Für Timo Kern läuft seine erste Saison im Trikot des Regionalliga Südwest-Spitzenreiters SV Waldhof Mannheim wie geschmiert: Nach seinem Wechsel vom Ligakonkurrenten Astoria Walldorf zum ehemaligen Bundesligisten im vergangenen Sommer steigt der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler mit dem SV Waldhof in die 3. Liga auf. Ligaprimus Mannheim ist bei aktuell 21 Punkten Vorsprung auf den zweitplatzierten 1. FC Saarbrücken schon seit einigen Wochen nicht mehr einzuholen.
Aber die Meisterschaft ist für Mannheim und Timo Kern nicht genug. Am Sonntag, 26. Mai (ab 14 Uhr), will der Traditionsverein auch das Double perfekt machen und den Badischen Landespokal holen. Gegner ist Kerns früherer Verein Karlsruher SC, der in der 3. Liga kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga steht. Die Partie geht im Karlsruher Wildparkstadion über die Bühne.
Grund für die Austragung einen Tag nach dem vierten Finaltag der Amateure (Samstag, 25. Mai, live in der ARD) sind eine mögliche Teilnahme des KSC an der Relegation zur 2. Bundesliga (24. und 28. Mai) sowie das „Verfassungsfest“ anlässlich der Feier „70 Jahre Grundgesetz“ am 25. Mai im Karlsruher Schlossgarten. Der Badische Fußball-Verband (BFV), die Finalisten, die Stadt Karlsruhe und die Sicherheitsbehörden verständigten sich daher auf die Ansetzung am Sonntag. Das Spiel läuft dennoch weiterhin unter der bundesweiten Marke Finaltag der Amateure .
Mit KSC und Walldorf Badens Pokalsieger
"Ich will den Pokal unbedingt zum vierten Mal holen"
Das Landespokalfinale von Baden ist für Timo Kern längst keine neue Erfahrung mehr. Schon dreimal durfte er die Trophäe in die Höhe recken - einmal mit dem KSC (2013) und zweimal mit Astoria Walldorf (2014 und 2016). „Das Pokalfinale ist für mich immer wieder aufs Neue ein besonderes Ereignis. Ich will den Pokal unbedingt zum vierten Mal holen“, kündigt Kern im Gespräch mit FUSSBALL.DE an. Für den Gegner aus Karlsruhe war Kern insgesamt zwölf Jahre am Ball, ehe er 2013 nach Walldorf wechselte.
Schon vor dem Endspiel ist klar: Der SV Waldhof Mannheim wird - unabhängig vom Ausgang des Endspiels - in der kommenden Spielzeit am DFB-Pokal teilnehmen. Der KSC ist bereits durch seine Spitzenplatzierung in der 3. Liga für den DFB-Pokal qualifiziert, die besten vier Teams sind dabei. Selbst bei einer Finalniederlage darf damit auch der SV Waldhof in der Saison 2019/2020 auf ein attraktives Los in der ersten Hauptrunde hoffen.
Stammspieler und Leistungsträger
Mit dem Aufstieg in die 3. Liga und der Qualifikation für den DFB-Pokal hat Mannheim in dieser Saison beide großen Ziele erreicht. Dass es mit der Rückkehr in den Profifußball geklappt hat, ist für den Traditionsverein und früheren Klub von Nationalspielern wie Jürgen Kohler, Maurizio Gaudino oder Christian Wörns eine riesige Erleichterung. Zuvor war der SV Waldhof dreimal in Folge in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gescheitert.
Auch Timo Kern trägt seinen Teil dazu bei, dass die Mannheimer durch die Saison marschieren und seit dem 7. Spieltag ununterbrochen Tabellenführer sind. Der Zugang etablierte sich direkt als Stammspieler, wurde auf Anhieb Leistungsträger und spielt wohl die beste Saison seiner Karriere: 15 Treffer und zehn Vorlagen bei 26 Einsätzen sind für einen zentralen Mittelfeldspieler ein herausragender Wert. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison waren es für Astoria Walldorf insgesamt vier Tore und ein Assist. „Ich bin etwas kaltschnäuziger vor dem gegnerischen Tor geworden“, erklärt Kern: „Warum das so ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Aber ich wurde definitiv von dem Ziel, in die 3. Liga aufsteigen zu können, und von der Mannschaft gepusht.“
Mit Walldorf im DFB-Pokal-Achtelfinale
Auf der großen Fußballbühne präsentiert sich Kern in der kommenden Saison nicht zum ersten Mal. Auch mit seinem Ex-Verein Astoria Walldorf erlangte der gebürtige Hockenheimer bereits deutschlandweit Bekanntheit. In der DFB-Pokal-Saison 2016/2017 überraschte der kleine Klub aus der 15.000-Einwohner-Stadt gleich mehrfach. Zunächst kickte Walldorf den Zweitligisten VfL Bochum aus dem Wettbewerb - Timo Kern lieferte beim 4:3-Heimerfolg eine Vorlage. In der zweiten Hauptrunde war auch für den damaligen Bundesligisten SV Darmstadt 98 in Walldorf Schluss, der FC-Astoria gewann 1:0.
