SV Sonsbeck: Und sie treffen und treffen
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[Foto: Viktoria Berlin]
Der erst 2013 gegründete FC Viktoria 1889 Berlin ist kein normaler Drittliga-Aufsteiger. In vielen Bereichen geht er andere Wege als etablierte Klubs. Neue Strukturen müssen erst geschaffen werden. Viktorias Fokus liegt dabei klar auf dem Nachwuchsbereich. Und das nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben dem Feld.
Mit gerade mal 21 Jahren arbeitet der Sportmanagement-Student Noah Funk als Assistent der Sportlichen Leitung und nimmt Sportdirektor Rocco Teichmann viel Arbeit rund um die erste Mannschaft ab. Wir haben uns mit Noah Funk nicht nur über seinen Werdegang, sondern auch über die Faktoren unterhalten, die Viktoria Berlin von den Ligakonkurrenten unterscheidet.
FUSSBALL.DE: Herr Funk, Sie sind mit erst 21 Jahren Assistent der Sportlichen Leitung von Neu-Drittligist FC Viktoria 1889 Berlin - und das bereits seit einem Jahr. Wie sind Sie so früh zu so einer verantwortungsvollen Aufgabe gekommen?
Noah Funk: Zurzeit absolviere ich ein duales Sportmanagement-Studium mit dem Branchenfokus Fußball und habe dabei von Anfang an viel Wert auf die nötige Praxis gelegt. Da ich im Verein schon länger als ehrenamtlicher Jugendtrainer tätig bin, kenne ich unseren Sportdirektor Rocco Teichmann sehr gut. Auch mit dem Umfeld bin ich vertraut. Als ich zum Team stieß, spielte Viktoria noch in der Regionalliga. Das hat mir den Einstieg natürlich erleichtert. Ich durfte hautnah miterleben, wie sich der Klub Schritt für Schritt nach vorne entwickelt. So etwas kann man nur schwer planen oder vorhersehen.
"Unter anderem habe ich am Aufbau einer Trainingsdatenbank mitgearbeitet und Aufgaben in der Videoanalyse für die Teams in den Junioren-Bundesligen übernommen"
Wäre der Einstieg auch bei einem anderen Verein in der Form möglich gewesen?
Funk: Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist es sehr schwierig, eine Station zu finden, wo man wirklich mittendrin im Geschehen des Profifußballs sein kann. Darüber werde ich mir immer wieder bewusst, wenn ich mich mit meinen Kommilitonen unterhalte. Von daher würde ich durchaus von einer glücklichen Fügung sprechen. In der Bundesliga schauen die Vereine zunächst mal darauf, wer bereits etwas Erfahrung in dem Bereich vorweisen kann. Es zeichnet Viktoria aus, dass man den Mut hat, andere Wege zu gehen.
Wie eng sind Sie in die Abläufe eingebunden?
Funk: Am Anfang habe ich unserem Sportdirektor Rocco Teichmann und Geschäftsführer Peer Jaekel viel über die Schulter geschaut. Von beiden kann ich mir sehr viel abschauen, vor allem was die Arbeitseinstellung angeht. Inzwischen werde ich immer selbstständiger und versuche meine Stärken so einzubringen, dass wir in der Gesamtheit davon profitieren. Ich bin in der Hauptsache für viele organisatorische Themen rund um die Drittliga-Mannschaft zuständig und übernehme dabei die Aufgaben eines Teammanagers. Das bedeutet, die Mannschaft in organisatorischen Themen so zu entlasten, dass sie sich möglichst nur auf den Fußball konzentrieren kann. Zudem bin ich sehr eng in den Nachwuchsbereich involviert und bin dort auch weiterhin als Trainer aktiv.
Wo liegen im Jugendbereich Ihre Hauptaufgaben?
Funk: Ein wichtiges Thema sind natürlich die Strukturen, insbesondere der Bereich Personal. Aktuell haben wir noch keinen hauptberuflichen Mitarbeiter im Nachwuchs. Unsere Jugendtrainer arbeiten sehr leidenschaftlich und erfolgreich. Was man schon daran sieht, dass wir als einziger Verein ohne Leistungszentrum mit der U 17 und der U 19 in der Junioren-Bundesliga vertreten sind. Aber wir wollen die Trainer weiter entlasten, damit sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Langfristig ist daher natürlich die Entwicklung zum LZ ein wichtiges und interessantes Thema. Wir möchten die Nachwuchsakademie so aufstellen, dass wir zukünftig noch mehr leistungsstarke Talente in den Profibereich integrieren können und eine Top-Adresse für die nachhaltige Ausbildung von Nachwuchsspielern sind.
