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Klaudia Yüksel (im linken Bild rechts) mit Co-Trainerin Nurhan Deger (im linken Bild links).[Foto: FLVW]
Das Ehepaar Klaudia und Ercan Yüksel betreut eine Frauen- und Mädchenmannschaft beim Türkischen Sportverein Lüdenscheid. Der TSV nimmt damit eine Vorreiterrolle für viele Vereine ein, die von türkischen Migranten gegründet wurden.
Auf und neben dem Platz herrscht buntes Treiben an diesem Montagabend, an dem das Flutlicht den Kunstrasen bereits um 18.30 Uhr vollständig ausleuchtet. Herbstlich frisch ist es hier in Lüdenscheid auf dem Sportplatz Wefelshohl. Das macht den kleinsten Kickern des Türkischen Sportvereins (TSV) Lüdenscheid freilich wenig aus. Auf der einen Platzhälfte trainieren die Minis, auf der anderen die F-Jugendlichen. Klaudia Yüksel ist als Trainerin mittendrin. Ihr Mann Ercan steht am Spielfeldrand. Er begrüßt die Spielerinnen, die langsam auf dem Vereinsgelände eintrudeln. 14 sind es heute, inklusive der spielenden Co-Trainerin Nurhan Deger.
Frauen- und Mädchenfußball bei einem Sportverein, der vor mehr als 40 Jahren von türkischen Migranten gegründet worden ist? Hier in Lüdenscheid ganz normal. Dass der TSV damit vermutlich eine Ausnahmestellung innerhalb des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) einnimmt, verwundert das Ehepaar Yüksel selbst. Das Thema Integration ist weder für sie noch für den Verein ein großes, weil es hier ganz praktisch gelebt wird. "Quer durch den Garten", antwortet Klaudia Yüksel auf die Frage, wo denn ihre Spielerinnen ihre Wurzeln hätten.
Ehemann Ercan präzisiert: "Türkisch, deutsch, griechisch, marokkanisch, spanisch - und noch vieles mehr", lacht er. Und beide betonen, dass hier jedes Mädchen und jede Frau mit offenen Armen empfangen wird. Auch das ist ein Grund, warum die Mannschaft, deren Kader bis zu 23 Spielerinnen stark ist, derzeit nicht am regulären Meisterschaftsbetrieb teilnimmt. "Für uns steht der Spaß und der Breitensportgedanke im Vordergrund. Uns ist wichtig, allen Mädels – egal wie gut oder wie alt – die Möglichkeit zu geben, gegen den Ball zu treten", erläutert die Trainerin, die mit ihrer Truppe regelmäßig Freundschaftsspiele gegen andere Teams bestreitet.
"Es ist oftmals auch noch eine Frage der Mentalität, dass wenige muslimische Mädchen zum Fußball geschickt werden"
Und dennoch: Fußballvereine, die TSV, Türkgücü oder Türkspor im Namen tragen, gibt es seit Jahren viele. Doch nur die allerwenigsten fördern aktiv den Frauen- und Mädchenfußball. "Es ist oftmals auch noch eine Frage der Mentalität, dass wenige muslimische Mädchen zum Fußball geschickt werden", betont Hayati Eker, der als Vorstandsmitglied des TSV heute Abend ebenfalls am Wefelshohl ist.
Beim TSV wisse man die Töchter jedoch in guten und vertrauten Händen, sagt Eker. "Wir haben hier ganz klare und strenge Regeln. Zum Beispiel befindet sich die Kabine in einem eigenen Gebäudetrakt, der von den anderen Mannschaften während des Trainings nicht betreten werden darf. Da haben wir unsere Teams, die parallel auf dem Platz sind, auch noch einmal sensibilisiert", beteuert das Vorstandsmitglied, das sichtlich stolz auf das Engagement und die Begeisterung der TSV-Kickerinnen ist.
Eine Haltung, die Klaudia Yüksel nur unterstreichen kann. "Als wir damals mit der Idee einer Frauen- und Mädchenmannschaft auf den Vorstand zugekommen sind, haben wir offene Türen eingerannt", erinnert die C-Lizenz-Inhaberin an die Anfänge im Jahr 2017. Dumme Sprüche von Männern oder männlichen Jugendspielern habe es nie gegeben. "Das würde der Vorstand auch niemals tolerieren", sagt Yüksel, die selbst eher durch Zufall an den Trainerjob gelangt ist.
Durch ihren Ehemann Ercan, der seit Jahren als Trainer im Jugendfußball aktiv ist, ist die Mutter zweier erwachsener Söhne langsam in die neue Aufgabe reingewachsen. Zunächst als "Mädchen für alles", dann mehr und mehr auch in die sportlichen Aufgaben. Die erfolgreiche Lizensierung als C-Trainerin sei dann ein "Jackpot" für sie gewesen. Der Fußball – und insbesondere die Kinder- und Jugendarbeit – hat sich zur Leidenschaft entwickelt. Und ihre Truppe zu einer zweiten Familie.
Das merkt man Klaudia Yüksel an, wenn sie auf dem Platz steht. Wie sie ihrer Torhüterin im Trainingsspiel die Schuhe zubindet, zum Beispiel. Oder wie sie Scherze mit Co-Trainerin Nurhan Deger macht. Sie ist an diesem Tag übrigens die einzige, die einen Hidschab und ein knöchellanges Gewand trägt. Darüber die Coaching-Jacke des TSV Lüdenscheid. Und natürlich Fußballschuhe. "Die Herkunft, das Aussehen und alles andere spielt hier zum Glück überhaupt keine Rolle. Hier gibt es auch kein Rumgezicke unter den Mädels. Wir sind alle kunterbunt und wollen einfach nur Spaß am Fußball haben." Den haben sie an diesem Montagabend. Und beim TSV Lüdenscheid, der die Integration und den Frauen- und Mädchenfußball auf eindrucksvolle Art und Weise fördert.
Dieser Text erschien anlässlich des 50-jährigen Frauenfußball-Jubiläums in der Sonderausgabe des Verbandsmagazins "WestfalenSport" des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen. Weitere spannende Geschichten gibt es im E-Paper.
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