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[Foto: SV Sodingen]
In der Westfalenliga Staffel 2 hat sich der SV Sodingen die Dienste von Trainer und Ex-Nationalspieler Christian Schreier (65) gesichert. Mit seiner Erfahrung von insgesamt 331 Bundesliga-Spielen (106 Tore) will der Routinier den SVS vor dem Abstieg bewahren. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Bronzemedaillen-Gewinner von Seoul über seinen neuen Job, Franz Beckenbauer und die Liebe zum Fußball.
FUSSBALL.DE: Sie feiern in wenigen Monaten Ihren 66. Geburtstag, sind aber nach wie vor als Trainer tätig. Wie ist der Wechsel zum SV Sodingen zustande gekommen, Herr Schreier?
Christian Schreier: Ich kenne Benjamin Adamik, den Präsidenten des SV Sodingen, sehr gut. Sein Großvater "Hännes" Adamik ist beim SVS eine Fußball-Legende, nach dem auch eine Straße benannt wurde, die zum Stadion führt. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Bochum und Benjamin ist Leiter der VfL-Fußballschule, für die ich auch schon seit zehn Jahren tätig bin. Während meines Urlaubs auf Mallorca hatte ich erfahren, dass es beim SVS einen Trainerwechsel gab. In Deutschland angekommen, nahmen die Dinge dann ihren Lauf.
Wie gut kennen Sie bereits die neue Liga?
"Larifari ist nicht mein Ding"
Schreier: Ich hatte in den zurückliegenden Jahren für den SC 08 Elsdorf in der Bezirksliga Mittelrhein gearbeitet und deshalb keine Möglichkeit, mir Spiele aus der Westfalenliga anzuschauen. Mein Netzwerk ist aber groß genug, um mich gut informieren und vorbereiten zu können. Ich habe viele Leute kontaktiert, die sich in dieser Liga bestens auskennen.
Zu Ihrem Einstand gab es beim FC Brünninghausen eine 2:4-Niederlage. Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke von Ihrem neuen Team beschreiben?
Schreier: Ich konnte vor der Partie nur wenige Tage mit der Mannschaft arbeiten. Hinzu kam Allerheiligen, an dem Feiertag war kein Training möglich. Die Vorbereitung war deshalb nicht so, wie ich es gewohnt bin. Wir haben in Brünninghausen zur Halbzeit schon 0:4 zurückgelegen und kein gutes Spiel gemacht. In der Kabine wurde es von meiner Seite etwas lauter. Im zweiten Durchgang hat die Mannschaft eine gute Reaktion gezeigt und in der Schlussphase noch zwei Tore erzielt. Darauf lässt sich aufbauen.
Ihr Team ist aktuell Tabellenletzter. Mit welcher Zielsetzung haben Sie Ihre neue Aufgabe angetreten?
Schreier: Wir haben nur noch drei Spiele bis zur Winterpause. Bis dahin wollen wir möglichst noch einige Punkte sammeln. Ich werde die Mannschaft dann während der Vorbereitung fit machen und will mit dem SV Sodingen den Klassenverbleib schaffen.
Am Sonntag steht das Kellerduell gegen den Tabellenvorletzten Lüner SV an. Mit einem Sieg könnte der SVS die Rote Laterne abgeben. Was nehmen Sie sich vor?
Schreier: Wir wollen möglichst an die Leistung der zweiten Halbzeit anknüpfen. Mit diesem Gefühl sollten wir gegen den Lüner SV in die Partie gehen, dürfen aber nicht mehr so viele Fehler machen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir die Partie gewinnen werden.
Sie waren einst ein gefeierter Bundesliga-Star, haben lange für Bayer 04 Leverkusen gespielt und dort 1988 auch den UEFA-Pokal gewonnen. Wie sehr verfolgen Sie noch die Bundesliga?
Schreier: Ich bin bei jedem Heimspiel des VfL Bochum im Stadion, betreue in einer Loge die Kunden einer IT-Firma. Das ist eine schöne Sache, die mir sehr viel Spaß macht und auch gut angenommen wird. Ich schaue mir auch regelmäßig die Spiele von Bayer 04 Leverkusen an, war zuletzt auch beim 0:0 gegen den VfB Stuttgart vor Ort. Beim Europa-League-Finale in Dublin gegen Atalanta Bergamo, das leider 0:3 verloren ging, war ich ebenfalls dabei. Ich fiebere immer noch mit, habe mich über den Doublesieg sehr gefreut.
An welche Spiele erinnern Sie sich besonders gerne?
