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Journalist und Amateurfußballer Marcus Kalmes (links) hilft den Menschen in Bassila im Benin. Und kickt mit ihnen. [Foto: privat (2) / Collage: FUSSBALL.DE]
Der ASC Dudweiler und Afrika: Das sind die beiden großen Leidenschaften von Marcus Kalmes. Seinem Heimatverein aus dem Saarbrücker Stadtteil half er vor einigen Jahren sogar einmal, den finanziellen Ruin zu umgehen, indem er einen 100.000-Euro-Deal einfädelte. Und im westafrikanischen Staat Benin war ein zufälliges Match mit Schülern der Startschuss für eine dauerhafte und von ihm initiierte Unterstützung. Kalmes ist die FUSSBALL.DE-Kultfigur der Woche.
Die Liebe zum Allgemeinen Sport-Club (ASC) wurde dem heute 44-Jährigen in die Wiege gelegt: Noch heute wohnt Marcus Kalmes nur einen Steinwurf entfernt von der Sportanlage am „Brennenden Berg“, die ab 1977 ein ganzes Jahrzehnt lang Schauplatz zahlreicher legendärer Spiele in der damals noch drittklassigen Oberliga Südwest war. Mutter Elvira engagierte sich früher als Betreuerin und schmiss mit dem inzwischen verstorbenen Vater Lothar das Vereinsheim.
"Wir haben eine Art Länderspiel gegen Einheimische ausgetragen, an die 1.000 Zuschauer waren dabei. Anschließend haben wir ihnen die 'La-Ola' beigebracht – ein wahnsinniges Erlebnis"
Als Jugendspieler erlebte Marcus Kalmes die Glanzzeiten seines ASC hautnah mit, stand bei Auswärtsspielen irgendwo in Rheinland-Pfalz oder dem Saarland manchmal sogar alleine in der gegnerischen Fankurve und schwenkte die blau-weiße Vereinsfahne. Unvergessen ist für ihn bis heute der 1. September 1984: In der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde trat der ASC im benachbarten Saarbrücker Ludwigsparkstadion gegen Bundesligist Borussia Dortmund an, führte sogar durch einen Treffer von Jörg Marcinkowski mit 1:0, musste sich aber am Ende doch noch mit 1:5 geschlagen geben. „Das war großes Kino. Abends berichtete sogar das aktuelle sportstudio über unseren Verein“, schwärmt Kalmes, der die Partie als Balljunge hautnah mit verfolgt hatte.
Ende der achtziger Jahre setzte aber der wirtschaftliche und sportliche Niedergang beim ASC ein. Nachwuchskräfte aus den eigenen Reihen wie auch Kalmes wurden dennoch bestenfalls halbherzig in die erste Mannschaft integriert. Eine Saison lang ging er als Konsequenz daraus sogar fußballerisch fremd, schloss sich dem Lokalrivalen TuS Jägersfreude an: „Das war eigentlich eine Todsünde. Letztlich ging es aber nur darum, den Verantwortlichen Denkanstöße zu geben und sie wachzurütteln.“
Um die eigenen Talente im heute 625 Mitglieder starken Traditionsclub, der 1912 als „Hansa Dudweiler“ aus der Taufe gehoben wurde, kümmerte sich Kalmes lange Jahre auch selbst. Im Jahr 2000 feierte er mit den C-Junioren sogar den Saarlandpokalsieg. „Eigentlich“, lässt der Bayern-München-Fan durchblicken, „habe ich beim ASC schon so ziemlich alles an Positionen und Ämtern inne gehabt, was man sich vorstellen kann“. Ob Jugend- oder Seniorenspieler (noch heute kickt er in der zweiten Mannschaft des ASC in der Saar-Kreisliga A Südwest), mittlerweile hauptsächlich als Aktiver bei den Alten Herren – oder als Jugendcoach, Nachwuchschef, stellvertretender und kommissarischer Vorsitzender, Altherren-Präsident oder als Vize des Gesamtvereins: Überall hinterließ Kalmes, der als Redakteur bei der Saarbrücker Zeitung arbeitet, Spuren und brachte sich mit vollem Engagement ein.
