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In den Altersklassen von der U 6 bis zur U 11 geht der Kinderfußball in Deutschland seit 2019 mit einem neuen Konzept an den Start. Seit 2020 sind alle 21 Landesverbände in der erweiterten Pilotphase. FUSSBALL.DE beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was hat es mit den neuen Spielformen auf sich?
Das Spielen mit dem Ball am Fuß und das Erzielen von Toren sind die zentralen Gründe, warum so viele Kinder und Jugendliche Freude am Fußball haben. Die neuen Spielformen sollen allen Kindern auf dem Platz so häufig wie möglich die Chance geben, den Ball selbst am Fuß zu haben, aktiv am Spiel teilzunehmen, Tore zu erzielen und damit persönliche Erfolgserlebnisse zu haben. Deshalb wird auf kleinere Teams, viel Abwechslung und zum Teil vier Tore gesetzt. Dies soll die individuelle sportliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen fördern, ihre Begeisterung für den Fußball verstärken und sie als so als langfristige Mitglieder der Fußballfamilie gewinnen. Die Reform soll den gesamten Fußball und seine Vereine an der Basis langfristig stärken. Die veränderten Spielformen beziehen sich auf die Altersklassen G-, F- und E-Jugend.
Motto und Ziel sind: Alle Kinder spielen immer – kein Kind bleibt zu Hause!
Spielen das Gewinnen und Verlieren keine Rolle mehr?
Doch, natürlich! Auch in den kleinen Spielformen wird gewonnen und verloren – nun sogar viel häufiger, weil viel mehr gespielt wird und sich am Wochenende nicht alles um eine einzige Partie dreht. Um den Ergebnisdruck im Kindesalter nicht zusätzlich zu forcieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken, wird in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunde ausgetragen. Stattdessen sind Spielenachmittage, Festivals und Turniere mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern vorgesehen. Integriert in die Spielformen ist ein Rotationsprinzip mit festen Wechseln der Spieler*innen, um allen Kindern Einsatzzeiten zu ermöglichen. Wichtigstes Ziel der Reform in den Altersklassen U 6 bis U 11 ist es, mit einer kindgerechten Art des Fußballs den Spaß am Spiel nachhaltig zu fördern.
Was besagen die neuen Spielformen genau?
G-Jugend (U 6/U 7): Es wird im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei gespielt (Spielfeldgröße: 16 x 20 m bis 28 x 22 m). Jedes Team hat maximal zwei Einwechselspieler*innen. Gespielt wird auf vier Mini-Tore, jede Mannschaft verteidigt also zwei Tore. Tore dürfen erst ab der Mittellinie (Zwei-gegen-Zwei) oder in einer Sechs-Meter-Schusszone (Drei-gegen-Drei) erzielt werden, einen Torwart gibt es nicht. Nach jedem Tor wechseln beide Mannschaften automatisch jeweils eine*n Spieler*in. Gespielt wird an den Spielenachmittagen in Turnierform, empfohlen sind bis zu sieben Durchgänge à maximal zehn Minuten. Nach jedem Durchgang gehen die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter, die Verliererteams jeweils um ein Spielfeld zurück. Dadurch werden weitgehend ausgeglichene Spiele mit wenigen extremen Ergebnissen erreicht, es ergibt sich ein ausgewogeneres Leistungsniveau und daraus resultierend weniger Frust für die Kinder. Auf der anderen Seite bietet der Modus einen zusätzlichen Anreiz, immer wieder "aufsteigen" zu können.
F-Jugend (U 8/U 9): Es wird im Drei-gegen-Drei (Spielfeldgröße: 26-28 x 20-22 m) oder Fünf-gegen-Fünf gespielt (40 x 22-25 m). Beim Drei-gegen-Drei gelten die Regelungen wie in der G-Jugend (siehe oben). Alternativ ist auch ein Drei-gegen-Drei mit Torwart (3+1:3+1) auf möglichst höhenreduzierte Kleinfeldtore möglich. Beim Fünf-gegen-Fünf wird entweder auf vier Minitore (ohne Torwart, fünf Feldspieler*innen) gespielt oder auf zwei Kleinfeldtore (vier Feldspieler*innen plus Torwart). Vorgeschlagene Spielzeit pro Durchgang sind hier zehn bis zwölf Minuten. Klare Empfehlung ist es, die Teamgröße vom Entwicklungsstand der Kinder abhängig zu machen (Anfänger Drei-gegen-Drei, Fortgeschrittene Drei+TW gegen Drei+TW oder Fünf gegen Fünf), um wie beschrieben allen Kindern mehr Ballaktionen zu ermöglichen. Sowohl beim Drei-gegen-Drei als auch beim Fünf-gegen-Fünf gehen nach jedem Durchgang die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter und die Verliererteams um ein Spielfeld zurück.
