Melitta Milobar: "Unser Tor ist uns heilig"

Was ist das denn für eine Serie? Geht das überhaupt? Die Fußballerinnen des CSV Marathon Krefeld führen die Kreisliga Gruppe 7 Kempen-Krefeld zur Winterpause mit 13 Siegen nach 13 Spielen an – 39 Punkte, besser geht es nicht. Oder doch? Die Mannschaft hat bisher noch kein einziges Gegentor kassiert. Eine unglaubliche Bilanz.

Melitta Milobar hat in ihrem Leben schon viel gesehen. Seit 20 Jahren spielt sie Fußball. In dieser Zeit hat die 29-jährige Defensivspielerin auch schon das Trikot von Borussia Mönchengladbach getragen. Hat Landesliga gespielt. Hat eine U15-Mannschaft trainiert. Arbeitet als Altenpflegerin. Aber was sie mit ihren Mitspielerinnen vom CSV Marathon Krefeld gerade erlebt, setzt allem die Krone auf. 13 Spiele, 13 Siege, ein Torverhältnis von 86:0. Die Statistiken auf FUSSBALL.DE zeigen, dass diese einmalig in Deutschland ist. Aber wie kann das funktionieren? Wir kann man in der gesamten Hinrunde keinen Gegentreffer kassieren?

"Ganz einfach", sagt Milobar und muss darüber laut lachen, um dann ernst fortzufahren: "Unser Tor ist uns heilig. Wenn gegnerische Spielerinnen dem zu nahe kommen, werfen wir alles rein, was wir haben, um es zu schützen. Und wenn doch mal ein Ball durchgehen sollte, haben wir mit Weronika Haken eine überragende Torhüterin, die alles rausholt. Als Team verteidigen wir einfach überragend. Das fängt schon bei unseren Angreiferinnen an. Alle stellen sich in den Dienst der Mannschaft."

"In der Liga gibt es kein anderes Thema mehr"

Unser Tor ist uns heilig. Wenn gegnerische Spielerinnen dem zu nahe kommen, werfen wir alles rein, was wir haben, um es zu schützen.

Die besondere Serie des CSV Marathon Krefeld zieht inzwischen deutschlandweit Kreise. Neulich war ein Fernsehteam des WDR vor Ort, um Aufnahme für die Sendung "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" zu machen. "Bei uns in der Liga gibt es sowieso kein anderes Thema mehr", sagt Milobar. "Es geht den Gegnerinnen gar nicht mehr darum, gegen uns zu gewinnen. Mittlerweile wollen alle nur noch die Ersten sein, die gegen uns ein Tor schießen. Wir wollen die Serie natürlich so lange wie möglich aufrechterhalten."

In den kommenden drei Monaten wird sie sicher nicht reißen. Denn jetzt ist erstmal Winterpause. Weiter geht es erst im März 2025 mit der Begegnungen den TV Kapellen. Aber die Spielerinnen des CSV Marathon Krefeld haben inzwischen schon ganz andere Ziele, wie Milobar betont: "Wir wollen unbedingt aufsteigen. In der vergangenen Saison haben den Sprung in die Bezirksliga leider knapp nicht geschafft. Diesmal sind wir dran. Aber der Weg ist noch weit. Bayer Uerdingen ist nur fünf Punkte hinter uns. Wir müssen wach bleiben. Aber wenn wir unser Potenzial abrufen, werden wir es schaffen. Davon bin ich überzeugt." Vielleicht sogar ohne Gegentor.

Peter Schreuder ist Bereichsleiter Frauen- und Mädchenfußball beim CSV Marathon Krefeld. Er sagt: "Wir haben vor einiger Zeit ein Konzept entwickelt, das darauf basiert, dass wir extrem hoch pressen, um die Gegnerinnen möglichst weit von unserem Tor wegzuhalten. Das funktioniert in dieser Saison herausragend, auch Dank des hohen Engagements unseres Trainerteams: Anja Peters-Wüsten, Stefan Semir und Jürgen Wüsten. Es gab Begegnungen, in denen die gegnerische Mannschaft keine einzige Torgelegenheit hatte."

Hinzu kommt, dass die Spielerinnen sich teilweise seit der U 13 kennen und viele Abläufe daher fast blind funktionieren. Auch Trainerin Anja Peters-Wüsten ist seitdem ohne Unterbrechung für das Team verantwortlich. "Diese Kontinuität zahlt sich jetzt aus", sagt Schreuder. "Im Moment hat die Mannschaft einen Lauf. Und ich sehe keine Anzeichen dafür, dass dieser im neuen Jahr nicht fortgesetzt werden kann."

"Eigene moderne Anlage ist entscheidend"

Die Perspektiven beim CSV Marathon Krefeld sind wirklich positiv. Aktuell muss die Mannschaft für den Trainings- und Heimspielbetrieb auf die Anlage des benachbarten VfR Fischeln ausweichen. Die eigene Edelstahlkampfbahn wird noch voraussichtlich bis in den Frühsommer modernisiert und umgebaut. Danach werden den Fußballerinnen und Fußballern des Klubs zwei moderne Kunstrasenplätze mit bestem Flutlicht zur Verfügung stehen. "Eine eigene moderne Anlage ist entscheidend, wenn wir weiterhin ein wichtiger Standort für Frauen- und Mädchenfußball in Krefeld bleiben wollen", betont Schreuder.

Zwei Fragen allerdings sind noch nicht beantwortet. Erstens: Wofür steht überhaupt der Name CSV Marathon Krefeld? Der Abteilungsleiter erklärt: "Der Verein würde 1910 gegründet. Damals wurde Krefeld noch mit C geschrieben. CSV steht also für Crefelder Sportverein." Und woher kommt das Wort Marathon im Vereinsnamen? "Nicht aus der Leichtathletik, wie man vermuten könnte", sagt Schreuder: "1950 gab es dann eine Fusion mit der Marathon-Werksportgruppe der Edelstahlwerke. Und das beste Produkt, das dort hergestellt wurde, war die Stahlsorte Marathon. Daher stammt der Name, der sich bis heute gehalten hat."

Zweitens: Wann kassiert die Mannschaft ihr erstes Gegentor in der Kreisliga? "Am liebsten gar nicht", sagt Abwehrspielerin Milobar und muss wieder lachen. "Aber im Ernst: Wir wissen natürlich, dass es irgendwann passieren wird. Bis dahin darf gerne noch etwas Zeit vergehen. Vielleicht schaffen wir ja Historisches und bleiben die gesamte Saison ohne Gegentor." Es ist ein ambitioniertes Ziel. Unerreichbar ist es für diese Mannschaft allerdings nicht. Im Moment sind sie die Unbezwingbaren. Bleibt das so?