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[Foto: Ralf Faude/Collage DFB]
Siebenmal stand Meike Weber zwischen 2005 und 2014 mit dem damaligen 1. FFC (heute Eintracht) Frankfurt im Endspiel um den DFB-Pokal der Frauen, viermal gelang der Titelgewinn. Inzwischen kickt die 36 Jahre alte Mittelfeldspielerin für Kickers Offenbach, den Tabellenfünften der Regionalliga Süd, und trifft mit ihrem Team am Mittwoch (ab 19 Uhr) im Achtelfinale auf den FC Bayern München. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die Offenbacher Polizeibeamtin mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Duell mit dem Deutschen Meister, das im großen Stadion am Bieberer Berg ausgetragen wird, das Geheimnis ihrer Fitness und einen großen Auftritt ihrer kleinen Tochter Malu.
FUSSBALL.DE : Der Höhepunkt im DFB-Pokal der Frauen gegen den Deutschen Meister FC Bayern München steht bevor. Wie groß ist die Vorfreude im Team, Frau Weber?
Meike Weber: Das Team hat sich schon riesig über das Los gefreut, auch wenn wir wissen, dass es ein Duell zwischen David und Goliath sein wird. Jetzt wächst die Vorfreude von Tag zu Tag. Auch für mich persönlich wird es etwas ganz Besonderes sein, denn meine kleine Tochter Malu darf mit ihren 20 Monaten erstmals als Einlaufkind mit dabei sein.
Welche Bedeutung hat es für den Frauenfußball bei den Kickers, dass die Partie im großen Stadion am Bieberer Berg über die Bühne geht?
"Im Frauenfußball sind die Unterschiede zwischen einem Erst- und einem Drittligisten noch wesentlich größer."
Weber: Es ist eine schöne Sache, dass es uns ermöglicht wird, am Bieberer Berg zu spielen. Aus meiner Sicht ist das bei dieser Konstellation aber auch eine Selbstverständlichkeit: Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir alle hoffen auf eine große Kulisse, mehr als 3500 Karten sind schon verkauft. Sonst kommen in der Regel kaum mehr als 100 Zuschauer*innen zu unseren Ligaspielen. Meistens sind nur Familien und Freunde da. (lacht)
In der Regionalliga Süd geht es für den OFC erst im März weiter. Wie gut ist das Team dennoch schon in Form?
Weber: Wegen des Pokalspiels, das eigentlich sogar schon im Januar stattfinden sollte, haben wir eine Woche früher als ursprünglich geplant mit dem Training begonnen, um uns möglichst gut vorzubereiten. Wegen der Spielverlegung konnten wir zumindest noch zwei Testspiele gegen die Zweitligisten SG 99 Andernach und TSG Hoffenheim II bestreiten. Wir legen also gegen die Bayern nicht ganz einen Kaltstart hin.
Gibt es eine besondere Vorbereitung auf die Begegnung?
Weber: Nein, eigentlich nicht. Wir haben im Training lediglich noch ein anderes Spielsystem ausprobiert, um uns bestmöglich zu wappnen. Sonst gibt es aber keine besonderen Aktionen. Wir sollten uns vor der Partie auch keinen unnötigen Druck machen, sondern so locker wie möglich bleiben. Wir haben schließlich überhaupt nichts zu verlieren.
In Prozent: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, den großen Favoriten auszuschalten?
Weber: Das dürften auf jeden Fall weniger als fünf Prozent sein. Klar, die Männermannschaft des FC Bayern ist auch gegen 1. FC Saarbrücken ausgeschieden. Im Frauenfußball sind die Unterschiede zwischen einem Erst- und einem Drittligisten aber noch wesentlich größer. Wir trainieren maximal dreimal pro Woche, alle Spielerinnen sind berufstätig oder noch in der Schule und im Studium. Der FC Bayern hat gerade ein Winter-Trainingslager in Spanien absolviert, befindet sich schon voll im Spielbetrieb und ist gespickt mit Nationalspielerinnen.
Worauf wird es ankommen, um die Bayern zumindest ein wenig ärgern zu können?
Weber: Beim Gegner müsste schon sehr viel schiefgehen und wir müssten dazu einen herausragenden Tag erwischen, um den Münchnerinnen ernsthafte Probleme zu bereiten. Wir werden aber alles versuchen. Eine Klatsche wollen wir auf keinen Fall bekommen.
Mit dem damaligen 1. FFC Frankfurt gewannen Sie nicht weniger als viermal den DFB-Pokal, standen siebenmal im Finale. Was ist Ihr besonderer Pokalmoment?
