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[Foto: Thomas Böcker/DFB]
Marco Reich war Nationalspieler und Teil jenes Teams des 1. FC Kaiserslautern, das 1998 sensationell als Aufsteiger Deutscher Meister geworden. Reich galt als eines der größten Talente hier zu Lande. Diese Erwartung konnte der Angreifer jedoch nie ganz erfüllen. Heute kickt der 41-Jährige in seiner Heimat bei der SG Schmittweiler/Callbach in Rheinland-Pfalz. Im FUSSBALL.DE-Interview erklärt Reich, warum er den Amateurfußball so liebt und warum seine Frau darüber entscheidet, wie lange er noch mitmachen darf.
FUSSBALL.DE: Herr Reich, Sie spielen mit 41 Jahren noch in der Landesliga. Reicht es Ihnen nicht irgendwann mit dem Fußball?
Marco Reich: Nein, überhaupt nicht. Es bereitet mir unglaubliche Freude, mit meinen Freunden in meiner Heimat zu spielen. Wir sind in den vergangenen sieben Jahren dreimal aufgestiegen - aus der Kreisliga B bis in die Landesliga. Und das praktisch mit einer unveränderten Mannschaft. Das ist toll. Aber noch viel wichtiger ist für mich die Kameradschaft. Das zeichnet aus meiner Sicht den Amateurfußball aus.
Wie lange wollen Sie noch spielen?
"Wir leben eher die Aspekte, die den Amateurfußball auszeichnen: Kameradschaft, Fair Play, Respekt vor dem Gegner"
Reich: So lange es geht. Ich habe zu meiner Frau Christina gesagt, dass sie mir ehrlich sagen soll, wenn es peinlich wird, wie ich in meinem Alter über den Platz laufe. Dann mache ich Schluss.
Und? Kam schon mal eine Andeutung in diese Richtung?
Reich: Sie hat zuletzt nach einer Niederlage tatsächlich mal in diese Richtung gestichelt. Aber ich glaube, das war im Spaß gemeint. Ich hoffe das zumindest. Ich werde nochmal nachfragen... (lacht)
Sind Sie immer noch der pfeilschnelle Außenstürmer wie früher?
Reich: Nein. Ich bin für mein Alter zwar immer noch recht flott unterwegs, aber ich lasse jetzt lieber die Jüngeren laufen und versuche, unser Spiel im Mittelfeld zu ordnen. Fußballkommentatoren würden mich vielleicht als Strategen oder Kopf der Mannschaft bezeichnen. Oft spiele ich unauffällig. Wer nicht weiß, dass ich mal Fußballprofi war, wird das auf den ersten Blick vielleicht gar nicht direkt erkennen. Ob das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen für meine Fähigkeiten ist, können gerne andere beurteilen.
Sind Sie also nicht der beste Fußballer im Team?
Reich: Nein, nicht unbedingt. Ich bin aber gleichzeitig Trainer der Mannschaft. Unser Coach hat uns in der vergangenen Saison verlassen und wir haben auf die Schnelle keinen geeigneten Nachfolger gefunden. Dann habe ich gesagt: "Ok, dann mache ich es eben." Das hat Vor- und Nachteile. Es ist mehr Arbeit und ich kann mich auch mal auf die Bank setzen, wenn genug junge Spieler da sind. Grundsätzlich ist es mir aber am liebsten, wenn ich selbst spiele, weil ich es liebe, auf dem Platz zu stehen.
Was bedeutet Ihnen der Fußball heute noch?
Reich: Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit dem Profifußball weitestgehend abgeschlossen habe. Ich hatte dort eine tolle Zeit, aber inzwischen bestimmen andere Dinge mein Leben. Dafür liebe ich den Amateurfußball mittlerweile umso mehr. Ich war vor einigen Wochen verletzt und konnte nicht dabei sein. Das war echt hart für mich. Als ich endlich wieder fit war und auf dem Platz stehen konnte, haben wir bei meinem Comeback 1:8 verloren. Ich war hinterher trotzdem der glücklichste Mensch auf der Anlage, weil ich endlich wieder Teil unseres Teams sein konnte.
Tut eine 1:8-Niederlage dann nicht trotzdem weh?
Reich: Natürlich hätten wir gerne ein anderes Ergebnis abgeliefert. Aber unsere sportlichen Ambitionen halten sich wirklich absolut in Grenzen. Wir leben eher die Aspekte, die den Amateurfußball auszeichnen: Kameradschaft, Fair Play, Respekt vor dem Gegner.
Zur Winterpause belegen Sie mit der SG Schmittweiler/Callbach den vorletzten Platz in der Landesliga. Ist der Klassenerhalt noch möglich?
