SV Kleinensiel: 3 Teams, 0 Punkte, 4:106 Tore

Beim SV Kleinensiel mit seinen rund 200 Mitgliedern gibt es vieles: Überflutungen, jede Menge Maulwürfe, nur Punkte, die gibt es nicht. Zu Null – das ist in der Tat die Bilanz für alle drei Teams, die Anfang März aus der Winterpause starten. Die Herren, Frauen und die D-Junioren stehen zur Winterpause ohne einen Zähler in ihren Spielklassen da. Aber Kleinkriegen lassen sich die Hobbyfußballer nicht. Sie treten auf ihrem Deichsportplatz jedes Wochenende neu an, unverzagt und aus Lust am Fußball, am Spiel und der Herausforderung. Das Geläuf des SVK ist dabei durchaus speziell. Denn bei kräftigen Stürmen, wie etwa Sturm Xavier im vergangenen Herbst, kann schon mal eine komplette Überflutung entstehen, wenn das Wasser aus der Weser ins Land gedrückt wird.

Im Frühjahr 2014 hat der Verein aus dem 600 Einwohner-Dorf Kleinensiel den Sportverein nach fünf inaktiven Jahren wiederbelebt. Gegründet wurde der SVK 30 Jahre zuvor. Nach verschiedenen Rücktritten wurde dann am 1. September dieses Jahres ein neuer Vorstand gewählt. "Wir mussten uns erst einmal neu sortieren und abklopfen, wer bereit ist, einen Posten zu übernehmen“, sagt Nicole Schuprien. Jetzt ist die 39 Jahre alte Torhüterin 1. statt 2. Vorsitzende eines besonderen Vereins. Dieser und seine Möglichkeiten im Dorfgemeinschaftshaus mit Kegelbahn, Jugendraum und Sporthalle fördern das Dorfleben nachhaltig.

Berühmtester Sportler der kleinsten Ortschaft der Gemeinde Stadland ist jedoch kein Kicker, sondern ein Reiter: Otto Ammermann gewann 1976 bei Olympia in Montreal die Silbermedaille mit der Mannschaft in der Vielseitigkeit und 1978 Mannschaftssilber bei der WM in Lexington/USA. Ansonsten gehört zu Kleinensiel ein gut 1000 Meter langer mit hellem Sand aufgefüllter Badestrand an der Weser, ein Hafen für Hobbykapitäne und ein Heimatlied.

Das Torverhältnis? 4:106!

Kassenwart Rainer Suhr trainiert die D-Junioren als zur Zeit einziges Jugendteam. In der 1. Kreisklasse Wesermarsch rangieren die jungen Blauweißen mit 2:73 Toren am Tabellenende. Beide Treffer markierte Rustem Kopilji. Im Team spielen neben den Jungen auch vier Mädchen. Etwa die beiden Präsidentinnen-Töchter Nienke und Nele. Die haben in der Jugendfeuerwehr Nordenham sogar schon Niedersachsens Innen- und Sportminister Boris Pistorius die Hand geschüttelt.

Die Frauen bekommen mit 4:106 Toren noch kräftiger eingeschenkt in der 7er Kreisliga namens SG AFOWW . Dahinter verbirgt sich eine Liga mit Teams aus den Kreisen Ammerland, Friesland, Oldenburg, Wesermarsch und Wilhelmshaven. Die bisherigen Torschützinnen des SVK heißen Sabrina Renken, Alina Mysik, Antonia Grimm und Lea Celine Gerdes. Am 10. März startet das Team aus der Winterpause. Ausgerechnet beim Spitzenreiter TSV Abbehausen II, gegen den es im Hinspiel mit 0:42 ein Debakel gab. "Für uns war das keine Demütigung", stellt Nicole Schuprien klar.

"Die Ergebnisse sind nicht mehr zweistellig. Es geht aufwärts"

Erst vor eineinhalb Jahren begann die 1. Vorsitzende als Quereinsteigerin mit dem Kicken, spielte zuvor in der Bundesliga American Football bei den Hamburg Maniacs. "Aber das wurde mir dann mit dem vielen Fahren zu aufwendig. Beim Fußball vor Ort gefällt es mir besser", sagt sie. Hart gesotten müssen die Fußballerinnen ebenfalls sein. "Wir trainieren auch im Winter draußen. Wie die Männer. Hallenzeiten gibt es in unserer Region nur für die Jugend." Mit Svenja Kock ist sie die einzige beim SCK gebliebene Spielerin, die den Neuanfang im Januar mitgestaltet hat.

Natürlich hatten sich die Kleinensiel-Ladies ihr erstes Pflichtspiel etwas anders vorgestellt, aber "es geht zunächst einmal darum, Spaß am Spiel zu haben und als Team zu funktionieren", betont Schuprien. "Für uns war wichtig, Katrin Scholze einen großen Gefallen zu tun." Die geistig und körperlich beeinträchtigte Spielerin bat in der Pause (0:19) darum, ins Tor gehen zu dürfen. "Sie war die einzige, die nach dem Spiel in der Kabine geweint hat. Aber es waren Freudentränen. Wir haben nach dem Spiel in der Kabine uns und unseren Trainer Horst Meyer gefeiert, denn wir haben es in nur sechs Monaten geschafft, eine Mannschaft zu werden und gleich zwei beeinträchtigte Spielerinnen zu integrieren", sagt Nicole Schuprien. "Das ist wichtiger und wertvoller als jedes Tor. Gleichwohl hoffen wir auf den ersten Sieg. Die Ergebnisse sind nicht mehr zweistellig. Es geht aufwärts, wir haben Perspektive."

SVK feiert vor allem die kleinen Erfolge 

Die SVK-Herren spielen in der 4. Kreisklasse, Fusionsklasse D Staffel 2 . Punktlos, aber immerhin mit bereits 13:82 Toren. Beste Schützen bislang sind mit je drei Treffern Domenic Diekmann und Dennis Tripmaker. Der bekam im September als Torschützenkönig im Verein eine Urkunde mit Ball für seine sechs Treffer der abgelaufenen Saison überreicht. Beim SVK zelebrieren sie bereits die kleinen Erfolge.

"Der Teamgedanke steht absolut im Mittelpunkt. Bei uns kann jeder uneingeschränkt mitspielen", sagt Nicole Schuprien. Für die nächsten Jahre hat sie sich zum Ziel gesetzt, den SVK weiter zu entwickeln. "Nachdem in den letzten Jahren einiges nicht so gut gelaufen ist, wollen wir den Verein wieder auf Vordermann bringen. Zum Beispiel auch durch mehr Jugendmannschaften. Das Interesse ist vorhanden, auch wenn unser Dorf klein ist."