Blicken wir mal auf Ihre Anfänge. Sie waren bereits mit 14 als F-Jugendtrainer tätig und haben Elternabende abgehalten.
Funk: Ich war schon immer sehr sportbegeistert, habe Fußball gespielt seit ich sechs bin. Nebenbei war ich im Tennis aktiv. Ich würde sagen, dass ich schon immer ein gutes Spielverständnis hatte, der Anspruch an mich selbst und mein Talent dann aber doch nicht ganz in Einklang standen. Als ich 14 war, schrieb mein früherer Verein Hertha Zehlendorf eine Trainerstelle als F-Jugendtrainer aus. Darauf habe ich mich dann gemeinsam mit meinem besten Kumpel beworben und die Mannschaft anschließend für zwei Jahre trainiert. Danach bin ich für vier Monate in die USA gegangen. Ich bin aber immer als Trainer weiter tätig geblieben und habe zudem in der Hertha 03-Jugend gespielt.
Wann kam erstmals der Gedanke, dass Sie im Fußball höherklassig arbeiten können?
Funk: Die Gedanken kamen erstmals nach meinem Auslandsaufenthalt. Damals blieb mir noch ein halbes Jahr, bis die Schule wieder losging. In der Zeit habe ich mich bei den größeren Berliner Vereinen beworben. Auf diesem Weg konnte ich ein Praktikum bei Union Berlin absolvieren und bekam dort im NLZ wertvolle Einblicke. Unter anderem habe ich am Aufbau einer Trainingsdatenbank mitgearbeitet und Aufgaben in der Videoanalyse für die Teams in den Junioren-Bundesligen übernommen.
Anschließend waren Sie dann D-Jugendtrainer bei Tennis Borussia Berlin. Ihr damaliger Chef Lennart Hartmann ist bis heute der jüngste Spieler, der für Hertha BSC gespielt hat.
Funk: Das war eine hochinteressante Zeit, weil ich von Lenny als Ex-Profi in der Mannschaftsführung sehr viel mitnehmen konnte und die Jungs in dieser Altersstufe sehr lernfähig sind. Schon damals war ich neben der Schule rund um die Uhr mit Fußball beschäftigt. So hat sich das nach und nach weiterentwickelt.
Der Beginn Ihrer Zeit als D-Jugendtrainer war gleichzeitig auch die turbulenteste Phase der Viktoria-Vereinsgeschichte. 2018 meldete der Verein Insolvenz an, weil ein chinesischer Investor kurzfristig die Zahlungen einstellte. Welche Erinnerung haben Sie daran?
Funk: Davon habe ich damals sehr wenig mitbekommen und vieles nur durch die Presse erfahren. Auf meine Arbeit hatte die Situation keine Auswirkungen.
Inzwischen hat sich die Situation deutlich entspannt. Die Hamburger Immobilienunternehmer Tomislav und Zeljko Karajica haben mit der Firma SEH Sports & Entertainment Holding als Hauptgesellschafter den Verein schrittweise nach oben geführt. Wie läuft die Kommunikation mit den Investoren?
Funk: Unsere Geschäftsführung ist mit ihnen natürlich in engem Austausch, gemeinsam setzen sie den Rahmen und geben eine Strategie vor. Allerdings greifen sie nicht in unsere tägliche Arbeit ein. Das finde ich sehr gut, weil man im Fußball Erfolge nicht mit Brachialgewalt erzwingen kann. Viele Vereine unterschätzen, dass Strukturen zunächst wachsen müssen. Zudem müssen sich Personen aufeinander einstimmen.
Ist es ein Vor- oder eher ein Nachteil, dass Berlin mit Union und Hertha gleich zwei Bundesligisten stellt?
Funk: Grundsätzlich denke ich, dass Berlin definitiv mehr als zwei große Vereine vertragen kann. Die Stadt hat eine unheimliche Wucht und es herrscht eine große Begeisterung. Hier sieht man immer noch den typischen Straßenfußballer, der anderswo ausstirbt. Man muss nur die Zahlen vergleichen: Das Ruhrgebiet hat fünf Millionen Einwohner und sechs Nachwuchsleistungszentren. In Berlin gibt es zwei NLZs bei vier Millionen Einwohnern. Nimmt man diese Kennzahlen, dann rutschen wir in eine gute Nische rein.
