Videos: Mehr Klimaschutz im Amateurfußball
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120 Sitzplätze plus genügend Steher an der Theke, dazu in der besten Lage mitten zwischen City und Stadion. "Mit Schmackes" heißt die Kneipe mit gutbürgerlichem Restaurant, die seit der Eröffnung vor vier Jahren zu den beliebtesten Anlaufstellen im Dortmunder Kreuzviertel gehört, und zwar längst nicht nur von BVB-Fans. Die Inhaber heißen Christopher Reinecke – und Kevin Großkreutz.
Der gelernte Gastronom und der Weltmeister von 2014 haben hier einen großzügigen Laden im modernen Vintagestyle errichtet, der zeitgemäßes Design und Ruhrpott-Flair gekonnt verbindet. Im Moment ist allerdings an der Hohe Straße 61a tote Hose, denn seit das Coronavirus wütet und alle Gastrobetriebe schließen mussten, kämpft auch ein bisher gut laufender Betrieb mit einem Profifußballer als Teilhaber um seine Existenz.
Seit dem vorigen Wochenende bietet das "Mit Schmackes" seine Schnitzel zur Abholung an. Etwa 80 Bestellungen gingen ein, zudem werden Gutscheine verkauft – nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. "Wir haben zwar Rücklagen gebildet, aber die sind jetzt so langsam aufgefressen. Noch ein paar Wochen können wir durchhalten, aber jeder Tag, an dem wir nicht öffnen dürfen, tut weh", gibt Christopher Reinecke zu. "Das betrifft natürlich nicht nur uns, sondern ist für alle Kneipen, Restaurants und Cafés eine ganz schwierige Zeit. Wenn die Soforthilfe nicht wäre, hätten wahrscheinlich schon einige Läden komplett dicht machen müssen."
"Wenn der BVB um 18.30 Uhr gegen Bayern spielt, ist unser Laden von 11 Uhr morgens bis in die Nacht voll – normalerweise"
Wie schön, dass da der große Fußballverein vor Ort eine gute Idee hatte. Am 21. März veranstaltete Borussia Dortmund den ersten "Digitalen Spieltag". Über seine Medien rief der BVB seine Fans dazu auf, wie vor einem normalen Heimspiel im Signal Iduna Park auf eine virtuelle Runde durch die Dortmunder Kneipen zu gehen, um so die leidende Gastroszene zu unterstützen. Die Schwarz-Gelben sollten einfach hier ein Bierchen trinken, dort eine Currywurst-Pommes oder da ein Schnitzel essen, natürlich alles nur vor dem geistigen Auge, und die Summe, die sie sonst dafür bezahlt hätten, den Gastrobetrieben spenden. Mit Erfolg: Durch den "Digitalen Spieltag" kamen über 120.000 Euro zusammen. "Das war eine super Idee vom BVB", findet Reinecke.
Über etwa 2500 Euro durften sich die rund 30 "Mit Schmackes"-Mitarbeiter freuen, die sich seit dem 1. April in Kurzarbeit befinden. "Kevin und mir war wichtig, dass wir das Geld direkt an unsere Mitarbeiter weitergeben", sagt Reinecke, der nicht persönlich vom "Digitalen Spieltag" profitieren wollte.
Am 6. April wiederholte der BVB nun die Aktion. Das Datum war nicht zufällig gewählt, denn an diesem Samstag wären normalerweise über 81.000 Zuschauer ins Dortmunder Stadion gepilgert, um den Bundesliga-Kracher gegen Bayern München zu sehen. In Zeiten von Corona leider nur eine schöne Vision, Stars wie Sancho, Haaland, Reus und Co. gegen Neuer, Kimmich und Lewandowski live erleben zu dürfen.
Das Topspiel mit Anstoß um 18.30 Uhr wäre auch einer der umsatzstärksten Tage für "Mit Schmackes" gewesen. "An so einem Spieltag haben wir schon um 10 Uhr geöffnet, und ab 11 Uhr kommen schon Gäste. Meistens muss man vorher reservieren, um überhaupt einen Platz zu kriegen", verrät Reinecke. "Der nächste Schwung ist dann über den Mittag da und gegen 15 Uhr, bevor die Sky -Konferenz anfängt, wird es wieder voll. Ab 17 Uhr gehen diejenigen, die eine Karte haben, rüber zum Stadion. Die frei werdenden Plätze sind aber schnell wieder besetzt, weil eben nicht jeder ein Ticket hat und dann das Topspiel bei uns guckt."
Abends, nach dem Spiel, ist natürlich wieder alles voll – so war es in der Vergangenheit, vor Corona und dem Lockdown. Vor zweieinhalb Wochen sollten sich die Borussen-Fans also erneut virtuell auf den Weg vom Bahnhof zum Stadion machen, über den Wall ziehen oder eben im Kreuzviertel einkehren. Zum digitalen Bundesliga-Gipfel schaltete der BVB eine Live-Sendung aus dem Stadion, moderiert von Stadionsprecher Norbert "Nobby" Dickel und mit den BVB-Stars Marco Reus und Mats Hummels sowie dem Ex-Dortmunder und heutigen Union Berliner Neven Subotic. Der zweite Anlauf lockte allerdings schon deutlich weniger BVB-Anhänger in die virtuelle Kneipe, letztlich kamen statt 120.000 Euro diesmal 20.000 Euro zusammen. "Auch wenn es deutlich weniger Geld ist, ist es doch für jeden einzelnen Gastronomen ein wertvoller Beitrag und ein Zeichen dafür, dass wir Dortmunder zusammenhalten", sagt Reinecke.
Wann er und seine Kolleginnen und Kollegen wieder regulär öffnen dürfen? "Man weiß es nicht", sagt der Kumpel von Großkreutz und zuckt mit den Schultern. Seine Kneipe wäre groß genug, um Abstandsregeln gut umsetzen zu können, dann dürften halt nur 50, 60 Leute rein statt 120. "Hauptsache, es geht bald weiter – irgendwie..."
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