Elferkrimi: Hannover 96 schreibt Geschichte
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Die U 23 von Hannover 96 hat nach dem erstmaligen Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga Nord erneut Geschichte geschrieben. Der Nachwuchs des Zweitligisten steigt nach einem dramatischen 5:4-Erfolg im Elfmeterschießen (3:2, 2:1, 1:0) gegen die Würzburger Kickers, Titelträger in der Regionalliga Bayern, auch zum ersten Mal in die 3. Liga auf. Das Hinspiel hatte das Team von Trainer Daniel Stendel noch 0:1 verloren.
Damit gehört erstmals in der Geschichte der eingleisigen 3. Liga (seit der Saison 2008/2009) ein Nachwuchsteams eines Vereins aus der 2. Bundesliga der dritthöchsten deutschen Spielklasse an. Zuletzt war die zweite Mannschaft des damaligen Zweitligisten TSV 1860 München am Ende der Spielzeit 2012/2013 in den Entscheidungsspielen an der SV 07 Elversberg (2:3, 1:1) gescheitert.
Vor 25.000 Zuschauer*innen in der Heinz von Heiden Arena, der etatmäßigen Spielstätte der Hannoveraner Zweitligaprofis, waren bis zum Elfmeterschießen Lizenzspieler Brooklyn Ezeh (22.), Eric Uhlmann (85., Foulelfmeter) und Hayate Matsuda (105.) als Torschützen für Hannover 96 II erfolgreich. Die Würzburger Saliou Sané (75., Foulelfmeter) und Ivan Franjic (112., Foulelfmeter) sorgten mit ihren verwandelten Strafstößen dafür, dass die Entscheidung letztlich vom Punkt fallen musste.
Dort waren mit Julian Börner, Hayate Matsuda, Brooklyn Ezeh, Niklas Oudenne und Eric Uhlmann alle Hannoveraner Spieler erfolgreich. Weil Würzburgs vierter Schütze Saliou Sané an Torhüter Leo Weinkauf scheiterte, spielt die zweite Mannschaft von Hannover 96 in der Saison 2024/2025 in der 3. Liga.
"Ich freue mich aber, dass alle ein schönes Fußballfest feiern können"
"Das dauert ein paar Tage"
"Das ist unglaublich", meinte Hannovers Trainer Daniel Stendel im Interview bei MagentaSport . "Das Spiel war ein Auf und Ab. Wir waren eigentlich immer am Drücker. Im Elfmeterschießen gehört aber auch immer ein wenig Glück dazu. Ich freue mich, dass die Jungs es bis zum Schluss durchgezogen haben." 96-Torhüter Leo Weinkauf sagte: "Es wird ein paar Tage dauern, um das Spiel zu verdauen. Die Erleichterung ist natürlich groß. Wir hätten es auch innerhalb der 120 Minuten beenden können. Ich freue mich aber, dass alle ein schönes Fußballfest feiern können."
Abwehrroutinier Julian Börner ergänzte: "Die Hauptdarsteller sind unsere jungen Spieler, die während der gesamten Saison alles investiert haben, um dieses Finale zu haben. Die Jungs sollen diesen Erfolg genießen."
Daniel Stendel, Trainer der zweiten Mannschaft von Hannover 96, nahm für das zweite Aufeinandertreffen mit den Würzburger Kickers im Vergleich zum 0:1 im Hinspiel zwei Veränderungen an seiner Startelf vor. Angreifer Lorenz Hollenbach und Sechser Adem Podrimaj nahmen auf der Bank Platz. Dafür spielten die im Hinspiel eingewechselten Christopher Scott und Tom Moustier von Beginn an.
Bei den Würzburger Kickers nahm Trainer Marco Wildersinn bei seinem erfolgreichen Team lediglich einen Wechsel vor. Benyas Solomon Junge-Abiol kam auf dem linken offensiven Flügel zum Einsatz. Im Gegenzug blieb der im ersten Spiel von Beginn an aufgebotene Dardan Karimani zunächst draußen.
