Nagelsmann sorgt für leuchtende Kinderaugen
Das Los fiel auf den FV Biberach und der SV 1920 Ixheim: Von beiden Klubs durften C-Jugendliche den "besten Tag" am DFB-Campus erleben. Diesmal mit dabei: Bundestrainer Julian Nagelsmann.
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[Foto: Hennies]
Auch der vierte Anlauf, niedersächsischer Pokalsieger der Frauen zu werden, klappte nicht. Das Finale dieses Jahres ging gerade erst mit 0:2 gegen das klassentiefere Hannover 96 verloren. Dem Team aus Jesteburg blieb in Barsinghausen abermals nur die Silbermedaille. Wieder einmal waren die Rüsselkäferinnen, wie sich Jesteburgs Fußballerinnen angelehnt ans Vereinswappen selbst nennen, knapp an der ersten Runde des DFB-Pokals vorbeigeschrammt. Als kleines Trostpflaster gab es 250 Euro vom NFV für die Mannschaftskasse des Regionalligisten, der die Saison auf Platz acht abgeschlossen hatte. Mittendrin im ganzen Trubel um Gold und Silber: Sonja Putensen, mit 46 Jahren mit Abstand die älteste Spielerin im Jesteburger Dress und unsere FUSSBALL.DE-Kultfigur der Woche. "Barsinghausen bringt uns irgendwie kein Glück", meinte sie ironisch.
Als die meisten ihrer Mitspielerinnen noch gar nicht geboren waren, hat Sonja Putensen bereits Fußball gespielt. Mit elf Jahren hatte sie das Fußballfieber gepackt. Das war 1982 und ist immerhin schon gute 35 Jahre her. Aber noch immer spielt der Fußball eine wichtige Rolle in Sonja Putensens Leben. Auch mit 46 Jahren macht das Kicken Spaß wie eh und je. Sonja Putensen hat in dieser Saison immerhin fünf Regionalligaspiele absolviert. Eigentlich ist sie Reservekeeperin im Team von Trainerin Ina Heitmann, spielt gelegentlich aber auch im Feld.
Wie alles anfing? "Mein Papa hatte mich einfach mal ohne jeden Hintergedanken zum Fußball mitgenommen", erinnert sich Putensen an die Anfangszeit. "Ich bin einfach noch viel zu hibbelig, um zu Hause rumzusitzen", sagt sie. Begonnen hatte die Karriere übrigens als linke Verteidigerin im Team der Frauen. Elfjährig benötigte sie damals eine Sondererlaubnis. Später spielte sie auch im Mittelfeld und Sturm. Und das gar nicht schlecht. 1982 etwa, am 11. November in der Niedersachsenliga beim Braunschweiger Team VfL Bienrode lag Jesteburg mit 1:2 zurück, ehe Putensen die Partie mit zwei Treffern drehte und so für die Punkte sorgte. "Ich habe eigentlich alles gespielt", erzählt sie. "Zwischen die Pfosten gekommen bin ich irgendwann eigentlich eher zufällig, nämlich als verletzungsbedingter Ersatz."
"Mein Papa hatte mich einfach mal ohne jeden Hintergedanken zum Fußball mitgenommen"
Jedenfalls wurde der Fußball zu ihrer großen Leidenschaft und einem bestimmenden Teil ihres Lebens. Sei es als Keeperin, heute als Nummer zwei auf der Ersatzbank, als Feldspielerin, als Mutter der Kompanie mit ihrer deutlich größeren Lebenserfahrung oder einfach nur als Vorbild für die Mitspielerinnen. Oder als Videofrau, wie neulich beim NFV-Pokalfinale, als sie das Geschehen für die Ewigkeit festhielt. Obwohl ihr die Enttäuschung über die Niederlage deutlich anzusehen war. Aber die Fassung zu verlieren, käme ihr nie in den Sinn. "Auf der Heimfahrt im Bus wurde die Stimmung besser. Wir haben unterwegs unsere Finalteilnahme begonnen zu feiern und zurück im Klubhaus noch mal richtig nachgelegt."
Ihre Fußballkarriere begann Sonja Putensen bei der SG Ramelsloh/Marxen, aus der später die Damenmannschaft der SG Jesteburg/Bendestorf/Ramelsloh hervorging, die heute als VfL Jesteburg in der dritthöchsten Liga kickt. Den Verein gewechselt hat sie nie. Angebote höherklassiger Klubs, etwa aus Hamburg-Eimsbüttel oder Wolfsburg schlug sie stets kategorisch aus. "Die Kameradschaft hat einfach gestimmt und ich habe mich in der Mannschaft wohlgefühlt", erklärt Putensen ihre eiserne Vereinstreue. Einmal Rüsselkäfer, immer Rüsselkäfer. Mit der SG Ramelsloh/Marxen spielte sie dereinst in der Kreisliga, als SG Jesteburg/Bendestorf ging es bis in die niedersächsische Oberliga, als VfL Jesteburg spielt das Team aus der Nordheide heute in der Regionalliga.
Besondere Erlebnisse gab es natürlich in 35 Jahren zu Hauf. So hütete Sonja Putensen mehrere Jahre das Tor der Niedersachsen-Auswahl, spielte dort mit Nationalspielerinnen und NFV-Ikonen zusammen. Mit den späteren Europameisterinnen Doris Fitschen und Petra Damm vom damaligen VfR Eintracht Wolfsburg etwa, mit Christel Klinzmann (damals VfR Wolfsburg) und Marion Wagner (damals TV Jahn Delmenhorst).
Die Frage, ob es einen größten Erfolg gab, kann sie nicht wirklich beantworten. "Jeder Aufstieg in eine höhere Liga war etwas ganz Besonderes", antwortet Sonja Putensen diplomatisch. Mit viel sagendem Lächeln im Gesicht. Erinnerungen werden wach, gute Erinnerungen, an alte Tage, wie es damals war. "Früher saßen wir oft nach jedem Training zusammen und haben noch ein Bierchen getrunken." Gefeiert wurde viel, nicht nur jeder Geburtstag einer Spielerin. Die kleine Laudatio von Laura Jungbluth, der ersten Torhüterin im Team der Rüsselkäferinnen, zum 46. Geburtstag ging runter wie Öl. "Du bist eine tolle Persönlichkeit und wir sind stolz, dich im Team zu haben", sagte sie. "Wir hoffen, dass du uns noch lange, in welcher Form auch immer, erhalten bleibst." Die Frage, wann sie denn wohl ihre Fußballschuhe an den berühmten Nagel hängt, lässt Sonja Putensen vielsagend unbeantwortet. Und das ist gut so.
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