E-Jugend (U 10/U 11): Es wird im Fünf-gegen-Fünf oder im Sieben-gegen-Sieben gespielt. Beim Fünf-gegen-Fünf gelten die Regelungen analog zur F-Jugend. Beim Sieben-gegen-Sieben (Spielfeldgröße: 55 x 35 m) wird auf zwei Kleinfeldtore gespielt, also mit sechs Feldspielern*innen und einem Torwart pro Team. Ideal ist eine Turnierform mit vier Mannschaften und Spielzeiten von jeweils 2 x 12 Minuten. Sind nur zwei Mannschaften anwesend, wird als offizielle Spielzeit 4 x 15 Minuten empfohlen. Für die Einwechselspieler*innen können Nebenspielfelder für ein Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei aufgebaut werden. Beim Sieben-gegen-Sieben wird die Partie nach einem Ausball erstmals mit Einwurf fortgesetzt. Beim Zwei-gegen-Zwei, Drei-gegen-Drei und Fünf-gegen-Fünf erfolgt die Spielfortsetzung stets per Einschießen oder Eindribbeln.
Wie ist es zu der Entscheidung gekommen?
Die gesammelten Erfahrungen waren gut, das Feedback der Kinder war und ist sehr positiv. Der DFB-Bundesjugendtag bestätigte im Januar 2022 die Empfehlung des Jugendausschusses und Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball, die neuen Spielformen im Kinderfußball ab 2024/2025 verbindlich in die DFB-Jugendordnung aufzunehmen. Offiziell bestätigt wurde dieser Schritt mit dem Beschluss des DFB-Bundestages am 11. März 2022.
Es folgte eine zweijährige Übergangszeit, um die neuen Spielformen stufenweise weiter auszurollen. Seit Beginn der Saison 2024/2025 gelten die neuen Regelungen verbindlich in ganz Deutschland.
Was sind die größten Vorteile?
Jedes Kind spielt mit und hat Aktionen am Ball. Die Kinder spielen ein Spiel, dass ihren Fähigkeiten und Interessen gerecht wird. Und: Die Kinder erlernen noch besser grundsätzliche Werte des Fußballs – nämlich: Fair Play, Freude am Spiel sowie Umgang mit Siegen und Niederlagen.
Was soll der Modus bewirken, nach dem Gewinnerteams um ein Spielfeld aufsteigen und Verlierer ein Feld absteigen?
Es werden ausgeglichenere Spiele mit wenigen extremen Ergebnissen ermöglicht, es ergibt sich ein ausgewogeneres Leistungsniveau und daraus resultierend weniger Frust für die Kinder. Gleichzeitig bietet der Modus einen zusätzlichen Anreiz, immer wieder "aufsteigen" zu können.
Was passiert mit den bisherigen Spielformen in G- bis E-Jugend?
Die neuen Spielformen gelten seit der Saison 2024/2025 in den Altersklassen U 6 bis U 11 verbindlich. Die Verbände sollen keine Pflichtspiele mehr im vorherigen, klassischen Format ansetzen. Möglich sind vereinzelte Freundschaftsspiele.
Ist das noch "echter Fußball"?
Natürlich. Fußball heißt: zwei Mannschaften, Tore und ein Ball. In diesem Fall sind es zumindest bis zu den E-Junior*innen vier Tore. Was macht den Fußball aus? Spiel, Spaß, Tore - genau das wird mit dem neuen System gefördert. Kinder können auf vielfache Art und Weise, Tore erzielen - vor allem auch die Kinder, die (noch) nicht zu den leistungsstärksten gehören. Zudem dribbeln die Kinder häufiger und haben mehr Ballaktionen, was die Technik fördert und jedes einzelne Kind sportlich verbessert. Auch das Verteidigen wird dadurch intensiver und individueller geschult.
Was ist mit Ergebnissen und Tabellen?
Ergebnisse werden nicht über den Spieltag hinaus festgehalten, aber jedes einzelne Spiel wird gewertet und Mannschaften steigen während des Turniers in das nächste Feld auf oder ab. Insofern gibt es immer Sieger*innen und Verlierer*innen – eine Erfahrung, die auch für Kinder wichtig ist. Aufgrund der Vielzahl an Spielen sind die einzelnen Ergebnisse in den neuen Spielformen allerdings auch schneller wieder vergessen.
