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[Foto: TSV Barmke]
Martina Müller kann nach 17 Jahren im Profigeschäft auf zahlreiche Erfolge zurückblicken. Auch wenn das Karriereende inzwischen einige Jahre zurückliegt, an den Nagel gehängt hat die zweifache Weltmeisterin ihre Fußballschuhe nicht. Seit dieser Saison geht die mittlerweile 41 Jahre alte Stürmerin in der Oberliga Niedersachsen Ost beim TSV Barmke auf Torejagd. Im Interview erzählt sie, welchen Reiz der Amateurfußball für sie hat und was sie von Robert Lewandowski unterscheidet .
FUSSBALL.DE: Vor sechs Jahren haben Sie Ihre Profikarriere beendet, seit dieser Saison sind Sie in der Oberliga am Ball. Geht es dann doch nicht ganz ohne Fußball?
Martina Müller: Der Fußball war schon immer meine große Leidenschaft. Wenn der Körper dann noch so weit funktioniert, dass man den Sport weiter ausüben kann, wie es bei mir trotz meiner bald 42 Jahre der Fall ist, sollte man meiner Meinung nach seiner Leidenschaft auch weiterhin nachgehen.
Was reizt Sie am Amateurfußball?
"Es ist dieses Unperfekte, was für mich den Reiz am Amateurfußball ausmacht
Müller: Es ist dieses Unperfekte, was für mich den Reiz ausmacht. Bei meinem jetzigen Verein ist es wieder so, wie es früher in der Jugend oder auch in meinen Anfängen im Profibereich war, wo die Bedingungen noch nicht so professionell waren, wie sie es heute sind. Da sind zum einen die Plätze, die nicht so perfekt sind wie bei den Profiklubs, man läuft an der Bratwurstbude vorbei und ist den Menschen am Platz wieder viel näher. So habe ich damals mit dem Fußball angefangen und es macht mir enormen Spaß, jetzt wieder zu diesen Wurzeln zurückzukehren.
Welche Rolle nehmen Sie in der Mannschaft ein? Ist ein gewisser "Promi-Status" vorhanden?
Müller: Ich möchte hier die einfache Martina Müller sein. Bei den Gegnerinnen ist es ab und zu vielleicht im Hinterkopf, dass ich mal höher gespielt habe, aber ich möchte keinen Sonderstatus haben, auch wenn das bei den Zuschauern mitunter nicht immer ganz angekommen ist. Da kommen ab und zu schon Sprüche, die auch wehtun. Es ist ein Privileg, dass ich meine Leidenschaft eine Zeit lang, zumindest teilweise, als Beruf ausüben konnte und mir ist bewusst, dass andere dieses Privileg nicht hatten. Ich möchte wie jeder Andere behandelt werden, wie ich es selbst bei den Leuten auch mache. Mir ist wichtig, dass die Leute wissen, dass man auf mich zugehen und ganz normal mit mir reden kann. Was ich in all den Jahren immer wieder zu hören bekommen habe, ist, dass ich auf dem Boden geblieben bin und für mich gibt es auch keinen Grund, warum ich hätte abheben sollen.
Vor der Saison sind Sie vom STV Holzland zum TSV Barmke gewechselt. Wie kam diese Entscheidung zustande?
Müller: Ich habe die letzten drei, vier Jahre in der Landesliga gespielt, im Sommer hat sich die Mannschaft allerdings sehr verändert. Viele Freunde und auch Spielerinnen in meinem Alter haben aus beruflichen oder privaten Gründen aufgehört, dazu kam die Corona-Pause, während der wir lange nicht gespielt haben. Da gab es dann auch bei mir die Überlegung, wie und wo ich weiterspielen möchte. Ich hatte vorher schon Kontakt zu Marcel (Kirchhoff, Trainer TSV Barmke, Anm. d. R.) , der mit mir über einen möglichen Wechsel gesprochen hat. Bei der ersten Gelegenheit habe ich dann ein Probetraining beim TSV gemacht. Ich bin ein Mensch, der immer Ziele braucht und fand es reizvoll, mein Potenzial noch einmal auszutesten, auch wenn ich sicherlich nicht mehr das Niveau von 2015 habe. Aber die Möglichkeit, noch einmal höherklassig zu spielen, hat dann den Ausschlag zum Wechsel gegeben.
Ziele sind ein gutes Stichwort. An Titeln mangelt es Ihnen bekanntlich nicht, ist die Torjägerkanone für alle für Sie als Stürmerin dennoch ein Ansporn?
Müller: Das ist nicht mein absolutes Ziel, aber wenn ich dadurch dazu beitragen kann, dass wir unsere mannschaftlichen Ziele erreichen, wäre es natürlich schön. Schwierig wäre es für mich, wenn ich die Torjägerkanone tatsächlich holen sollte, wir dafür aber den Aufstieg, den wir uns vorgenommen haben, verpassen würden. Dann könnte ich mich über diese Auszeichnung nicht wirklich freuen. Ich bin dem Trainer davon abgesehen, aber auch nicht böse, wenn er mir mal eine Pause gönnt und anderen Spielerinnen dafür die Chance gibt. Ich bin da nicht wie beispielsweise Robert Lewandowski, dem die persönliche Auszeichnung ja sehr wichtig zu sein scheint und schieße bei uns auch nicht jeden Elfmeter. (schmunzelt) Für mich steht der Erfolg mit der Mannschaft klar im Vordergrund.
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