Nach dem verlorenen Hinspiel suchte die zweite Mannschaft von Hannover 96 schnell den Weg nach vorne. Nach einer kurz ausgeführten Ecke traf Husseyn Chakroun bei seinem Abschluss den Ball nicht richtig. Auf der Gegenseite kamen auch die Würzburger Kickers in eine aussichtsreiche Position. Saliou Sané legte für Maximilian Zaiser ab, der aus zentraler Lage über das Tor schoss. Die Gastgeber blieben aber mehr am Drücker. Nach einer Kopfballvorlage von Tom Moustier konnte Kickers-Torhüter Vincent Friedsam den Drehschuss von Kolja Oudenne noch um den Pfosten lenken.
Ein Gegenstoß sorgte schließlich für die Hannoveraner Führung. Brooklyn Ezeh (22.) wurde auf der linken Seite freigespielt. Vom Strafraumeck ließ der Lizenzspieler Würzburgs Friedsam mit einem wuchtigen Schuss zum 1:0 keine Abwehrchance. Mit Christopher Scott hätte ein weiterer Profi die Führung vor der Pause fast ausgebaut. Der 21-Jährige scheiterte am gut reagierenden Friedsam. Auch auf der anderen Seite wurde es noch einmal gefährlich. Ein Freistoß des Würzburger Hinspieltorschützen Ivan Franjic senkte sich an den Pfosten. Den Abpraller konnten die Hannoveraner klären.
Den zweiten Durchgang nahmen beide Teams zunächst personell unverändert in Angriff. Bereits nach wenigen Sekunden verbuchte Hannovers Oudenne den ersten Abschluss. Kickers-Torhüter Friedsam lenkte den Ball über die Latte. Einige Minuten später war der Würzburger Schlussmann bei einem Kopfball von Mittelfeldspieler Tim Walbrecht zur Stelle. Die Würzburger Kickers kamen in dieser Phase zwar zu mehr Spielanteilen, klare Chancen blieben aber weitgehend aus. Die besseren Möglichkeiten gehörten zunächst weiterhin der U 23 von Hannover 96. Scott bekam in zentraler Position per Kopf aber nicht genug Druck auf den Ball.
Stattdessen war Würzburgs Maximilian Zaiser im gegnerischen Strafraum von Tom Moustier nur mit einem Foul zu stoppen. Der gebürtige Hannoveraner und im Nachwuchs von 96 ausgebildete Saliou Sané (75.) nutzte die Gelegenheit zum Ausgleich. Nur wenige Minuten später gab es aber auch auf der anderen Seite einen Foulelfmeter. Schiedsrichter Florian Exner (Münster) zeigte nach einem Luftzweikampf zwischen Julian Börner und Würzburgs Torhüter Friedsam auf den Punkt. Auch Eric Uhlmann (85.) verwandelte sicher zum 2:1. Weil Hannovers Torhüter Leo Weinkauf gegen den eingewechselten Pascal Moll retten konnte, ging es in die Verlängerung.
Franjic hält Kickers im Spiel
In der Extrazeit gehörte den Würzburger Kickers die erste gute Chance. Den Distanzschuss von Ivan Franjic, der in der kommenden Saison für den SV Wehen Wiesbaden in der 3. Liga spielen wird, lenkte 96-Schlussmann Weinkauf über das Tor. Kurz vor dem Halbzeitpfiff erzielten aber die Gastgeber das Tor. Oudenne behauptete sich zunächst im Zweikampf und behielt dann an der Strafraumgrenze noch die Übersicht für Hayate Matsuda (105.), der aus spitzem Winkel Würzburgs Torhüter Friedsam keine Chance ließ und auf 3:1 erhöhte. Den Gästen wäre fast die schnelle Antwort gelungen, der Schuss des eingewechselten Dardan Karimani ging aber daneben.
Im zweiten Durchgang entschied Schiedsrichter Exner zum bereits dritten Mal auf Foulelfmeter. Hannovers Julian Börner hatte Benyas Solomon Junge-Abiol zu Fall gebracht. Statt Sané verwandelte dieses Mal Ivan Franjic (112., Foulelfmeter) zum 3:2. Weil es bis zum Abpfiff in der Gesamt-Addition aus beiden Spielen 3:3 stand, musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen.
Während bei der zweiten Mannschaft von Hannover 96 mit Julian Börner, Hayate Matsuda, Brooklyn Ezeh, Niklas Oudenne und Eric Uhlmann alle Spieler verwandelten, scheiterte Würzburgs vierter Schütze Saliou Sané an Torhüter Leo Weinkauf. Danach kannte der Jubel bei Hannover 96 keine Grenzen, viele Fans stürmen auf den Rasen.