Im Sachsenpokal kommt es am Finaltag der Amateure (Samstag, 25. Mai, ab 14.15 Uhr) zu einer Neuauflage des Endspiels von 2015: Der Chemnitzer FC empfängt den FSV Zwickau. Vor vier Jahren gewann der CFC als Drittligist bei Regionalligist Zwickau 2:0. Jetzt ist die Ausgangslage umgekehrt. Der FSV gastiert als Drittligist bei Meister der Regionalliga Nordost. Der FUSSBALL.DE-Faktencheck.
DER WEG INS ENDSPIEL: Beide Vereine stiegen erst in der dritten Runde in den Wettbewerb ein. Als einziger Drittligist im Teilnehmerfeld wurde Zwickau seiner Favoritenrolle gerecht. In den Partien beim FC Oberlausitz Neugersdorf (2:1), FC Eilenburg (3:0), Einheit Kamenz (4:1) sowie Budissa Bautzen (2:0) kassierte die Mannschaft von Trainer Joe Enochs nur zwei Gegentore. Chemnitz zog mit Siegen bei den Kickers 94 Markkleeberg (3:1), beim FC 1910 Lößnitz (4:2) und gegen den Ligakonkurrenten Bischofswerdaer FV (2:1) ins Halbfinale. Dort folgte im heimischen Stadion an der Gellertstraße ein denkwürdiges Elfmeterschießen. Trotz einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung in der regulären Spielzeit mussten die Himmelblauen gegen den Ligakonkurrenten 1. FC Lok Leipzig nachsitzen. Nach der Verlängerung (Endstand 3:3) fiel die Entscheidung erst mit dem 22. Elfmeter durch einen Fehlschuss des Leipzigers Paul Schinke. 13:12 nach Elfmeterschießen hieß es damit am Ende.
DER FINALFLUCH: Während der Chemnitzer FC mit neun Pokalerfolgen (bei 13 Final-Teilnahmen) der Rekordsieger des 1991 eingeführten Wettbewerbs ist, kämpfen die Gäste am 25. Mai gegen einen Finalfluch an. Zwischen 2001 und 2016 erreichte Zwickau viermal das Endspiel und ging stets als Verlierer vom Platz, darunter gleich dreimal gegen den FC Erzgebirge Aue (1:3/4:5 n.E./0:1) sowie 2015 beim 0:2 gegen den CFC. Besonders bemerkenswert: Bei der Finalneuauflage von 2015 ist mit FSV-Mittelfeldakteur Davy Frick nur noch ein Spieler aus den damaligen Startformationen beider Teams dabei.
DIE TRAINER: Beim FSV Zwickau arbeitet mit Joe Enochs ein echter "Pokal-Spezialist". In seiner Zeit als Trainer des VfL Osnabrück (2015 bis 2017) gewann der US-Amerikaner nicht nur den Landespokal in Niedersachsen, sondern sorgte auch im DFB-Pokal für eine Sensation. In der Saison 2017/2018 bezwangen Osnabrück und Enochs den damaligen Bundesligisten Hamburger SV (3:1). Seit Juni 2018 steht der 47-Jährige nun bei den Westsachsen an der Seitenlinie und liegt mit dem FSV einen Spieltag vor dem Saisonende auf einem einstelligen Tabellenplatz. Sein Gegenüber David Bergner hat nach dem Abstieg aus der 3. Liga das wichtigste Saisonziel ebenfalls erreicht. Nach der Meisterschaft in der Regionalliga Nordost und dem damit verbundenen sportlichen Wiederaufstieg kann der 45-Jährige die Saison mit dem Pokalsieg krönen.
"Es darf gerne wieder über 120 Minuten gehen"
DIE STIMMEN ZUM FINALE: Für die Überraschung vertraut Bergner auf den Heimvorteil. "Auch wenn für die Fans in der Region ein Duell mit dem FC Erzgebirge Aue das noch größere Derby wäre, freuen wir uns auf eine fünfstellige Kulisse", sagt der CFC-Trainer im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Uns erwartet ein physisch enorm starker Gegner, der seine Qualitäten in der 3. Liga häufig unter Beweis gestellt hat. Nach unserem Elfmeterkrimi im Halbfinale kann uns im Pokal aber nichts mehr schocken. Es darf gerne wieder über 120 Minuten gehen." Zwickaus Trainer Enochs sieht seine Mannschaft nicht unbedingt in der Favoritenrolle. "Wir wissen, dass wir es mit einem gefühlten Drittligisten zu tun bekommen. Es wird darauf ankommen, von der ersten Minute an wach zu sein und möglichst nur wenige Standardsituationen zuzulassen", sagt Enochs im Gespräch mit FUSSBALL.DE und fügt an: "Die Pokal-Vergangenheit können wir nicht mehr ändern. Fakt ist: Unser Team hat sich nach der starken Entwicklung in diesem Jahr verdient, sich in der kommenden Saison mit einem Erst- oder Zweitligisten im DFB-Pokal zu messen."
DIE SCHLÜSSELSPIELER: Mit Ronny König, Julius Reinhardt sowie Kapitän und Abwehrchef Toni Wachsmuth bilden gleich drei ehemalige Chemnitzer die Säulen des Zwickauer Teams. Wachsmuth ist mit einer 100-prozentigen Torquote bei Strafstößen (sieben von sieben) der sicherste Elfmeterschütze in der 3. Liga. Insgesamt hat Wachsmuth ebenso wie Angreifer König zehn Saisontreffer auf seinem Konto. Im Pokalwettbewerb steuerte der 35-Jährige drei weitere Treffer bei. Auf der anderen Seite kann CFC-Trainer Bergner sogar einen Bundesliga erfahrenen Mittelfeldmann aufbieten. Kapitän Dennis Grote bringt es auf 69 Einsätze für den VfL Bochum. Während der Mittelfeldspieler, der zur kommenden Saison in die Regionalliga West zu Rot-Weiss Essen wechselt, vor allem als Vorbereiter glänzt (14 Vorlagen in 30 Ligapartien), zeigt sich Daniel Frahn vor dem Tor eiskalt. Der gebürtiger Potsdamer hat in der Liga bislang 22 Treffer erzielt, er könnte sich somit zum vierten Mal in seiner Karriere die Torjägerkrone in der Regionalliga Nordost sichern. Sein ärgster Konkurrent ist vor dem letzten Spieltag am Samstag sein Teamkollege Dejan Bozic (20 Tore). Den Sachsenpokal gewann Frahn in der Saison 2012/2013 im Trikot von RB Leipzig und vier Jahre später mit seinem aktuellen Klub.
DIE BILANZ: Nach dem Endspiel 2015 standen sich Chemnitz und Zwickau zuletzt in der Saison 2016/2017 im Halbfinale des Sachsenpokals gegenüber. Erneut setzten sich die Himmelblauen durch (2:1 nach Verlängerung). Insgesamt gab es das Duell in fünf verschiedenen Spielklassen. Die Historie und Rivalität geht jedoch vor allem auf die gemeinsame Zeit in der früheren DDR-Oberliga zurück. Mit 20 Siegen in 51 Partien in dieser Zeit liegt Chemnitz, DDR-Meister von 1967, im direkten Vergleich vorn. In 14 Begegnungen behielt der FSV (damals Sachsenring Zwickau/Motor Zwickau) die Oberhand. 17 Mal gab es ein Remis. Die jüngsten vier Vergleiche in der 3. Liga (jeweils zwei Siege für beide Teams) endeten allesamt mit nur einem Tor Unterschied.