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[Foto: TSV Rotation Dresden 2/Privat]
Mit stolzen 20 Treffern nach drei Partien führt Felix Schulz vom TSV Rotation Dresden 2 aus der Kreisliga A das Ranking der Torjägerkanone für alle in der 9. Liga an. Das ist umso bemerkenswerter, weil der Mittelstürmer auch eine Spielklasse weiter nach Belieben trifft - in der Vorsaison waren es 102 Tore, die zum Gewinn der Trophäe in der 10. Liga reichten. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 27 Jahre alte Kreisliga-Knipser, der seinen Lebensunterhalt als Mitarbeiter in einem Call-Center verdient, über seinen Lauf und einen möglichen Wechsel in eine höhere Spielklasse.
FUSSBALL.DE: Wie erklären Sie sich Ihren guten Lauf, Herr Schulz?
Felix Schulz: Wir haben eine intensive Vorbereitung hinter uns und im Sommer hart trainiert. Wir sind eine eingespielte Truppe, meine Mitspieler kennen meine Laufwege in- und auswendig. In der zurückliegenden Saison kam ich noch mehr aus dem Mittelfeld, jetzt bin ich in vorderster Front zu Hause. Beim jüngsten 8:2 beim Radeberger SV 2 sind mir gleich sieben Treffer gelungen. Der Gegner hatte bereits nach 20 Minuten auf Zeit gespielt, um nicht zweistellig zu verlieren.
In der Saison 2023/2024 haben Sie sich mit 102 Treffern in der 10. Liga die Torjägerkanone für alle geholt, die Ihnen eine Woche nach Ihrem 28. Geburtstag am 14. Oktober beim Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande in München überreicht wird. Wie groß ist die Vorfreude?
"Ich hätte vor keinem Abwehrspieler dieser Welt Angst - nur bei Sergio Ramos, Antonio Rüdiger oder Pepe würde ich ins Grübeln kommen"
Schulz: Als eingefleischter Bayern-Fan ist das für mich etwas ganz Besonderes. ch war schön öfter in der Allianz-Arena, habe auch schon eine Stadionbesichtigung gemacht. Aber vor einem ausverkauften Haus auf dem Platz zu stehen, ist noch mal etwas ganz anderes. Ich bin bereits kontaktiert worden, freue mich unglaublich auf die Ehrung.
Noch nie hat ein Spieler die Torjägerkanone für alle zweimal hintereinander gewonnen. Was treibt Sie an, wie viele Treffer haben Sie sich für diese Saison vorgenommen?
Schulz: Ich will am Saisonende mit unserem Team unbedingt wieder Meister werden und den dritten Aufstieg in Folge feiern. Persönlich habe ich mir keine Grenzen gesetzt. Sobald ich eine Torchance habe, will ich den Ball im Tor unterbringen. Die Liebe zum Fußball treibt mich an. Ich bin heiß, will auch für die jungen Leute im Verein ein Vorbild sein. Ich trainiere nebenbei unsere F-Jugend, strebe nach meiner Karriere einen Trainerjob im Herrenbereich an.
Haben Sie sich für die zweite Torjägerkanone schon einen Platz in der Vitrine freigehalten?
Schulz: Ganz in der Nähe unserer Platzanlage haben wir ein Restaurant, in dem wir uns nach den Spielen treffen. Dort stehen alle unsere Pokale auf einem Regal. Es wurde bereits ein zweites Regal aufgestellt, weil kein Platz für weitere Trophäen mehr vorhanden war. Von daher wäre jetzt auch noch genug Platz für eine zweite Kanone. (lacht)
Im Schnitt erzielen Sie mehr als 6,6 Tore pro Spiel. Warum treffen Sie weiterhin so gut, obwohl die Abwehrspieler eine Liga höher eigentlich besser sein müssten?
Schulz: Ich bin sehr schnell unterwegs und in Eins-gegen-Eins-Situationen nur ganz schwer zu verteidigen. Diese Fähigkeit habe ich mir seit meiner Kindheit angeeignet, sie ist meine ganz große Stärke. Ich hätte vor keinem Abwehrspieler dieser Welt Angst. Nur bei Sergio Ramos, Antonio Rüdiger oder dem 41 Jahre alten Pepe würde ich ins Grübeln kommen - gegen diese Spieler hätte ich weniger Bock zu zocken. (lacht)
Was zeichnet Ihre Mannschaft besonders aus?
Schulz: Wir sind ein eingeschworener Haufen, kennen uns schon ewig und teilen alles miteinander. Auch in unserer Freizeit unternehmen wir viel gemeinsam. Neben meinem jüngeren Bruder Max und mir spielen übrigens noch drei weitere Brüderpaare bei uns im Team.
In welchen Bereichen muss sich das Team noch verbessern?
Schulz: Mein Vater Mario Wolf übernimmt in der Kabine die Ansprache und motiviert die Jungs. Ich kümmere mich um die Trainingsinhalte, Spielaufbau und Verfeinerung unseres Spielsystems. Wir wollen unser Team im taktischen Bereich auf ein höheres Level bringen.
Der TSV Rotation Dresden 2 führt als Neuling nach drei Spieltagen die Tabelle an, hat noch kein Spiel verloren. Ist der Doppelaufstieg ein realistisches Ziel?
Schulz: Wir haben bei der zurückliegenden Meisterfeier bereits den dritten Aufstieg in Folge angekündigt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es passieren wird und wir unsere Ziele erreichen.
Warum spielen Sie eigentlich nicht für die erste Mannschaft, die in der zwei Spielklassen höher angesiedelten Landesklasse Ihre Torjägerqualitäten vermutlich auch gut gebrauchen könnte?
Schulz: In der vorherigen Saison habe ich in vier Spielen sieben Tore für die erste Mannschaft erzielt. Ich bekomme dort aber über 90 Minuten permanent auf die Socken, was bei meiner Vorgeschichte nicht gut ist.
Welche Vorgeschichte?
Schulz: Im Seniorenbereich hatte ich mir beim damaligen Nordost-Regionalligisten FC Oberlausitz Neugersdorf einen Bandscheibenriss zugezogen. Bei einer Untersuchung wurde bei mir dann ein angeborener Schiefstand der Wirbelsäule festgestellt. Die Ärzte rieten mir, mit dem Leistungssport aufzuhören, bevor ich irgendwann im Rollstuhl lande. Ich spiele unglaublich gerne Fußball, aber die Belastung bei der ersten Mannschaft wäre zu hart für mich und auf Dauer kontraproduktiv.
Tore wecken aber doch immer Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Gab es bei Ihnen keine Anfragen von höherklassigen Vereinen?
Schulz: Ich würde niemals mehr in die Landes-, Ober oder Regionalliga wechseln. Für kein Geld der Welt würde ich meine Mannschaft und meine Familie im Stich lassen. Ich habe vor eineinhalb Monaten meine Frau Maria in Georgien geheiratet, was mir unglaublich viel Kraft gegeben hat und mich motiviert, weiter viele Tore zu schießen.
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