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Erst im Achtelfinale mussten sich Kern und Co. aus dem DFB-Pokal verabschieden. Gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld gab es ein unglückliches 4:5 im Elfmeterschießen. „Wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, war die DFB-Pokal-Saison 2015/2016 sicher ein Höhepunkt“, so Kern: „Das waren unglaubliche Spiele. Als Underdog haben wir immer alles reingeworfen.“
Die erste DFB-Pokal-Teilnahme des FC-Astoria in der Spielzeit 2014/2015 war dagegen weniger erfolgreich verlaufen. In Runde eins ging es gegen den Bundesligisten Hannover 96, der seiner Favoritenrolle gerecht wurde und sich mit 3:1 durchsetzte.
Kein Durchbruch beim Finalgegner KSC
Bevor Timo Kern in der kommenden Saison nun erneut am DFB-Pokal teilnimmt, steht am 26. Mai aber erst einmal das Landespokalfinale an. Dort trifft er mit dem KSC auf den Verein, für den er lange Zeit im Nachwuchsbereich kickte. Von der D-Jugend kämpfte sich der 1,79 Meter große Mittelfeldstratege bis in die erste Mannschaft des KSC.
Während Kern in seiner gesamten Jugendzeit immer zu den Leistungsträgern zählte, konnte er sich in der Profimannschaft des zweimaligen DFB-Pokalsiegers (1955 und 1956) nicht behaupten. In drei Jahren in der 2. Liga kam Kern nur auf einen Einsatz. „Ich war nicht in der körperlichen Verfassung, die nötig gewesen wäre“, gibt Timo Kern ehrlich zu: „Durch meine einjährige Verletzungspause hatte der Trainer auch nicht das größte Vertrauen in mich. Insgesamt mache ich mich aber selbst dafür verantwortlich, dass es mit dem Durchbruch nicht geklappt hat.“
Obwohl seine KSC-Zeit bereits vor sechs Jahren endete, gibt es immer noch Spieler im Karlsruher Kader, mit denen Kern früher zusammenspielte. Die Verteidiger Daniel Gordon und Martin Stoll sowie Drittliga-Rekordtorjäger Anton Fink treffen im Landespokalfinale auf ihren ehemaligen Mannschaftskollegen. „Ich habe Daniel und Martin zuletzt bei verschiedenen Geburtstagen gesehen“, verrät Kern. „Gerade Daniel ist ein sehr witziger Zeitgenosse“, so der Rechtsfuß schmunzelnd.
Duell auf Augenhöhe erwartet
Trotz des Ligaunterschieds sieht Kern seine Mannschaft im Pokalfinale nicht unbedingt in der Außenseiterposition. „Ich denke, es wird ein Spiel auf Augenhöhe“, so der Mittelfeldspieler, der in der internen Torschützenliste nur Stürmer Valmir Sulejmani (18 Treffer) den Vortritt lassen muss. Der 23 Jahre alte Nationalspieler des Kosovo führt die Torschützenliste der Regionalliga Südwest gemeinsam mit „Koffi“ vom SV 07 Elversberg an.
Kern weiter: „Ich traue uns alles zu, wenn wir unsere Linie beibehalten und unsere Top-Leistung auf den Platz bringen. Dabei ist es egal, ob wir gegen einen Drittligisten oder einen Regionalligisten antreten.“
Gewinnt Mannheim, wäre es für den SV Waldhof der dritte Titel im Landespokal und der erste Pokalsieg seit genau 20 Jahren. Zuletzt gewann Mannheim den Wettbewerb im Jahr 1999. Karlsruhe ist Titelverteidiger. In der zurückliegenden Saison behielt der KSC, der wegen der Relegation zur 2. Bundesliga mit seiner zweiten Mannschaft angetreten war, im Endspiel gegen den Oberligisten 1. CfR Pforzheim 6:5 nach Elfmeterschießen die Oberhand.
Am 26. Mai peilt der Deutsche Meister von 1909 insgesamt den siebten Titel an. Zweimal holte die erste Mannschaft, viermal die U 23 den Landespokal. Kern und Mannheim wollen dieses Unterfangen aber verhindern - und eine überaus erfolgreiche Saison krönen.
Autor/-in: Christian Knoth/mspw