerdem kickten Sie auch in der 1. und 2. Liga Englands. Wo hatten Sie Ihre schönste Zeit?

Stiepermann: Definitiv bei Norwich City in England. Der Wechsel auf die Insel war die beste Entscheidung in meiner Karriere. Ich war dort zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe zwei Aufstiege in die Premier League miterlebt. Es waren besondere vier Jahre mit zahrleichen Highlights.

FUSSBALL.DE: Ein besonderes Verhältnis haben Sie auch zum BVB. Dortmund ist nicht nur Ihre Geburtsstadt, sondern Sie reiften beim BVB auch vom Nachwuchsspieler zum Profi. Sind Sie häufig im Stadion und wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung im Verein?

Stiepermann: Seit dem vergangenen Jahr habe ich zwei Dauerkarten. Ich bin von klein auf BVB-Fan und wenn es die Zeit zulässt, bin ich im Stadion. Vor allem unter der Woche für Spiele in der Champions League und im DFB-Pokal ist es meist möglich, vor Ort zu sein und das Team zu supporten. Die aktuelle Entwicklung unter dem neuen Trainer Edin Terzic empfinde ich als sehr gut. Der BVB hat sich ausgezeichnet verstärkt, weshalb ich davon überzeugt bin, dass es eine erfolgreiche Saison wird. Wichtig wird aber auch sein, dass es nach beispielsweise der langen Ausfallzeit von Neuzugang Sébastien Haller nicht wieder eine dauerhafte Verletztenmisere geben wird.