Die größte Herausforderung der jüngeren Vergangenheit stand ihm und seinen damaligen Kollegen im Vorstand Ende 2013 in Haus: Beim ASC hatten sich 320.000 Euro Schulden angehäuft, die Insolvenz drohte. „Es war wohl irgendwie ein Geistesblitz von mir“, erinnert er sich an seinen Plan, der dem ASC die Insolvenz ersparte: Einen von drei Sportplätzen am „Brennenden Berg“ verkaufte der klamme Club für 100.000 Euro an die Stadt Saarbrücken, war damit die größten Sorgen los. Darlehen, für die die Stadt bürgte und welche bei einer Pleite vom ASC sowieso nicht mehr hätten bedient werden können, wurden so getilgt. „Wir bekommen den Platz seitdem von der Stadt weiterhin zur Verfügung gestellt und nutzen ihn in vollem Umfang“, berichtet Kalmes.
Nach dieser Rettungsaktion („Das hört sich alles im Nachhinein einfach an, kostete aber schon einige Nerven“) brauchte er erst einmal eine Auszeit. Erst seit Oktober vergangenen Jahres ist Kalmes wieder im Vorstand der Alten Herren als Sportlicher Leiter tätig. In der Zwischenzeit lebte er aber auch seine soziale Ader aus – und sammelt im Saarland vor allem Sportutensilien für den westafrikanischen Staat Benin. Sein Afrika-Faible und das Bewusstsein, dass es „noch zig Millionen Menschen gibt, die im Gegensatz zu uns hier in Mitteleuropa wirkliche Probleme haben“ entwickelte sich so richtig ab 2004, als er nach einem Aufenthalt im südostafrikanischen Simbabwe eine Serie über das Projekt des früheren Saarbrücker Mediziners Hans Schales schrieb und auf die Nöte vor Ort aufmerksam machte.
Wie sportbegeistert die Menschen auf dem Schwarzen Kontinent sind, wurde ihm auch bei einem Besuch am Golf von Guinea klar: 2007 begleitete er eine Delegation des Patenschaftvereins „Sulzbach hilft Benin“ nach Bassila – knapp 400 Kilometer von der Küste entfernt: „Wir haben eine Art Länderspiel gegen Einheimische ausgetragen, an die 1.000 Zuschauer waren dabei. Anschließend haben wir ihnen die 'La-Ola' beigebracht – ein wahnsinniges Erlebnis.“
Mitte 2013 unternahm er eine private Reise nach Bassila, in dem an den allermeisten Orten Luxus ein Fremdwort scheint und die Menschen mit dem Nötigsten zurechtkommen müssen. Irgendwo im Landesinnern gab es wegen einer Autopanne eine stundenlange Zwangspause. Hinter einer Mauer hörte er Kindergeschrei, ging diesem nach und kam zu einem Schulgelände: „Die Kids haben mich angeschaut wie einen Außerirdischen. Viele von ihnen hatten wohl nie noch zuvor einen `Yovo`, wie Weiße hier heißen, gesehen.“ Am Fußballspiel der Schüler mit einem platten Basketball („Ich hatte Bammel davor, dass Löwen in den Hecken lauerten“) beteiligte er sich mit großer Begeisterung – und nahm sich fest vor, auf der Rückfahrt einen richtigen Fußball vorbei zu bringen. Gegen Ende seiner Benin-Tour übergab Kalmes dann auch den Ball; die Kids waren „außer sich vor Freude“, wie er noch heute mit leuchtenden Augen anmerkt.
Damit war es aber nicht getan: Trikots, weitere Bälle und sonstige Sportgeräte fehlten auch. Im Jahre 2014 kam Kalmes zurück und machte eine Bestandsaufnahme. Seitdem schickt er immer wieder Sportmaterial nach Benin. Ob in seinem ASC Dudweiler oder in vielen weiteren Vereinen hat er „jede Menge Solidarität“ ausgemacht. Und die ist es auch, die ihn motiviert, sich weiterhin so tatkräftig zu einzubringen.
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