"Der beste Tag" - nun auch für Trainer*innen
Nach Jugendteams und Schiris bietet der DFB sein beliebtes Format "Der beste Tag" nun auch für Trainer*innen aus dem Amateurfußball an - begleitet von Hannes Wolf.
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[Foto: Andreas Arens]
Aus und vorbei - oder vielleicht doch noch nicht so ganz? Schiri-Oldie Martin Wagner aus der Südeifel, gab jedenfalls vor etwa zwei Wochen beim Sportfest seines Heimatvereins FC Mettendorf-Lahr seinen offiziellen Ausstand. Ein kleines Hintertürchen ließ sich der 87-Jährige aber noch offen: „Mal sehen - wenn die ganz Kleinen mal einen Schiri brauchen und es ein schöner Rasenplatz ist, helfe ich vielleicht nochmal aus.“
Grundsätzlich ist aber jetzt Schluss für Wagner. 1974 nach einer verlorenen WM-Wette hatte alles angefangen: „Deutschland spielte ja im Finale gegen Holland und ich wettete im Vorfeld mit einem Freund, dass ich bei einem deutschen Titelgewinn Schiedsrichter werde.“ Wagner hielt sein Wort, legte wenige Wochen später erfolgreich seine Prüfung ab. Mehr als 2000 Spiele, so seine Einschätzung, hat er seitdem über die Bühne gebracht.
"Es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man mal den Deckel drauf machen sollte"
Dass er so solange durchhielt, schreibt er auch seinem Hausarzt zu: „Er hat mir immer gesagt, wie gut das sei, um meine Bandscheibenprobleme im Griff zu haben.“ Die Fitness ist für den gelernten Schmiede- und Schlossermeister im hohen Alter generell sehr wichtig: „Meist sind es zwölf Kilometer, die ich täglich mit dem Fahrrad zurücklege. Wenn es regnet oder schneit, setze ich mich auf den Heimtrainer im Wintergarten, ich muss mich bewegen, das hält fit.“
Und das soll auch im Schiri-Ruhestand so sein. Warum er denn überhaupt aufgehört hat, wenn er auch weiter so agil ist? „Irgendwann ist es mal genug. Es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man mal den Deckel drauf machen sollte.“
Rot zu zeigen, war bei ihm in 44 Jahren an der Pfeife die Ausnahme. „Immer erst mal mit den Spielern reden, nicht direkt die Karten zücken - dann regelt sich das Meiste von selbst.“ Gehe man als Unparteiischer ein Spiel mit einer Portion Humor und Lockerheit an, würde das die Atmosphäre oft entkrampfen, hat er in all den Jahren festgestellt.
Um sich eines besonders hartnäckigen Kritikers zu entledigen, ließ er sich auch mal etwas ganz Besonderes einfallen: „In meinen Anfangszeiten pfiff ich ein A-Jugendspiel in Röhl. Unter den Zuschauern fand sich ein Spielervater wieder, der andauernd gegen meine Entscheidungen protestierte. Als ich in seiner Nähe war, ging ich zu dem Mann und gab ihm meine Zwei-Mark-Münze, die eigentlich als Spielmarke diente. Ich sagte, er solle sich damit bitte ein neues Bier holen gehen, damit ich endlich meine Ruhe habe.“ Die Ehefrau des Zuschauers habe sich sogar bei ihm für diese einfallsreiche Aktion bedankt, erinnert sich Wagner noch gut.
Bis zuletzt leitete Wagner Partien in den Kreisligen D und der Frauen-Bezirksliga West des Fußballverbandes Rheinland. Zu seinen Glanzzeiten pfiff er auch in der höchsten Herren-Spielklasse des Fußballkreises Eifel, der Kreisliga A. Hinzu kamen etliche Freundschaftsspiele. So, wie einst eine Partie zur Eröffnung des damals neuen Hartplatzes des FC Mettendorf-Lahr. Rudolf Kreitlein, WM-Schiri von 1966 war eigens an die deutsch-luxemburgische Grenze gekommen, um als 23. Mann zu fungieren. Wagner assistierte ihm. „Das war etwas ganz Besonderes. Und nach dem Abpfiff sagte er noch zu mir `Sie waren der beste Mann an der Linie`. Er hat mit damals sogar sein schwarzes Ledermäppchen geschenkt.“ Seitdem bewahrte er hier gelbe und rote Karten und einen Zeitnehmer auf: „Der ist neben meiner Armbanduhr als Sicherheit auf dem Platz immer dabei - und piepst zur Halbzeit und zum Spielende.“
Zum Abschied wurde Wagner noch reich beschenkt. Hans-Dieter Jardin, Schiedsrichter-Obmann des Fußballkreises Eifel („Auf Martin konnte ich mich immer verlassen und über ihn hat sich nie ein Verein beschwert“), überreichte ebenso wie Mettendorfs Ortsbürgermeister Paul Lentes Hochprozentiges. Erwin Fischer übergab als Vorsitzender des FC Mettendorf-Lahr einen riesengroßen Präsentkorb. „Dann werde ich ja auch im Urlaub nicht verhungern oder verdursten“, lachte Wagner. „Urlaub“ - das sind für ihn traditionell zweimal im Jahr mehrwöchige Wohnmobiltouren mit seiner Lebensgefährtin Marianne an die Costa Brava. Der sehr rüstige 87-Jährige sitzt natürlich selbst noch hinterm Steuer („In etwa 13 Stunden sind wir meist da unten.“).
Und vielleicht gibt es ja irgendwann im Herbst, nach der Rückkehr aus Spanien, zumindest noch beim einen oder anderen Jugendspiel ein kleines Comeback. Energie scheint Martin Wagner jedenfalls nämlich noch genug zu haben.
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