Schon 22 Tore: Nadine Anstatt trifft immer

Für den TSV Schott Mainz, den Tabellenzweiten der Frauen-Regionalliga Südwest, traf Nadine Anstatt in allen elf Saisonspielen - insgesamt kommt sie auf 22 Treffer. Damit liegt die 27-Jährige in der Wertung zur Torjägerkanone für alle hinter Aylin Yaren (FC Viktoria 1889 Berlin/23 Tore) auf Platz zwei. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die gebürtige Mainzerin über ihre Trefferquote und Lukas Podolski.

FUSSBALL.DE: Hatten Sie nach Ihrem Wechsel vom 1. FC Saarbrücken damit gerechnet, dass es für Sie beim TSV Schott Mainz auf Anhieb so gut läuft, Frau Anstatt?

Nadine Anstatt: Mit einer solchen Entwicklung kann man nicht rechnen. ( lacht ) Bei meinen vorherigen Vereinswechseln hat es immer zwei oder drei Spiele gedauert, bis mir der erste Treffer gelungen war. Beim TSV Schott Mainz klappte es auf Anhieb und ging einfach so weiter. Ich bin sehr froh, dass ich schon 22 Tore auf meinem Konto habe.

Warum haben Sie sich für einen Wechsel zum TSV Schott Mainz entschieden?

"Der Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga ist mir deutlich wichtiger als diese persönliche Auszeichnung. Im besten Fall nehme ich beide Sachen mit"

Anstatt: Wir haben in der vergangenen Saison mit dem 1. FC Saarbrücken den direkten Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga verpasst. In den Aufstiegsspielen gegen den 1. FC Köln II waren wir nach einem 2:2 im Hin- und einem 3:3 im Rückspiel erst im Elfmeterschießen gescheitert. Leider habe ich auch einen Elfmeter verschossen. Wenn wir es geschafft hätten, wäre ich in Saarbrücken geblieben, weil ich mich dort auch sehr wohl gefühlt hatte. Ich stand aber auch schon länger mit TSV Schott Mainz in Kontakt, das Gesamtpaket hat mich überzeugt. Beruflich werde ich ab Januar für die Host City Frankfurt als Koordinatorin für das Volunteer-Programm zur Europameisterschaft 2024 tätig sein. Außerdem bin ich froh, dass ich wieder in meiner Heimatstadt Fußball spiele.

Seit dieser Saison besteht eine Kooperation mit dem Fußball-Bundesligisten 1. FSV Mainz 05. In der kommenden Spielzeit soll der Mädchen- und Frauenfußball komplett unter dem Dach des FSV laufen. Hat das bei Ihrem Wechsel eine Rolle gespielt?

Anstatt: Perspektivisch sehe ich in Mainz auf jeden Fall große Möglichkeiten. Mit dem FSV im Rücken ist eine langfristige Unterstützung sowohl fachlich wie finanziell gesichert. Christian Heidel, Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05, hat sich bereits einige Spiele von uns angeschaut. Er ist ein großer Befürworter der Zusammenarbeit, will dem Mädchen- und Frauenfußball eine neue Plattform geben und den Spielerinnen die bestmögliche Talentförderung bieten. Wenn sich die FSV-Frauenabteilung weiter professionalisiert, könnte sich für mich in meinem beruflichen Bereich auch eine Tür öffnen.

In der zurückliegenden Saison hatten Sie zum gleichen Zeitpunkt immerhin auch schon 14 Treffer erzielt. Diese Marke haben Sie bereits deutlich übertroffen. Wie erklären Sie sich diese Leistungssteigerung?

Anstatt: Zum einen kenne ich die Regionalliga Südwest jetzt besser. Dass ich bislang in jedem Spiel mindestens einmal getroffen habe, hat mich noch selbstbewusster gemacht. Wenn ich das beibehalten könnte, würde ich mich nicht beschweren. ( lacht ) Ich spiele bislang meine beste Saison im Frauenbereich und außerdem in einem sehr guten Team.

Was zeichnet Ihre Mannschaft ganz besonders aus?

Anstatt: Alle im Team sind super ehrgeizig und wollen unbedingt den Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga schaffen. Beispielsweise haben Innenverteidigerin Laura Stiben sowie beiden Mittelfeldspielerinnen Ebru Uzungüney und Lea Schneider genau wie ich bereits höherklassig gespielt, bringen eine Menge Erfahrung mit.

Mit TSV Schott Mainz überwintern Sie auf den zweiten Tabellenplatz, liegen nur einen Punkt hinter Ligaprimus SV 07 Elversberg. Wie sehr fiebern Sie der Nachholpartie im Februar gegen die SVE bereits entgegen?

Anstatt: Tatsächlich bin ich noch ein wenig gefrustet, weil das Spiel gegen Elversberg verschoben werden musste. Wir waren alle heiß und hätten sehr gerne gespielt, um möglichst als Tabellenführer zu überwintern.

Ligaübergreifend hat in der Regionalliga nur Aylin Yaren vom FC Viktoria 1889 Berlin noch einen Treffer mehr erzielt als Sie. Schielen Sie denn jetzt auch auf die Torjägerkanone für alle?

Anstatt: Tatsächlich achte ich darauf, was Aylin Yaren so macht ( lacht ). Der Abstand zwischen uns war schon mal größer und ich werde alles dafür tun, damit ich sie am Saisonende noch überhole. Der Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga mit dem Team ist mir allerdings deutlich wichtiger als diese persönliche Auszeichnung. Im besten Fall nehme ich beide Sachen mit. ( lacht )

Wo sehen Sie Ihre Stärken und in welchen Bereichen wollen Sie sich noch verbessern?

Anstatt: Mein Kopfballspiel ist nicht so schlecht. Ich denke, dass ich acht oder neun Treffer mit dem Kopf erzielt habe. Grundsätzlich kann ich mich in allen Bereichen verbessern. Die perfekte Quote vor dem Tor habe ich noch nicht erreicht.

Gibt es Vorbilder, von denen Sie sich etwas abschauen?

Anstatt: Früher war ich ein großer Fan von Lukas Podolski. Heute schaue ich nur viele Spiele an, picke mir die Kleinigkeiten heraus, die ich für mein Spiel adaptieren kann.

Was haben Sie sich für diese Spielzeit noch vorgenommen?

Anstatt: Ich will so lange wie möglich meine Serie aufrechterhalten und mindestens einen Treffer pro Spiel zum mannschaftlichen Erfolg beisteuern.

Wie werden Sie über die Feiertage Ihren Akku aufladen?

Anstatt: Auf die Feierlichkeiten im engsten Familienkreis freue ich mich. Ich werde es genießen und einfach mal für einige Tage "herunterfahren". Danach beginnt für uns schon bald die Vorbereitung auf die Rückrunde. In der zweiten Januar-Woche ist die erste Trainingseinheit angesetzt.

Welche drei Wünsche haben Sie für das neue Jahr?

Anstatt: Dass meine Familie gesund bleibt, dass meine Mitspielerinnen und ich von Verletzungen verschont bleiben und wir am Saisonende in die 2. Frauen-Bundesliga aufsteigen.