Ideenwettbewerb: Acht Nominierte stehen fest
Die acht Nominierten des DFB-Ideenwettbewerbs für mehr Klimaschutz im Amateurfußball stehen fest. Aus ihrer Mitte werden die drei Gewinner gekürt.
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Lerchl (4. von rechts) stieg in der Saison 2009/2010 mit RB aus der Oberliga auf. Zu den Neuzugängen gehörten Thomas Kläsener (2. von rechts) und Ingo Hertzsch (2. von links). [Foto: 2009 Getty Images]
RB Leipzig ist die große Überraschungsmannschaft der Bundesliga. Nach elf Spieltagen steht der Aufsteiger an der Tabellenspitze. Dabei wurde der Verein erst vor gut sieben Jahren gegründet. RB Leipzig übernahm damals das Startrecht des SSV Markranstädt in der Oberliga. Der ehemalige U-Nationalspieler Michael Lerchl hat die Geburtsstunde miterlebt und erinnert sich für FUSSBALL.DE.
Als gestandener Profi, der für Dynamo Dresden 17 Spiele in der 2. Bundesliga absolviert hatte, kam er nach Leipzig. Der Mittelfeldspieler feierte den Aufstieg in die Regionalliga, verließ den Verein dann aber wieder. Heute ist Lerchl 30 und spielt beim SV BW Bad Zorbau in der Verbandsliga Sachen-Anhalt. Im exklusiven FUSSBALL.DE- Interview blickt Lerchl auf die Anfänge in Leipzig zurück - mit Geschäftsstelle auf dem Marktplatz und dem ersten Aufstieg.
FUSSBALL.DE: Herr Lerchl, als Sie im Jahre 2009 nach Leipzig kamen, waren Sie bereits ein gestandener Fußballspieler und hatten für Dynamo Dresden in der 2. Bundesliga gespielt. Warum sind Sie damals zu RB Leipzig in die Oberliga gegangen?
Lerchl: Leipzig hatte sich angeboten, weil ich in der Nähe meiner Heimatstadt Dresden bleiben wollte. RB Leipzig war ein aufstrebender Verein. Jeder wusste, was der Plan von Red Bull war. Die Ziele wurden ganz klar gesteckt. Es hieß von Anfang an: Wir wollen in die Bundesliga!
"Ich weiß überhaupt nicht, auf welchem Tabellenplatz RB Leipzig steht. Ich habe nur gehört, dass es wohl ganz gut läuft"
Wie wurde diese hohe Zielsetzung von der Mannschaft aufgenommen?
Lerchl: Das war jedem klar. Ansonsten wäre nicht so eine starke Mannschaft zusammengestellt worden. Im Kader waren viele Spieler, die noch viel mehr Erfahrung hatten als ich. Thomas Kläsener hatte mit Schalke zum Beispiel in der Champions League gespielt, Ingo Hertzsch war sogar deutscher Nationalspieler.
Demzufolge wurden schon zu Oberliga-Zeiten richtig gute Gehälter gezahlt.
Lerchl: Natürlich. Sonst wären solche Spieler nicht nach Leipzig gekommen.
Heute hat RB Leipzig eines der modernsten Trainingszentren überhaupt. Wie waren die damaligen Trainingsbedingungen?
Lerchl: Das war damals natürlich ganz anders. RB Leipzig hatte sich beim SSV Markranstädt mit eingekauft. Auf deren Kunstrasenplatz hatten wir unser erstes offizielles Training. Manchmal pendelten wir zwischen diesem und noch einem woanders liegenden Trainingsplatz hin und her. Man merkte eben, dass alles noch im Aufbau steckte. Die Geschäftsstelle befand sich anfangs noch auf dem Parkplatz. Da standen LKWs oder Container – so genau weiß ich das jetzt gar nicht mehr - worin die Mitarbeiter des Vereins ihrer Arbeit nachgingen.
