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Heiß auf die Sensation: Lübecks Trainer Rolf Landerl. [Foto: imago/objectivo]
Die erste Runde des DFB-Pokals beginnt mit einem echten Nordderby. Der Regionalligist VfB Lübeck empfängt den Zweitligisten FC St. Pauli (Freitag, 19. August, ab 20.45 Uhr). Rolf Landerl hat das Traineramt in Lübeck erst in der Sommerpause übernommen. Bereits als Spieler trug er das Trikot der Lübecker und sorgte 2009 für eine echte Pokalsensation, als der Bundesligist 1. FSV Mainz 05 in der ersten Runde bezwungen wurde. Im FUSSBALL.DE-Interview erzählt der 40-Jährige, welche Lehren er aus diesem Spiel gezogen hat, wie seine Mannschaft den FC St. Pauli bezwingen kann und warum sein Länderspiel gegen Deutschland so schmerzhaft war.
FUSSBALL.DE: Herr Landerl, mit dem FC St. Pauli haben Sie einen Zweitligisten abbekommen, der nur eine Autostunde von Lübeck entfernt ist. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Los?
Rolf Landerl: Sieht man einmal vom FC Bayern München ab, hätten wir für unsere Region kein besseres Los ziehen können. Der ganze Verein freut sich auf das Spiel. Das Stadion wird sicherlich ausverkauft sein. Ein Spiel vor 17.000 Zuschauern wird ein tolles Erlebnis.
Aber ganz ehrlich: Müssen Sie nicht befürchten, dass mehr St. Pauli-Fans als Lübeck-Fans im Stadion sein werden? Immerhin reisen bei jedem Auswärtsspiel von St. Pauli tausende von Fans mit.
"Das ist ein Pokalspiel. Entweder man überlebt oder man ist draußen"
Landerl: Nein, nein. Ich denke, wir werden den Heimvorteil haben.
Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Landerl: Das ist ein Pokalspiel. Entweder man überlebt oder man ist draußen. Wenn man das Spiel lange offen gestalten kann, ist mit einer gewissen Euphorie einiges möglich. St. Pauli wird uns sicherlich nicht unterschätzen. Wir müssen einen Tag erwischen, an dem wir 110 Prozent Leistung bringen. Leistet der Gegner etwas weniger, ist die Möglichkeit vorhanden.
Sie sprechen aus Erfahrung: Im Jahre 2009 kamen Sie als Spieler zum VfB Lübeck und haben gleich für eine Sensation gesorgt. Der Bundesligist 1. FSV Mainz 05 wurde in der ersten Runde des DFB-Pokals bezwungen. In der zweiten Pokalrunde hat sich der VfB Stuttgart erst in der Verlängerung durchgesetzt. Was muss eine Mannschaft leisten, um einen höherklassigen Gegner zu bezwingen?
Landerl: Man muss selber agieren, darf nicht nur reagieren. Man muss von der ersten Minute an zeigen, dass man da ist, die Nervosität möglichst schnell ablegen. Und das Wichtigste: Man muss zu 100 Prozent an die eigene Chancen glauben und als Mannschaft auftreten.
Geben Sie Ihre eigene Pokalerfahrung an Ihre Spieler weiter?
Landerl: Natürlich werde ich die damaligen Spiele zum richtigen Zeitpunkt thematisieren. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass wir davor noch wichtige Spiele in der Regionalliga haben. Es wäre ein großer Fehler, nur an den Pokal zu denken.
In der Saisonvorbereitung haben Sie gegen die Profis vom SV Werder Bremen 1:1 gespielt. Das müsste doch Mut geben, einen höherklassigen Gegner Paroli bieten zu können.
Landerl: Natürlich. Zumal Werder mit der besten Mannschaft aufgelaufen ist. Lediglich Zlatko Junuzovic hat aufgrund der Europameisterschaft gefehlt. Werder hat sehr offensiv gespielt. Dadurch ergaben sich Räume für uns.
