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Ex-Zweitligaprofi Marco Grüttner sorgt bei seinem Heimatverein SGV Freiberg in der Oberliga Baden-Württemberg in Doppelfunktion für Furore: Als Torjäger knipste er in 19 Saisonspielen bereits 18-mal und steht damit auf dem siebten Platz bei der Torjägerkanone für alle (5. Liga). Außerdem ist der 36-Jährige als Sportlicher Leiter für die Kaderzusammenstellung mitverantwortlich. Im Interview spricht Grüttner über seine Doppelrolle auf und neben dem Platz, flapsige Sprüche der Mitspieler und das Aufstiegsrennen.
FUSSBALL.DE: 18 Tore in 19 Spielen: Bei Ihrem Heimatklub SGV Freiberg Fußball wollen Sie wohl unbedingt beweisen, dass Sie es auch mit 36 Jahren noch draufhaben, Herr Grüttner!
Marco Grüttner: Bei meiner Rückkehr nach Freiberg im Sommer 2020 habe ich direkt gesagt, dass ich sowohl sportlich als auch beruflich etwas erreichen möchte. Ich bin nicht hier, um meine Karriere entspannt ausklingen zu lassen. Dafür bin ich viel zu ehrgeizig. Unter anderem die Torquote spiegelt das - denke ich - ganz gut wider.
In der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle bedeuten Ihre 18 Saisontore Rang sieben in der 5. Liga. Wie finden Sie die Aktion?
"Die Jungs wissen, dass ich ein Typ bin, der mit Kritik gut umgehen kann. Auf dem Platz bin ich aber nicht der einfachste Mitspieler"
Grüttner: Es ist definitiv für jeden Amateurfußballer eine Ehre, wenn seine Leistungen mit einer solchen Trophäe gewürdigt werden.
Wie groß ist bei Ihnen der Ehrgeiz, den führenden Ex-Bundesligaprofi Martin Harnik von der TuS Dassendorf noch abzufangen?
Grüttner: Selbstverständlich will ich so viele Tore wie möglich erzielen und dem Verein damit helfen, den Aufstieg in die Regionalliga Südwest zu realisieren. Ich bin aber realistisch: Bei aktuell zehn Toren Abstand wird es schwer, noch ganz oben anzugreifen.
Dennoch dürfte auch der Sportliche Leiter mit Ihren Leistungen zufrieden sein.
Grüttner: (lacht) Auch er weiß, dass es immer noch besser geht!
Mal im Ernst: Wie ist es für Sie, gleichzeitig Kapitän und Torjäger zu sein und sich außerdem auch noch für die sportlichen Belange im Verein verantwortlich zu fühlen?
Grüttner: Für Außenstehende mag es eine besondere Konstellation sein. Für mich ist es das nicht unbedingt. Ich habe einen hervorragenden Draht zu allen Spielern und zum Trainerteam. Das macht mir meinen Job einfach. Wir pflegen alle ein gutes Vertrauensverhältnis - anders würde es vermutlich auch nicht funktionieren.
Es ist nicht schwierig für Sie, auf dem Platz auf Augenhöhe mit den Mitspielern zu agieren?
Grüttner: Absolut nicht. Auf dem Platz bin auch ich nur ein Teil des Teams und wir kicken und kommunizieren alle auf Augenhöhe miteinander. Dennoch ist es in meiner Rolle als Kapitän wichtig, mit Leistung voranzugehen.
Sie haben also nicht das Gefühl, dass Ihre Teamkollegen vielleicht ein wenig Angst haben, etwas Falsches zu sagen, wenn sie beispielsweise mit einer Aktion von Ihnen nicht einverstanden sind?
Grüttner: Auf keinen Fall. Die Jungs wissen, dass ich ein Typ bin, der mit Kritik gut umgehen kann. Auf dem Platz bin ich aber nicht der einfachste Mitspieler. (lacht) Es kommt durchaus mal zu Meinungsverschiedenheiten - aber das ist ja normal.
Gibt es hin und wieder mal flapsige Sprüche zu Ihrer Doppelrolle?
Grüttner: Wenn das nicht so wäre, würde irgendetwas falsch laufen. (lacht) In Fußballkabinen - egal ob im Profi- oder Amateurbereich - wird nun einmal viel rumgeflachst. Und das ist auch gut so, weil das der Stimmung und der Teamchemie gut tut.
Sie spielen jetzt nach einer langen Profikarriere in der 2. Bundesliga und der 3. Liga Ihre zweite Saison in Freiberg. Wie lange haben Sie noch vor, selbst auf dem Platz zu stehen?
Grüttner: Noch fühle ich mich fit genug und habe Spaß. Solange beides gegeben ist, gibt es für mich keinen Grund, mit dem aktiven Fußball aufzuhören. Ich werde mich regelmäßig mit dem Trainerteam absprechen und schauen, wie lange es Sinn macht, die Mannschaft auf dem Platz zu unterstützen.
Aktuell rangiert Freiberg vor dem früheren Bundesligisten Stuttgarter Kickers in der Oberliga Baden-Württemberg auf Platz eins. War es von Saisonbeginn an das Ziel, oben mitzumischen?
Grüttner: Definitiv. Wir hatten 2020 einen Zwei-Jahres-Plan beschlossen, um in dieser Zeit in die Regionalliga Südwest aufzusteigen. Nachdem wir im ersten Jahr noch etwas unter dem Radar geflogen sind, stehen wir jetzt sehr gut da. Wir wollen hoch, wissen aber, dass die Saison lang ist und noch 19 Partien zu bestreiten sind.
Welche Ambitionen haben Sie langfristig? Wollen Sie den SGV Freiberg als Sportlicher Leiter noch weiter nach oben führen?
Grüttner: Erst einmal bin ich glücklich, dass mir der SGV Freiberg ermöglicht, in den Managementbereich hineinzuwachsen und gleichzeitig noch kicken zu können. Wir möchten mit Freiberg Geschichte schreiben und den Verein erstmals in die Regionalliga führen. Gelingt uns das, wäre es sicher auch reizvoll für mich, für den Klub als Sportlicher Leiter in der Regionalliga tätig zu sein. Als Viertligist wären wir deutlich attraktiver für Fußballbegeisterte und Sponsoren. Hier in der näheren Umgebung gibt es sonst nur die SG Sonnenhof Großaspach als höherklassigen Verein. Aber wir werden sehen, was passiert: Im Fußball kann immer alles sehr schnell gehen.
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