Reich: Ich hoffe es. Wir werden alles dafür tun. Und wenn wir es nicht schaffen, werden wir nach der Saison trotzdem feiern und uns auf die neue Saison in der Bezirksliga freuen. Ich sage es gerne nochmal: Die Jungs, die bei uns kicken, sind zum großen Teil seit der Kreisliga B dabei. Und wir halten es so, dass diese Spieler auch weiterhin regelmäßig zum Einsatz kommen, wenn sie es möchten. Es spielt dann für uns nur eine untergeordnete Rolle, ob wir eins auf die Mütze bekommen. Wir sind gemeinsam den Weg in die Landesliga gegangen. Und wenn es jetzt in die andere Richtung gehen sollte, machen wir das auch wieder gemeinsam. Wir haben nur eine minimale Fluktuation im Kader. Sollte wirklich mal jemand aus beruflichen, körperlichen oder privaten Gründen bei uns Schluss machen, suchen wir ganz gezielt nach jungen Spielern, die charakterlich zu uns passen. Die fußballerische Qualität kommt erst an zweiter Stelle. Und eines ist auch ganz wichtig: Bei uns verdient niemand Geld. Es gibt wirklich keinen Cent. Wir machen das alles nur aus Liebe zum Fußball.
Sie sind auch noch Trainer der D-Junioren des 1. FC Meisenheim im ihrem Wohnort. In der Mannschaft spielt auch ihr Sohn.
Reich: Auch das macht mir unglaublich viel Spaß. Ich bin stolz, dass mein Sohn richtig gut kicken kann. Wir spielen in der Landesliga und sind da souveräner Tabellenführer. Ich denke, dass wir im Sommer aufsteigen werden.
Hat Ihr Sohn Ihr Talent?
Reich: Ron spielt nicht, wie ich früher, in der Offensive, sondern in der Defensive. Trotzdem hat er in 14 Spielen schon 26 Tore gemacht.
Eine beeindruckende Quote.
Reich: Ja, und deshalb sind auch schon Mainz 05 und der 1. FC Kaiserslautern auf uns zugekommen. Aber meine Frau und ich sind dafür, dass er noch weiter in Meisenheim spielt. Hier ist er der Ron, dort wäre er der Ron Reich und damit würde immer direkt der Bezug zu mir hergestellt. Wir wollen nicht, dass er in dieser Hinsicht unter Druck gesetzt wird. Er soll einfach Spaß am Fußball haben. Alles andere hat noch Zeit. Ich war in meiner Karriere immer viel zu ungeduldig. Das war eines meiner größten Probleme. Wir wollen nicht, dass meinem Sohn das ebenfalls widerfährt.
Sie galten lange als eine der größten Hoffnungen im deutschen Fußball. Am Ende hat es "nur" zu einem Länderspiel gereicht. Warum eigentlich?
Reich: Da gab es verschiedene Gründe. Aber das Thema ist für mich eigentlich erledigt. Ich bin mit mir selbst absolut im Reinen. Mir ist klar, dass ich mit meinen Möglichkeiten mehr hätte erreichen können. Aber ich bin auch nicht unzufrieden. Ich hatte eine tolle Zeit als Profi. Ich durfte ein Länderspiel für Deutschland bestreiten.
Im Februar 1999 bei einem 3:3 gegen Kolumbien.
Reich: Sportlich war das einer der schönsten Tage meiner Karriere. Ich bin auch heute noch total stolz darauf - vor allem auch, weil ich richtig gut gespielt habe an diesem Tag.
Außerdem sind Sie mit dem 1. FC Kaiserslautern 1998 Deutscher Meister geworden - als Aufsteiger. Das hat es vorher und nachher nie mehr gegeben.
Reich: Wir hatten eine richtig gute Mannschaft und haben dann etwas Historisches geschafft. Danach bin ich nach Köln, Bremen und dann ins Ausland gegangen. Vor allem meine Stationen in England und Österreich wurden später negativ bewertet. Ich kann für mich persönlich nur sagen, dass es auch dort großartig war. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und meinen persönlichen Hintergrund deutlich erweitern können. Aber das Kapitel Profifußball habe ich, wie gesagt, für mich persönlich abgeschlossen. Andere Dinge sind mir viel, viel wichtiger. Mein Beruf zum Beispiel.
Sie sind im ambulanten Hilfezentrum für Senioren in Meisenheim tätig. Wie kam es dazu?
Reich: Mein Stiefvater hat mir den Job am Ende meiner Karriere angeboten. Ich habe kurz überlegt, ob das das Richtige für mich ist. Aber dann habe ich zugesagt und diese Entscheidung bis heute keinen Moment bereut. Ab Januar werde ich die ambulante Pflege leiten. Da kommen eine Menge organisatorische Aufgaben auf mich zu, auf die ich mich freue. Die älteren Menschen sind mir unheimlich ans Herz gewachsen. Einige der Senioren, die wir betreuen, kennen mich, seitdem ich laufen kann. Da ist eine enge Verbundenheit entstanden. Dank des Fußballs habe ich die Welt kennenlernen können. Aber jetzt ist es schön, wieder zu Hause zu sein.
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