In welchen Punkten unterscheidet sich Viktoria noch von anderen Drittligisten?
Funk: Das neue Trainingszentrum hat uns enorm nach vorne gebracht und man merkt, dass hier was entsteht. Aber wir arbeiten immer noch unter anderen Bedingungen als andere Vereine, die mehr hauptberufliche Mitarbeiter beschäftigen. Die Strukturen in den verschiedenen Abteilungen sind noch nicht so gewachsen. Das gleichen wir dadurch aus, dass wir viel im Team arbeiten und uns gegenseitig helfen. Wir sind ein sehr enger und geschlossener Kreis. Das Zwischenmenschliche hängen wir sehr hoch. Alle Abteilungen arbeiten hier Hand in Hand. Entscheidend ist, dass wir schrittweise wachsen und wir die Kultur intern multiplizieren können.
Zuletzt gewann die Mannschaft in der Regionalliga Nordost alle elf Saisonspiele. In der 3. Liga wird das sicher nicht so weitergehen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass der gute Teamgeist auch Rückschläge aushält?
Funk: Die Zukunft wird zeigen, wie wir mit Niederlagen umgehen. Man muss sich einfach darüber bewusst sein, dass es Rückschläge geben wird. Aber wir kennen uns alle gut und verstehen uns auch zwischenmenschlich. Und wir suchen immer im Team konstruktiv nach Lösungen, arbeiten nicht problemorientiert.
Cheftrainer Benedetto Muzzicato wirkt immer sehr locker und entspannt. Kann er auch unangenehm werden?
Funk: Muzzi legt sehr viel Wert auf eine enge Kommunikation. Er ist ein Menschenfänger. Dadurch öffnet sich ein Spieler sicher auch mehr, als wenn er Angst haben muss, Fehler zu machen oder Schwächen einzugestehen. Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann spricht er das auch klar an. In erster Linie möchte man ja auch als Spieler nicht betätschelt, sondern fair behandelt werden. Erzählst du als Trainer einem Spieler ständig, wie toll er ist und stellst ihn aber nicht auf, dann fängt er auch an, alles zu hinterfragen. Als Spieler weiß man dagegen bei Muzzi aufgrund seiner klaren Kommunikation immer, wo man steht.
Damit die "Viktoria-Familie" auch im Profigeschäft zusammenhält, dürfte es natürlich wichtig sein, dass die neuen Spieler charakterlich passen. Wie findet man heraus, ob ein möglicher Neuzugang sich wirklich mit dem Verein identifiziert?
Funk: Im Gegensatz zu anderen Drittligisten können wir zunächst nicht mit einer großen Kulisse punkten. Es ist nicht damit getan, dass wir den Spielern einmal das Stadion zeigen. Dadurch erkennen wir aber auch recht schnell, ob ein Spieler sich wirklich mit dem Verein identifiziert. Menschen sind leistungsfähiger, wenn sie sich wohlfühlen und eine gute Beziehung zu den Kollegen haben. Ich bin ein Fan von Datenanalysen. Aber es ist auch wichtig, dass man sich intensiv mit Personen austauscht, die die Vergangenheit und die Hintergründe der Spieler kennen.
Was können wir sportlich vom Team erwarten? In den Testspielen gegen höherklassige Teams hat die Mannschaft gut mitgehalten. Gegen Hansa Rostock (3:4) und Hannover 96 (0:1) verlor man nur knapp.
Funk: Man hat gesehen, dass wir konkurrenzfähig sind. Aber man darf nicht vergessen, dass sich die Zweitligisten in der Findungsphase befinden. Es ist jedoch schön zu sehen, dass wir auch gegen hochklassige Gegner unseren eigenen Spielstil haben und den Ton angeben können. Auch wenn wir Aufsteiger sind, wollen wir selbst das Spiel machen und dominant auftreten.
Das Potenzial für eine Etablierung im Profifußball ist also sicherlich vorhanden. Kurzfristig dürfte aber nur der Klassenerhalt zählen, oder?
Funk: Für uns alle ist die neue Spielzeit eine Wundertüte. Unsere Mannschaft ist absolut in der Underdog-Rolle. Wir haben sehr lange nicht gespielt, daher wollen wir schnell den Rhythmus finden. Zunächst zählt nur der Klassenerhalt in der 3. Liga sowie in den Junioren-Bundesligen.
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