Wie haben die Menschen in Leipzig auf den neuen Verein reagiert?
Lerchl: Viele waren gegen uns. Die Fans der Traditionsvereine wie Lokomotive Leipzig oder Dynamo Dresden haben ihren Unmut kundgetan. Wir wurden als 'Bullenschweine' und sonst was beschimpft – so genau habe ich da nicht hingehört. Die Fans waren jedenfalls richtig stinkig und behaupteten, wir würden den Sport kaputt machen.
Wie sind Sie und die anderen Spieler damit umgegangen?
Lerchl: Wir haben das zwar mitbekommen, sprachen aber nicht viel darüber. Wichtig war, dass wir eine gestandene Mannschaft waren. Die Spieler waren es gewohnt, vor weit mehr als 20.000 Zuschauern zu spielen. Wenn man dann in der Oberliga vor 500 Leuten spielt, von denen sich 100 Menschen vielleicht aufregen, nimmt man das nicht so ernst.
Wie haben Sie die Spielzeit 2009/2010 in Erinnerung behalten? RB Leipzig gewann die Meisterschaft damals mit 22 Punkten Vorsprung.
Lerchl: Von der Konkurrenzsituation her war die Saison nicht sonderlich nervenaufreibend. Uns war klar, dass wir das Nonplusultra in der Liga sind. Genauso sind wir auch aufgetreten. Der Aufstieg war relativ schnell fix.
Warum haben Sie RB Leipzig nach einer Saison wieder verlassen?
Lerchl: RB Leipzig wollte hoch hinaus. Das hat sich nicht mit meinen Zielen gedeckt. Ich wollte nicht nur Fußball spielen, sondern auch etwas Vernünftiges machen. Ich bin dann zum SSV Markranstädt gegangen. So konnte ich eine Berufsausbildung beginnen.
Sie sind also zu dem Verein gegangen, von dem RB Leipzig das Startrecht für die Oberliga erhielt?
Lerchl: Genau. Die 2. Mannschaft des Vereins wurde praktisch zur 1. Mannschaft. Mit dem Verein sind wir dann von der Landesliga in die Oberliga aufgestiegen.
Wie beurteilen Sie den aktuellen Höhenflug von RB Leipzig?
Lerchl: Um ehrlich zu sein: Ich weiß überhaupt nicht, auf welchem Tabellenplatz die stehen. Ich habe nur gehört, dass es wohl ganz gut läuft.
Das stimmt wohl. RB Leipzig ist Tabellenführer...
Lerchl: … Okay. Ich gucke gar keinen Fußball mehr. Daher weiß ich das nicht. Mich hat Fußball als Zuschauer nie groß interessiert. Ich konnte nur eben selbst ganz gut spielen.
Heute spielen Sie beim SV BW Zorbau in der Verbandsliga. Bereuen Sie es nicht, dass Ihre Profikarriere nur so kurz war?
Lerchl: Überhaupt nicht. Ich habe bei Dynamo Dresden festgestellt, dass das nicht mein Leben ist. Ich bin nicht dafür gemacht, als bekannter Fußballspieler durch die Stadt zu laufen und von jedem zweiten Menschen schräg angeguckt zu werden.
Dann wollen Sie gar nicht mehr in einer höheren Liga spielen?
Lerchl: Ich fühle mich momentan sehr wohl. Ich bin nun 30 Jahre alt. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar etwas stinkig, dass ich in meiner Jugend so viel Zeit in den Sport investiert habe. Andererseits bin ich für die Erfahrungen auch sehr dankbar. Ich spiele seit 22 Jahren Fußball. Ich kann nicht einfach von heute auf morgen mit dem Fußball aufhören – ansonsten wäre ich nicht ausgeglichen. Der SV BW Zorbau ist für mich der ideale Verein. Ich habe das Trainingspensum heruntergeschraubt. Aber der Spaß am Fußball ist erhalten geblieben.
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