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In der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region zählten sie jahrzehntelang zu den festen Größen in der Bezirksliga – bis im vergangenen Sommer der freiwillige Absturz in die Kreisliga C Trier/Eifel im Fußballverband Rheinland erfolgte: Die SG Sauertal Ralingen hatte mit den Spätfolgen der Corona-Pandemie und damit einhergehendem Personalschwund zu kämpfen. Auch die verheerende Hochwasserflut vor knapp zwei Jahren hatte der Spielgemeinschaft der Vereine aus Ralingen, Godendorf, Edingen, Minden, Wintersdorf, Kersch (die bald zu einem Verein verschmelzen werden) mächtig zugesetzt. Der Mitte Juli 2021 überschwemmte Platz an der Sauer, einem Grenzfluss zu Luxemburg, war monatelang nicht bespielbar, sodass die SG in die Nachbarschaft ausweichen musste. Ein Jahr später ist es wieder (viel) besser um den Fußball im Sauertal bestellt – auch dank der tatkräftigen Unterstützung aus dem Nachbarland.
Knapp der halbe Kader ist aktuell mit Akteuren aus dem Großherzogtum bestückt. "Normalerweise", weiß Trainer Matteo Amodio, der das Team gemeinsam mit seinem Vater Filippo coacht, "gehen die Fußballer hier in der Gegend den anderen Weg und wechseln von Deutschland nach Luxemburg". Klubs von der anderen Sauerseite bieten auch in unteren Klassen oft finanzielle Anreize. Dadurch werde aber auch das Konkurrenzdenken gefördert und der Erfolgsdruck steige. "In Deutschland ist die Stimmung besser, und der Fußball an sich steht mehr im Fokus", sagt Amodio.
Bereits seit 2019 war der Luxemburger mit italienischen Wurzeln Spieler bei der SG Sauertal. Als die Mannschaft in der vergangenen Saison sang- und klanglos aus der Bezirksliga abgestiegen war, erklärten sich Vater und Sohn Amodio bereit, den Neuaufbau in der C-Klasse mitzugestalten. Auf der Suche nach neuen Spielern ließen die früher über viele Jahre hinweg beim nur wenige Kilometer von Ralingen entfernten Daring Club Echternach tätigen Amodios ihre alten Kontakte spielen und begeistern einstige Weggefährten, noch mal für die Sauertaler zu kicken.
"Ohne unsere Luxemburger Jungs wäre es im vergangenen Sommer sehr schwierig für uns gewesen, eine Mannschaft zusammenzubekommen. Wir sind sehr froh, dass wie sie haben"
Zur festen Größe avancierte in der abgelaufenen Saison mit seinen mittlerweile 47 Jahren Jerry Jungblut. Der frühere luxemburgische Juniorennationalspieler gewann einst mit dem CS Grevenmacher den Landespokal und wirkte in sieben Europacupspielen mit. Eigentlich hatte er bereits seine Laufbahn beendet. "Doch dann hat Filippo angerufen und mich gefragt, ob ich nicht mal bei der SG Sauertal aushelfen könne", berichtet der vom Angreifer zu Innenverteidiger umfunktionierte Jungblut. Grinsend fügt er an: "Aus dem Aushelfen ist dann eine ganze Saison geworden."
Auch sein Teamkollege Steve Bermes unterstützt das Aufbauprojekt der Amodios im Sauertal gerne mit, zudem hier "die Kameradschaft top und die Mentalität im Verein bestens ist". Mit vier Jahren fing er einst auf deutscher Seite in Irrel mit dem Kicken an, wirkte dann auch mit einem Doppelspielrecht in Echternach mit. Der heute 32-Jährige trug früher auch das Dress jenes Clubs, mit dem die Spielgemeinschaft eine besonders gute Beziehung hat. Nur gut einen Torwartabschlag entfernt auf der anderen Seite der Sauer liegt die Spielstätte des Erstligisten Victoria Rosport. Beide Klubs pflegen ein freundschaftliches Verhältnis und helfen sich auch schon mal bei der Nutzung der Trainingsplätze aus. Auf dem eigentlich ausschließlich von den Rosportern bespielten Kunstrasen in Ralingen richtet die SG Sauertal zudem jährlich den Winter-Cup aus, ein Vorbereitungsturnier, an dem auch schon Eintracht Trier , der FSV Salmrohr die SV 07 Elversberg sowie verschiedene Luxemburger Top-Clubs teilgenommen haben.
"Ohne unsere Luxemburger Jungs wäre es im vergangenen Sommer sehr schwierig für uns gewesen, eine Mannschaft zusammenzubekommen. Wir sind sehr froh, dass wie sie haben", unterstreicht der SG-Vorsitzende Klaus Pallien. Gerade an der Sauer ist der Zusammenhalt groß, und die Grenze spielt eigentlich keine Rolle. Viele Luxemburger wohnen auf der deutschen Seite. Zahlreiche Deutsche wiederum arbeiten im Großherzogtum. Das Letzeburgische, eine moselfränkische Sprachvariante, ähnelt dem auf der gegenüberliegenden Seite gesprochenen Dialekt sehr stark.
Ums Haar wäre das deutsch-luxemburgische Fußball-Gemeinschaftsprojekt bereits in der abgelaufenen Saison vom doppelten Erfolg gekrönt gewesen. Dank des 2:0 gegen die FSG Ehrang/Pfalzel II gewannen die Sauertaler Ende Mai den Trier-Saarburger Kreispokal für C- und D-Ligisten. Knapp eine Woche später ging’s im Entscheidungsspiel gegen den TuS Trier-Euren um den Aufstieg in die Kreisliga B. Am Ende dieser Partie stand eine knappe 0:1-Niederlage.
"Nächste Saison unternehmen wir einen neuen Anlauf", verspricht Matteo Amodio. Der Unterstützung seiner luxemburgischen Landsleute kann er sich bei diesem Unterfangen sicher sein.
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