Weber: Grundsätzlich hat jeder Titelgewinn seine eigene Geschichte. Persönlich würde ich meinen ersten Pokalsieg 2007 im Elfmeterschießen gegen den FCR Duisburg nennen. Zuvor hatten wir zweimal nacheinander das Finale im Berliner Olympiastadion gegen Turbine Potsdam verloren. Umso größer war dann die Freude über den Titel. Auch der Finalsieg 2011 gegen Potsdam hat einen außergewöhnlichen Stellenwert, weil ich damals zum ersten Mal bei einem Endspiel im Kölner RheinEnergieStadion dabei war. Dort findet ja nach wie vor das Finale des DFB-Pokals statt.
Was macht grundsätzlich den Reiz des Pokalwettbewerbs aus?
Weber: Auch kleinere Vereine haben dadurch die Möglichkeit, sich auf einer größeren Bühne zu präsentieren. Kickers Offenbach nimmt jetzt zum ersten Mal überhaupt am DFB-Pokal teil. Dass wir dann gleich zwei Runden überstanden und das Achtelfinale erreicht haben, ist schon super. Da ist es mir jetzt auch lieber, gegen einen "Kracher" wie den FC Bayern München anzutreten als gegen einen vielleicht nicht ganz so attraktiven Gegner aus der Bundesliga, gegen den unsere Siegchancen aber ebenfalls minimal wären. Viele unserer Spielerinnen waren zuvor noch nie im DFB-Pokal aktiv. Vermutlich werden sie in der Nacht vor der Partie kaum in den Schlaf finden.
Haben Sie besondere Erinnerungen an Duelle mit dem FC Bayern München?
Weber: Bis zu meinem Abschied aus Frankfurt gab es schon viele enge Duelle. In der Regel waren wir damals aber meistens in der Favoritenrolle und der FC Bayern noch nicht so stark und so gut besetzt wie heute. Umso schmerzhafter war für uns die 0:2-Finalniederlage 2012.
Auch mit 36 Jahren kicken Sie noch auf hohem Niveau, verpassen kaum ein Spiel. Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis?
Weber: Das Wichtigste ist, weiterhin mit großer Freude bei der Sache zu sein. Ich hatte das große Glück, während meiner Karriere von schwerwiegenden Verletzungen verschont zu bleiben. Ich fühle mich nach wie vor fit und stehe gerne auf dem Platz.
Welche Tipps würden Sie geben, um körperlich so fit zu bleiben?
Weber: Einige zusätzliche Einheiten mit Lauf- und Krafttraining gehören schon dazu. Meine Erfahrung ist, dass sich damit einige Spielerinnen heutzutage schon sehr schwertun. Ohne sich zu quälen und an die Grenzen zu gehen, wird es aber sehr schwierig. Was die Ernährung angeht, achte ich jetzt nicht penibel auf jede Kalorie. Täglich eine Tafel Schokolade esse ich aber auch nicht. (lacht)
Schon seit 20 Jahren spielen Sie ununterbrochen höherklassig Fußball. Ist die Motivation immer noch dieselbe?
Weber: Wenn ich auf dem Platz stehe und den Ball am Fuß habe, dann bin ich nach wie vor voll motiviert und will gewinnen. Ich denke, ich bin nach wie vor eine unangenehme Gegenspielerin. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mir gerade bei den aktuellen winterlichen Witterungsbedingungen manchmal auch gut vorstellen könnte, lieber am heimischen Ofen zu sitzen, als zum Training zu gehen. Aber da muss ich durch. (lacht)
Wie lange trauen Sie sich zu, mit den jüngeren Spielerinnen mitzuhalten?
Weber: Ich entscheide von Jahr zu Jahr. Wenn ich merken sollte, dass ich nicht mehr hinterherkomme und keine wesentliche Hilfe mehr für die Mannschaft sein kann, dann werde ich auf jeden Fall aufhören.
Einige Teamkolleginnen könnten fast Ihre Töchter sein. Wie würden Sie Ihre Rolle im Team beschreiben?
Weber: Es kommt schon mal vor, dass ich "Mama" oder "Oma" gerufen werde. Damit habe ich aber auch gar kein Problem. Grundsätzlich verstehen wir uns alle sehr. Natürlich kommen jüngere Spielerinnen schon mal zu mir, um mich nach Rat zu fragen.
Was werden Sie Ihren Mitspielerinnen vor dem Anstoß gegen den FC Bayern München mit auf den Weg geben?
Weber: Für sehr viele unserer Mädels wird es der absolute Höhepunkt ihrer Karriere. Ich werde ihnen sagen, dass sie die Atmosphäre aufsaugen und das Spiel vor allem genießen sollen. Sie müssen sich nicht verstecken, sollen sich auch in Eins-gegen-Eins-Duellen etwas zutrauen, nach Ballverlusten aber gleich reagieren und den Rückwärtsgang einlegen.
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