Es können in diesem Zuge auch Turnierformate durchgeführt werden. Dabei sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:
Werden schwächere Spieler*innen nicht demotiviert, weil Leistungsunterschiede noch deutlicher zutage treten?
Im Gegenteil: Bei den bisherigen Spielformen in den unteren Altersklassen (Sieben-gegen-Sieben) ist es viel eher der Fall, dass die langsameren und weniger talentierten Spieler*innen kaum an den Ball kommen und häufig auf Positionen spielen, die sie vom eigentlichen Spielgeschehen fernhalten. Mit dem neuen Modus werden alle Kinder eng einbezogen und erhalten in ihrem Team Ballaktionen und -kontakte. Durch das Auf- und Absteigen in den Spielfeldern anhand der Spielergebnisse während der Turniere ist außerdem gewährleistet, dass verstärkt Teams aufeinandertreffen, die ein ähnliches Leistungsniveau haben.
Inwieweit ist es problematisch für die Torhüterausbildung, wenn in den ersten Jahren ohne Torwart gespielt wird? Wann muss Torhüterausbildung zielgerichtet beginnen?
Im Kindesalter stehen vielfältige Bewegungserfahrungen sowie Spaß und Freude am Fußball im Mittelpunkt. Positionsspezifische Aspekte, auch im Torwartspiel, spielen für den Ausbildungsgedanken noch keine Rolle. Natürlich sollen auch Torschussspiele im Training stattfinden, in denen sich jeder im Tor ausprobieren kann. Eine vielfältige, ganzheitliche sportliche Schulung ist für spätere Torhüter*innen sehr wichtig, nicht zuletzt der Umgang mit dem Ball am Fuß. Ab der F-Jugend kommen Torhüter*innen dann regelmäßig in Spielen zum Einsatz.
Welche Herausforderungen stellen sich organisatorisch für die Vereine?
Vereine benötigen Tore und im Idealfall einige Betreuer*innen. Beim Spielenachmittag können Eltern als Spielfeldbegleiter*innen einbezogen werden. Gerade in der F- und G-Jugend sind die Eltern häufig noch mit auf dem Sportplatz. Minitore können bei Bedarf durch Hütchen und Stangen ersetzt werden. Schöner sind sicherlich Minitore mit Netzen, in denen der Ball zappelt. Die Verbände sind bestrebt, die Vereine bei der Durchführung von Wettbewerben in der Organisation, aber auch bei der Anschaffung von Toren bestmöglich zu unterstützen. Auch hier wurden in der Pilotphase wertvolle Erfahrungen gesammelt. Jeder Euro für Minitore und die Nachwuchsarbeit ist auf jeden Fall gut angelegt im Sinne der Entwicklung des eigenen Vereins.
Wie werden die neuen Spielformen im DFBnet abgebildet?
Die DFB-App "Teampunkt" wurde um das Modul "Kinderfußball" erweitert. Dort haben die Vereine die Möglichkeit, im Umkreis nach Festivals zu suchen und sich anzumelden oder selbst Festivals zu organisieren. Zur neuen Saison 2021/2022 ist die App für die Planung durch Staffelleiter*innen erweitert worden. Die Staffelleitungen können nun stellvertretend für die Vereine in ihrem Zuständigkeitsbereich Festivals anlegen.
Die Anwendung ist ans DFBnet gekoppelt. Von der Platzbuchung über die Infos zur geplanten Spieldauer und Altersklasse sowie der Anzahl angemeldeter Teams bis hin zu einer Übersicht zu vorhandenem und benötigtem Material haben Ausrichter und Teilnehmer*innen alle relevanten Angaben. So erhalten alle Beteiligten einen schnellen und umfassenden Überblick über ihre Festivals.
Welches Unterstützungsmaterial erhalten die Verbände, um die neuen Spielformen in die Vereine zu tragen?
Neben dem bestehenden Konzept gibt es zwei Erklärvideos, die Vereinen, Eltern und Kindern die neuen Spielformen mit ihren Vorteilen näher bringen. Zudem hat der DFB einen Flyer und ein umfassenderes Booklet erstellt, auf welchem die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Darüber hinaus sind auf dfb.de/kinder alle wichtigen Informationen zum Thema stets online abrufbar.
An wen wende ich mich, wenn ich Fragen habe?
Einfach eine E-Mail an kinderfussball@dfb.de schreiben. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich an seinen jeweils zuständigen Landesverband zu wenden.
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