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[Foto: FVM]
Carolin Felling ist seit drei Jahren als Schiedsrichterin im Fußball-Verband Mittelrhein tätig - und gilt dort als großes Talent. Ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden ist ihr offenbar ins Blut gelegt. Denn beruflich ist die 27-Jährige als Juristin in einer renommierten Anwaltskanzlei in Köln tätig. Wie helfen ihr die Erfahrungen als Schiedsrichterin im Job? Und umgekehrt?
Ungerechtigkeiten mag Carolin Felling gar nicht. Weder auf dem Fußballplatz, noch im normalen Leben. Um das zu erkennen, reicht ein kurzer Blick in ihre Vita. Während der Woche arbeitet die 27-Jährige als Juristin in einer Anwaltskanzlei. Am Wochenende steht sie als Schiedsrichterin auf den Plätzen des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) auf dem Rasen.
Als Unparteiische hat sie sich enorm schnell nach oben gearbeitet. Ihren ersten Schiedsrichterschein hat sie erst im Oktober 2021 gemacht - also vor ziemlich genau drei Jahren. Seitdem hat sie etwa 200 Begegnungen geleitet - inzwischen ist sie bereits in der höchsten Spielklasse auf Verbandsebene angekommen. Bei den Frauen pfeift sie Begegnungen in der Mittelrheinliga, demnächst soll sogar ihr erster Einsatz in der Regionalliga folgen. Bei den Männern pfeift sie Partien bis zur Kreisliga A. Was fasziniert sie an der Schiedsrichterei? Und wohin soll ihr Weg noch führen?
"Man lernt ganz viele Dinge, die man auch im Alltag braucht."
"Fußballspiele zu leiten, ist für mich eine Schule fürs Leben", sagt Felling. "Man lernt ganz viele Dinge, die man auch im Alltag braucht. Man muss durchsetzungsfähig und kommunikativ sein, man muss mit Menschen umgehen können, die charakterlich völlig unterschiedlich sind, man muss in kürzester Zeit Entscheidungen treffen und dazu stehen und man muss vor allem auch mit Kritik nach Fehlern leben können."
Aber wie macht sie das genau? Wie verarbeitet sie eine Entscheidung, die offensichtlich falsch war? "Entscheidend ist für mich, dass man hinterher mit den Betroffenen spricht und seine Sicht der Dinge darstellt. Warum habe ich so entschieden? Wie war meine Wahrnehmung in diesem Augenblick. Wenn ich dann feststelle, dass ich falsch gelegen habe, ist es für mich völlig selbstverständlich, dass ich mich entschuldige. Mir ist bewusst, dass damit der Fehler nicht mehr rückgängig zu machen ist. Aber wenn man transparent ist, kann man häufig auf Verständnis hoffen - vor allem wenn sich die Emotionen wieder etwas gelegt haben. Es hilft mir immer wieder, wenn ich mir ins Bewusstsein rufe, dass ich den Fehler nicht absichtlich gemacht, sondern in bestem Wissen und Gewissen diese Entscheidung getroffen habe. Jede und jeder liegt mal daneben."
Am liebsten ist es ihr jedoch, wenn man hinterher gar nicht mehr über sie als Schiedsrichterin spricht. "Dann habe ich alles richtig gemacht und keinen Anlass zur Kritik gegeben", sagt Felling. "Das ist häufig so auch der Fall. Aber natürlich gibt es auch Leistungen, über die ich mich heute noch ärgere, weil ich spielentscheidende Fehler gemacht habe. Zum Glück ist das die Ausnahme."
Felling ist eher durch Zufall zur Schiedsrichterei gekommen. Die Verantwortlichen ihres Heimatvereins Rot-Weiß Merl hatten sie gefragt, ob sie sich vorstellen könne, diesen Job auszuüben. "Ich war schon immer jemand, der sich gerne einbringt und Verantwortung übernimmt. Und ich liebe den Fußball. Selber zu spielen war allerdings aus zeitlichen Gründen kompliziert geworden, daher war ich sehr glücklich über diesen Vorschlag. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich es gerne probieren möchte. Und es hat mir sofort viel Spaß gemacht", betont Felling. "Heute kann ich sagen, dass es genau die richtige Entscheidung war."
Besonders gerne denkt Felling an ihren Einsatz im Saisoneröffnungsspiel der Mittelrheinliga zu Beginn der Spielzeit 2023/2024 zurück. Über 300 Zuschauerinnen und Zuschauer haben die Begegnung zwischen dem SV Menden und dem SV Allner-Bödingen verfolgt. "Das Spiel an sich war recht unspektakulär", sagt Felling rückblickend. "Für mich war es vor allem eine Ehre, dass ich das Vertrauen bekommen habe, diese Partie leiten zu dürfen."
Parallel zu ihrer Karriere als Schiedsrichterin hat Felling inzwischen auch ihr Jura-Studium mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen. Seit Anfang Oktober arbeitet sich als Juristin in der Kölner Anwaltskanzlei Kinast. Wenn es ihre Zeit zulässt, steht sie auch weiterhin gerne dienstags oder mittwochs bei einem Nachholspiel auf dem Platz. Aber am Wochenende auf jeden Fall. Aufzuhören ist trotz des zeitintensiven Jobs keine Option. Dafür ist ihr die Schiedsrichterei viel zu wichtig geworden.
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