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Tor des Monats |26.04.2021|17:00

Traumtor aus 50 Metern: Kick it like Inge!

Torschütze des Monats Ingmar Mehrle: "Ich hatte in dem Moment Ruhe am Ball, mich hat kein Gegenspieler angegriffen und der gegnerische Torwart war aufgerückt."[Foto: KSV Hessen Kassel]

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Der Mann hat prominente Vorbilder: Früher waren es Klaus Augenthaler oder Bernd Schuster und zuletzt Florian Neuhaus. Der Nationalspieler in Diensten von Borussia Mönchengladbach macht so etwas auch ganz gerne mal - ein Tor aus 50 Metern nämlich. Auch Ingmar Merle, Mittelfeldspieler des Südwest-Regionalligisten KSV Hessen Kassel hat ein Faible für weite Schüsse.

Es läuft die 13. Minute im Spiel beim FC 08 Homburg, als "Inge" in der eigenen Hälfte kurz vor der Mittellinie die Kugel am Fuß hat. Ein kurzer Blick, und der Ball geht auf die Reise - zwei Sekunden später landet er im gegnerischen Kasten. Es ist ein Treffer wie gemalt für das "Tor des Monats".

Das fanden auch die Teilnehmer*innen an der Wahl zum inzwischen 50 Jahre alten Klassiker der ARD-Sportschau , denn der Geniestreich des 31-Jährigen gewinnt die Abstimmung mit deutlichem Vorsprung vor Felix Kroos (Eintracht Braunschweig), Nina Ehegötz (Turbine Potsdam), Deyovaisio Zeefuik (Hertha BSC) und Kevin Grund (Rot-Weiss Essen).

FUSSBALL.DE: Herr Merle, ziehen Sie gerne mal aus 50 Metern ab?

"In solch einer Szene muss alles passen"

Ingmar Merle:  Wenn es die Situation auf dem Platz erlaubt, dann probiere ich das ganz gerne. Es ist schon etwas her, das war im Jahr 2012, als ich so ein Ding sogar aus 60 Metern geschafft habe. Das war im Spiel gegen Bayern Alzenau, leider waren aber keine Kameras im Stadion, sondern es gibt nur ein Handyvideo von dem Treffer, sodass es nicht in die Auswahl zum "Tor des Monats" kam. In solch einer Szene muss alles passen, so war es in Homburg. Ich hatte in dem Moment Ruhe am Ball, mich hat kein Gegenspieler angegriffen und der gegnerische Torwart war aufgerückt.

Und wenn dann der Ball auch noch so einschlägt.

Merle:  Das war natürlich sensationell! Wenn die Kugel weit vorbei fliegt oder der Keeper sich den Ball locker aus der Luft schnappen kann, dann kann solch ein Versuch aus der Distanz auch schnell lächerlich wirken. Man muss ein wenig spekulieren und sich sicher sein, dass der Versuch funktionieren kann. In Homburg war es so.

Hatten Sie danach schon im Gefühl, dass Sie für die Auswahl zum "Tor des Monats" in Frage kommen könnten?

Merle:  Ich habe mir zumindest Chancen ausgerechnet. Es waren ja Kameras im Stadion, weil der Saarländische Rundfunk die Partie für einen Zusammenschnitt im Fernsehen aufgezeichnet hat. Nach dem Abpfiff war es auch schnell innerhalb der Mannschaft ein Thema, dass es etwas fürs "Tor des Monats" sein könnte.

39 Prozent aller Teilnehmer haben für Sie abgestimmt!

Merle:  Darüber freue ich mich sehr und darauf bin auch stolz! Unsere Fans haben schön für das Tor getrommelt und der Verein hat in Sachen Vermarktung ebenfalls ganze Arbeit geleistet.

Es wurden T-Shirts mit der Aufschrift "Kick it like Inge" gedruckt und verkauft.

Merle:  Eine super Aktion unseres Fanklubs "Blog 36", zumal der Erlös des Verkaufs auf meinen Wunsch hin der Frühgeborenen-Station im Klinikum Kassel zugute kommt. So etwas muss unterstützt werden, da ich selber weiß, wie man dort auch mit kleinen Mitteln helfen kann. Unsere Tochter ist nämlich auch als Frühchen zur Welt gekommen, so kann ich der Station etwas zurückgeben.

Was war denn auf Ihrem Handy los, als bekannt wurde, dass Sie gewonnen hatten?

Merle:  Völlige Überlastung! (lacht)  Da kamen natürlich jede Menge Glückwünsche, ob per Nachricht oder Anruf. Das ist eine superschöne Sache, gerade in diesen schwierigen Zeiten, in denen Corona aufs Gemüt drückt und auch der Fußball ein anderer ist, weil die Fans nicht ins Stadion dürfen oder unterhalb der Regionalliga schon seit über einem halben Jahr gar nicht gespielt beziehungsweise noch nicht einmal trainiert werden darf.

Stimmt es, dass Sie auch der "Freistoßkönig" genannt werden?

Merle:  Das höre ich nicht so gerne, denn König ist ja ein großes Wort. Das hat damit zu tun, dass ich gerne Freistöße schieße und auch im Training immer schon geübt habe. Eins meiner Vorbilder ist Toni Kroos, der das in Perfektion kann. Von ihm, oder früher von Zinedine Zidane, versuche ich mir immer etwas abzuschauen.

Haben Sie schon einen Platz für die Medaille ausgewählt?

Merle: Ich muss noch einen Ehrenplatz finden. Die Übergabe der Medaille war auf jeden Fall eine sehr schöne Aktion, die ja bei uns im Stadion stattgefunden hat. Wir haben für die "Sportschau" noch einmal die Szene aus dem Spiel in Homburg nachgestellt, zusammen mit unserem Keeper Nicolas Gröteke. Danach hat mir unser Trainer Tobias Damm feierlich die Medaille überreicht, und wir haben auf der Mittellinie eine Sitzbank und einen Holztisch aufgestellt und mit einem Bierchen auf den schönen Erfolg angestoßen. (lacht)

Wie man hört und liest, werden Sie auch der Mannschaft noch einen ausgeben?

Merle:  Ja, das muss sein. Ich werde die Jungs zum Essen und ein paar Getränken einladen, aber das muss noch warten. In der jetzigen Zeit sind nun einmal keine Feiern angesagt.

Sie sind kein Vollprofi, sondern arbeiten neben dem Fußball ganz normal. War es für Sie nie ein Thema, sich komplett auf den Sport zu konzentrieren?

Merle:  Nein! Ich wollte immer schon einen Plan B haben und habe deshalb früh wert auf eine vernünftige Ausbildung gelegt. Es tut mir sehr gut, nicht nur Fußball im Kopf zu haben. Ich bin im Veranstaltungsmanagement tätig und froh, dass ich meinen Beruf und Fußball auf hohem Niveau gut miteinander vereinbaren kann.

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