Weltmeister|01.09.2024|09:30

Häßler: "Nicht zu sehr der Kumpeltyp sein"

Thomas Häßler (r.) mit Co-Trainer Chris Höche: "Ich erhoffe mir, dass wir weiter vorne mitspielen können."[Foto: FC Spandau 06]

Er ist Weltmeister und Europameister geworden, wurde zweimal zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt und hat 101 Länderspiele für die DFB-Auswahl bestritten. Und nun ist die Bezirksliga Berlin Staffel 2 ist mit seinem großen Namen in die Saison gestartet: Thomas "Icke" Häßler steht seit dem 16. Juli als Trainer des FC Spandau 06 in der Verantwortung. Im Interview mit FUSSBALL.DE verrät der 58 Jahre alte gebürtige Berliner, was er mit dem Landesliga-Absteiger vorhat.

FUSSBALL.DE: Herr Häßler, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem FC Spandau 06?

Thomas Häßler: Das war mehr oder weniger zufällig. Ich hatte nach meiner Auszeit wieder viel Lust auf Fußball und bin durch meine vorherigen Tätigkeiten ja im Berliner Fußball gut vernetzt. Nach dem ersten Gespräch mit Spandaus Vorsitzendem Costantino Lombardo war mir sofort klar, dass ich das gerne machen möchte.

Wie haben Sie den Verein und Ihre neue Mannschaft in den vergangenen Wochen kennengelernt?

"Ich arbeite gerne mit Jungs, die nach der Arbeit Bock haben, zum Training zu kommen und eine gute Zeit auf dem Platz zu haben"

Häßler: Das hat von Beginn an, mit dem ersten Training, sehr viel Spaß gemacht. Wir haben gute Jungs in der Truppe, die in der Vorbereitung alles rausgehauen haben. Allerdings sind wir noch nicht vollständig, urlaubsbedingt fehlen noch drei, vier wichtige Spieler. Wenn wir komplett sind, haben wir noch ganz andere Möglichkeiten, uns einzuspielen.

Sie sind ein großer Name im deutschen Fußball. Merkt man bei Spandau 06 schon den Häßler-Effekt?

Häßler: Nein. Ich möchte das auch gar nicht hochhängen. Meine aktive Zeit im Fußball ist schon länger vorbei, und ich bin schon seit einigen Jahren im Berliner Amateurfußball zu Hause. Von daher ist es inzwischen normal, dass ich bei kleineren Vereinen in meiner Heimatstadt tätig bin.

Sie müssen also nicht erst einmal Autogramme schreiben, wenn Sie mit dem FC Spandau 06 irgendwo antreten?

Häßler: Wenn jemand ein Autogramm von mir haben oder ein Foto mit mir machen möchte, dann sage ich nicht Nein. Das mache ich gerne, ist doch selbstverständlich. Das sind dann aber meistens eher Menschen aus meiner Generation, die mich eben als Spieler von früher kennen.

Was sind Sie denn für ein Trainertyp?

Häßler: Ich denke, dass ich eine Mischung der vielen tollen Trainer verkörpere, die ich in meiner Karriere als Profi erleben durfte. Als ersten möchte ich da den leider gerade verstorbenen Christoph Daum nennen, aber auch zum Beispiel Werner Lorant oder Winnie Schäfer. Ich möchte nahe an den Spielern sein, ohne zu sehr der Kumpeltyp zu sein, und den nötigen Respekt vermitteln, der immer gegenseitig da sein muss.

Die ersten Spiele liefen nicht so gut, in der Meisterschaft gab es zum Start eine 2:5-Heimniederlage gegen den FC Brandenburg 03 und danach im Berlin-Pokal sogar ein 2:9 gegen den Berlin-Ligisten SF Johannisthal. Am vorigen Sonntag konnten Sie dann mit Ihrer Truppe mit einem 3:2 beim SFC Friedrichshain den ersten Sieg einfahren. Wie bewerten Sie den Auftakt?

Häßler: Die Ergebnisse zeigen schon, dass es in den ersten beiden Partien nicht so lief, wie wir uns das vorgestellt hatten. Im Stadtpokal hatten wir so früh in der Saison gegen einen höherklassigen Gegner auch keine Chance, das muss man dann akzeptieren. Jetzt findet sich die Mannschaft langsam. Und, wie schon erwähnt, wir sind noch nicht vollzählig. Wenn das jetzt in den nächsten Tagen so weit ist, dann erhoffe ich mir schon, dass wir weiter vorne mitspielen können.

Das Ziel ist doch der sofortige Wiederaufstieg, oder? Wieso sollte man als Bezirksligist denn sonst einen Thomas Häßler holen?

Häßler: Ganz langsam! (lacht) Nach dem Abstieg befindet sich der FC Spandau 06 im Wiederaufbau, dazu möchte ich gerne gemeinsam mit meinem Trainerteam um Chris Höche, Hamdi Chamkhi und Christian Schmidt sowie der Vereinsführung um Costantino Lombardo meinen Teil beitragen. Ich denke, dass wir erst nach ein paar Wochen einschätzen können, wo die Reise hingeht.

Möchten Sie künftig nicht mal höherklassige Mannschaften trainieren? Ein Welt- und Europameister hat doch sicher noch andere Ambitionen als die Bezirksliga…

Häßler: Ich fühle mich da sehr wohl, wo ich jetzt bin. Mir war auch bei meinen vorherigen Stationen die jeweilige Spielklasse nicht wichtig, sondern dass mir meine Aufgabe gefällt. Ich bin jetzt seit acht Jahren im Berliner Amateurfußball zu Hause und arbeite gerne mit Jungs, die nach der Arbeit Bock haben, zum Training zu kommen und eine gute Zeit auf dem Platz zu haben.