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Wieder Profi|02.04.2021|12:00

Aalens Wolf: "Mourinho war mir gleichgültig"

Wolf in Aalen: "Nach so langer Zeit wieder auf diesem Level arbeiten zu dürfen, ist nicht selbstverständlich."[Foto: Imago]

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Nach vier Jahren ist Uwe Wolf zurück in der Regionalliga. Seit gut einer Woche betreut der 53-Jährige den VfR Aalen, soll den Klub zum Verbleib in der Südwest-Staffel führen. Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht der Ex-Bundesligaprofi , der 90 Partien für den 1. FC Nürnberg und TSV 1860 München absolvierte, über seine Auszeit und sein zurückliegendes Engagement beim SV Mehring in der Kreisliga 2 Inn/Salzach.

FUSSBALL.DE: Willkommen zurück in der Regionalliga, Herr Wolf! Wieviel von Ihren Vorstellungen konnte die Mannschaft schon zu Ihrem Einstand beim 1:1 in der Partie beim TSV Schott Mainz umsetzen?

Uwe Wolf:  Mit der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden. Wir haben sofort die Initiative übernommen und waren in den Zweikämpfen voll da. Die Chancenverwertung stimmte aber noch nicht. Kurz nach der Halbzeitpause sind wir dann verdient in Führung gegangen. Wir haben es aber leider versäumt, den zweiten Treffer nachzulegen. So fiel der Ausgleich ein wenig aus dem Nichts. Danach sind wir nicht mehr so mutig aufgetreten, hatten einige technisch unsaubere Szenen. Wir müssen daran arbeiten, uns von einem Gegentor nicht aus der Bahn werfen zu lassen.

Nach Stationen beim TSV 1860 München, FC Ingolstadt 04, KSV Hessen Kassel und SV Wacker Burghausen waren Sie zuletzt seit Sommer 2020 für den bayerischen Kreisligisten SV Mehring tätig. Wie kam es zu diesem Engagement?

"Was es heißt, an Depressionen zu leiden, konnte ich mir vorher nicht vorstellen"

Wolf:  Nach meinem Aus beim SV Wacker Burghausen im März 2017 war ich aus gesundheitlichen Gründen lange Zeit raus aus dem Fußballgeschäft. Ich war an Depressionen erkrankt. Erst ab Ende 2019 habe ich mich wieder intensiver mit dem Fußball beschäftigen können. Der Sohn meines guten Freundes Sepp Unterhuber spielt für den SV Mehring. Da auch Wolfgang Brenner, den ich seit meiner Zeit in Burghausen kenne, dort Betreuer ist, hatte ich die Mannschaft schon mehrfach spielen sehen. Es war also sozusagen ein Freundschaftsdienst, durch den ich auch endlich wieder mit einer Mannschaft arbeiten konnte.

Wie hatten Sie bemerkt, dass etwas nicht stimmte?

Wolf:  Die Trennung vom SV Wacker Burghausen hatte mich hart getroffen. Ich bin ein Workaholic. Was es heißt, an Depressionen zu leiden, konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Als ich dann aber mit meiner Freundin über die Weihnachtsfeiertage in England die Premier League angeschaut hatte, war das Gefühl nicht wie gewohnt. Ich hatte im Stadion Platzangst, die Spiele konnte ich nicht wirklich wahrnehmen. Ich litt unter Schlafmangel und Appetitlosigkeit. Das zweite Spiel, dass wir uns angeschaut hatten, war FC Everton gegen Manchester United. In unserem Hotel war auch die Gästemannschaft untergebracht. Statt aber zu versuchen, mit dem damaligen ManU-Trainer Jose Mourinho ins Gespräch zu kommen, war mir das völlig gleichgültig. Sonst wäre das ganz klar ein Gänsehautmoment für mich gewesen. Statt uns dann, wie geplant, noch eine dritte Begegnung anzuschauen, sind wir vorzeitig nach Deutschland zurückgekehrt.

Was hat Ihnen in dieser Situation besonders geholfen?

Wolf:  Meine Familie, meine Lebensgefährtin und Freunde haben mich dazu ermutigt, zum Vertrauensarzt zu gehen. Bei einem Neurologen wurde dann festgestellt, dass ich an Depressionen erkrankt bin. Ich war daraufhin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München in Behandlung. Nun kann ich sagen, dass ich gestärkt aus der Situation hervorgegangen bin. Ohne die Unterstützung der Ärzte, meiner Familie und meinen engen Freunde wäre das nicht möglich gewesen.

Was würden Sie Betroffenen raten?

Wolf:  Ich kann nur jeden Betroffenen dazu ermutigen, über die Krankheit zu reden. Auch als hilfsbereiter Mensch ist es nicht einfach, sich selbst helfen zu lassen. Dafür sollte man sich aber nicht zu schade sein. Depressionen sind leider immer noch ein wenig ein Tabu-Thema. Dabei kann die Krankheit jeden treffen.

Ihr Neustart im Fußball gelang dann in der Kreisliga. Was war für Sie beim SV Mehring die größte Umstellung?

Wolf:  Für einen Achtligisten ist der Verein schon recht professionell aufgestellt. Wir hatten bis zu vier Trainingseinheiten in der Woche. Neben dem Fußball gehen die Jungs aber logischerweise auch noch einem Beruf oder einem Studium nach. Darauf muss man dann als Trainer, der es gewohnt war, im Profifußball zu arbeiten, schon vermehrt Rücksicht nehmen. Bei der Organisation sind mehr Dinge angefallen, über die man als Profitrainer vielleicht nicht ganz so nachdenkt. Zum Beispiel die Frage, wie wir zu einem Auswärtsspiel anreisen. Auf dem Platz war ich Trainer und Co-Trainer in einem.

War nach vier Jahren Abstinenz die Lust auf die Rückkehr in den professionellen Bereich umso größer?

Wolf:  Ich bin vor allem dankbar für die Chance in Aalen. Nach so einer langen Zeit wieder auf diesem Level arbeiten zu dürfen, ist nicht selbstverständlich. Es sind mittlerweile viele talentierte und aufstrebende Trainerkollegen dazugekommen, die Cheftrainer-Positionen in den Regionalligen und den Spielklassen darüber aber nur sehr begrenzt verfügbar. Mit dem VfR Aalen habe ich eine sehr spannende Aufgabe gefunden. Als ehemaliger Zweit- und Drittligist verfügt der Verein über eine sehr gute Infrastruktur.

Der Vorsprung auf die Gefahrenzone beträgt aktuell fünf Punkte. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Wolf:  Wir wollen uns so schnell wie möglich mehr Luft verschaffen. Auch wenn dabei noch keine Entscheidung fallen wird: Aber mit den nächsten Aufgaben gegen  Eintracht Stadtallendorf  und bei meinem ehemaligen Verein  KSV Hessen Kassel  können wir große Schritte nach vorne machen.

Sie haben Ihr Heimdebüt gegen Schlusslicht Eintracht Stadtallendorf schon angesprochen. Was erwarten Sie von Ihrem Team?

Wolf:  Nach dem Unentschieden in Mainz wollen wir unbedingt mit einem Sieg nachlegen. Da ist es nicht entscheidend, in welcher taktischen Formation wir auftreten. Die Spielidee funktioniert nur mit der richtigen Mentalität und hoher Einsatzbereitschaft. Wir wollen die Initiative übernehmen.

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