Fünf Jahre sind vergangen, seitdem Sie den VfB Lübeck als Spieler verlassen haben. Zwischenzeitlich gab es eine Insolvenz, der Verein spielte eine Saison sogar in der fünftklassigen Schleswig-Holstein Liga. Hat sich der Verein in Ihrer Abwesenheit sehr verändert?
Landerl: Der Verein hat sich nach der Insolvenz wieder neu aufgestellt. Alle haben hart gearbeitet, um ein neues Projekt zu starten. Trotzdem müssen wir die Kirche im Dort lassen: Unsere Mannschaft ist sehr jung. Wir haben Spieler geholt, die sich erst noch entwickeln müssen.
Was bedeutet das für Ihre Zielsetzung in der Regionalliga?
Landerl: Wir möchten uns in den kommenden beiden Spielzeiten von den Punkten her jeweils verbessern und im dritten Jahr vorne angreifen.
Ihr Linksverteidiger Cedrik Szymczak wurde zum Sichtungslehrgang der polnischen U 20-Nationalmannschaft eingeladen. Ihr neuer Mittelstürmer Gary Noel trug bereits dreimal das Trikot für Mauritius in der Afrika-Cup-Qualifikation. Das klingt nach großem Potenzial.
Landerl: Das stimmt. Der Gary Noel hat in Österreich bereits zweitklassig gespielt. Er bringt viel Potenzial mit, muss sich aber noch an den norddeutschen Fußball gewöhnen. Szymczak ist ein ganz junger Spieler. Man muss abwarten, in welche Richtung sich seine Karriere entwickelt.
Wie häufig trainiert Ihre Mannschaft?
Landerl: Letzte Saison wurde viermal wöchentlich trainiert. Nun finden fünf bis sechs Trainingseinheiten statt. Wenn man sich weiterentwickeln möchte, muss man die Trainingsarbeit intensivieren.
Als Spieler waren Sie ein echter Europa-Bummler. Sie haben in Österreich, in Deutschland, in Portugal, in Ungarn, in der Slowakei und in den Niederlanden gespielt. Sie sollen sich selbst als "Legionär aus Leidenschaft" bezeichnet haben.
Landerl: (schmunzelt) Das habe ich auch gelesen.
Stimmt das nicht?
Landerl: Ich habe mich nie so bezeichnet. Grundsätzlich bin ich gerne länger bei einem Verein geblieben. Leider hat das oft nicht geklappt. Andererseits war es hilfreich, verschiedene Kulturen, Trainer und Spielphilosophien kennenzulernen. Das war ein Abenteuer.
Was war die schönste Zeit Ihrer Karriere?
Landerl: Schwer zu sagen. Die sieben Jahre in Holland waren super. In der ersten portugiesischen Liga zu spielen, hat ebenfalls Spaß gemacht. Ich habe dort gegen Leute wie Ricardo Quaresma oder Diego gespielt. In den Niederlanden gegen Leute wie Rafael van der Vaart, Zlatan Ibrahimovic, Frank de Boer oder Edwin van der Sar. Da waren einige Kracher dabei. Ich habe überall etwas mitgenommen.
Ein Länderspiel haben Sie für Österreich bestritten. Im Februar 2002 liefen Sie gegen die deutsche Nationalmannschaft auf. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?
Landerl: Das Erlebnis war an sich super. Schade war nur, dass ich mich kurz vor der Halbzeit verletzt habe. Es gab einen Zusammenstoß mit Sebastian Deisler. Ich musste ausgewechselt werden und war einige Monate nicht spielfähig. Ich habe dann zwar schnell wieder in die Spur gefunden, wurde aber vom ÖFB nicht mehr einberufen.
Sebastian Deisler verletzte sich ebenfalls und verpasste die Weltmeisterschaft 2002.
Landerl: Das stimmt. Es war einfach ein unglücklicher Zusammenstoß. Leider lässt sich das nicht immer verhindern.
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