Schreier: Franz Beckenbauer hat sein erstes Spiel als DFB-Teamchef gegen Argentinien in Düsseldorf gemacht und ich war dabei. Wenn ich darüber nachdenke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. 1984 und 1988 durfte ich für Deutschland an den Olympischen Spielen teilnehmen, gewann in Seoul die Bronzemedaille und wurde dafür mit dem Team mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Auch der Gewinn des UEFA-Pokals mit Bayer 04 Leverkusen wird mir natürlich immer in Erinnerung bleiben.
Gab es auch Momente in Ihrer Karriere, auf die Sie gerne verzichtet hätten?
Schreier: Bei meiner letzten Station in der Bundesliga sind wir mit Fortuna Düsseldorf abgestiegen, obwohl wir mit beispielsweise Ralf Loose, Anthony Baffoe, Sven Demandt, Jörn Andersen oder Mike Büskens einen wirklich starken Kader hatten. Ich hatte mir einen Adduktorenanriss zugezogen, konnte der Mannschaft in der Rückserie nicht mehr helfen. Es war eine fürchterliche Saison, in der auch die insgesamt vier Trainer Josef Hickersberger, Rolf Schafstall, Horst Köppel und Hans-Jürgen Gede den Abstieg der Fortuna nicht mehr verhindern konnten.
Sie haben auch eine ganz besondere Beziehung zum SC Paderborn 07, oder?
Schreier: Das stimmt. Paderborn ist meine zweite Heimat geworden. ( lacht ) Ich war jeweils für TuS Schloß Neuhaus und den späteren Fusionsklub TuS Paderborn-Neuhaus am Ball, aus dem später der heutige Zweitligist SC Paderborn 07 erwachsen ist. Auch als Manager war ich nach meiner Karriere beim SCP07 tätig.
Was können Ihre Spieler noch mit dem Namen Christian Schreier anfangen?
Schreier: Wenn die Jungs im Internet nach meinem Namen recherchieren, dann bekommen sie bestimmt große Augen. ( lacht ) Für mich ist es eine große Freude, dass ich das noch erleben darf. Ich habe in der Bundesliga mehr als 100 Tore erzielt. Die Mannschaft hört genau hin, wenn ich etwas zu erzählen habe.
Welcher Trainer in Ihrer Laufbahn hat Sie am meisten beeindruckt und wie würden Sie Ihre Arbeitsweise beschreiben?
Schreier: Mit Dettmar Cramer und Rinus Michel hatte ich großartige Trainer. Mein bester Trainer war jedoch der spätere Bundestrainer Erich Ribbeck, der mit uns in Leverkusen den UEFA-Pokal gewann. Er suchte immer das Gespräch mit den Spielern und hat auch Dinge angenommen, wenn Spieler ihre Meinung gesagt haben. Die Zusammenarbeit mit ihm war absolut super. Ich würde mich als Trainer der alten Schule bezeichnen, lege großen Wert auf Disziplin. Larifari ist nicht mein Ding. ( lacht )
Sie haben Ihre Karriere im Alter von 38 Jahren beim FC Wegberg-Beeck in der damaligen Oberliga Nordrhein ausklingen lassen. Wie sehr hat sich der Fußball aus Ihrer Sicht verändert?
Schreier: Das Spiel ist in allen Bereichen schneller und dynamischer geworden. Früher hatte man Zeit und konnte schon mal in Ruhe den Ball annehmen, was heute kaum noch möglich ist. Die Abwehrspieler sind damals allerdings viel mehr zur Sache gegangen, würden bei einer solchen Spielweise heute keine 90 Minuten auf dem Platz stehen.
In der Spielzeit 2005/2006 führten Sie den 1. FC Union Berlin zum Aufstieg aus der NOFV-Oberliga in die damalige Regionalliga Nord, schafften in der folgenden Saison den Klassenverbleib. Was sagen Sie zur sagenhaften Entwicklung der Eisernen?
Schreier: Wenn wir das damals nicht aufgestiegen wären, weiß man nicht, wie sich alles entwickelt hätte. Der Aufstieg war schon wichtig. Insgesamt habe ich sieben Jahre im Nordosten verbracht, wurde mit dem FC Schönberg, 95, MSV Neuruppin und Union Berlin jeweils Meister. Das war definitiv meine erfolgreichste Zeit als Trainer. Die Union-Fans sind sagenhaft, hatten damals beim Stadionausbau in Eigeninitiative mitgeholfen und sogar eine Blutspendeaktion organisiert, um dem Verein zu helfen. Schon bei unseren Heimspielen in der Oberliga hatten wir damals bereits vor mehr als 3000 Fans gespielt. Dennoch ist natürlich sensationell, was der Verein unter der Leitung von Dirk Zingler, der schon zu meiner Zeit dort Präsident war, inzwischen erreicht hat.
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