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FC Hennef 05 |21.04.2016|16:30

Vor Gladbach: Hennef rockt die Bundesliga

Erfolgsgarant bei Hennef 05: Trainer Martin Jedrusiak-Jung (l.) mit Assistent Philipp Klug. [Foto: Jedrusiak-Jung]

Der Saisonverlauf der U 17 des FC Hennef 05 in der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga gleicht einem Märchen: Als Aufsteiger hatte die Mannschaft von Trainer Martin Jedrusiak-Jung lange Zeit Probleme, sich in der höchsten deutschen Spielklasse zu etablieren. In der zweiten Saisonhälfte spielten sich die Hennefer, deren erste Mannschaft am Mittelrhein gerade einmal in der 5. Liga spielt, jedoch teilweise in einen Rausch und könnten jetzt schon am drittletzten Spieltag den Klassenverbleib endgültig unter Dach und Fach bringen. Die Teams von Bundesligisten wie Köln oder Mönchengladbach liegen hinter dem Neuling.

Maßgeblich am Erfolg beteiligt ist der 37 Jahre alte A-Lizenz-Inhaber an der Seitenlinie. Neben seiner Stelle als U 17-Trainer arbeitet Familienvater Jedrusiak-Jung auch als Nachwuchskoordinator für den FC Hennef 05 sowie als Dozent im Lehrgebiet Fußball an der Deutschen Sporthochschule in Köln, wo er auch für die Hochschulmannschaft verantwortlich ist. Außerdem gilt er als Experte für Video-Analysen, war früher unter anderem für Alemannia Aachen und den DFB tätig.

Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht Martin Jedrusiak-Jung über den angestrebten Klassenverbleib, seine berufliche Perspektive und die Vierfachbelastung mit Hochschule, Familie und Verein.

FUSSBALL.DE: Bereits am 24. Spieltag kann der Verbleib in der Bundesliga unter Dach und Fach gebracht werden. Was machen Sie dann zuerst, Herr Jedrusiak-Jung?

"Wir wurden oft für unseren Spielstil gelobt, da wir nicht auftreten wie ein Aufsteiger. Wir haben uns nie hinten reingestellt, sondern immer mutig nach vorne gespielt"

Martin Jedrusiak-Jung: Ich werde den Moment erst einmal genießen. Noch haben wir nichts geplant, aber spätestens nach dem letzten Spiel der Saison gegen den SC Paderborn 07 werden wir alle Leute einladen, die zum Erfolg beigetragen haben. Sollte der Klassenverbleib schon am Sonntag nach unserem Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen in trockenen Tüchern sein, werden wir intern nur eine kleine Feier veranstalten. Schließlich geht die Saison noch weiter.

Womit wird für den Fall des Klassenverbleibs angestoßen?

Jedrusiak-Jung: Mit Kindersekt. Vielleicht erlauben wir den Spielern auch das eine oder andere Glas Cola. (lacht)

Wenn Ihnen vor der Saison jemand gesagt hätte, dass Ihre Mannschaft den Sack bereits nach 24 Spielen zumachen kann: Was hätten Sie geantwortet?

Jedrusiak-Jung: Auch nach der Hinrunde hätte ich bei einem Klassenverbleib am letzten Spieltag sofort eingeschlagen. Ich hatte schon zu Beginn der Saison damit spekuliert, dass die Partie zum Abschluss gegen Paderborn entscheidend sein könnte. Jetzt hoffe ich, dass es dazu nicht mehr kommen wird. Wir wussten schon vor der Saison, was auf uns zukommt. Dass wir den Klassenverbleib aber eventuell schon so früh realisieren können, liegt auch daran, dass wir uns nie von unserem Weg haben abbringen lassen.

Der Tabellendritte Bayer 04 Leverkusen ist ein Kandidat für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Worauf wird es ankommen?

Jedrusiak-Jung: Wir haben schon in der Hinrunde in Leverkusen überragend gespielt und nach einem 1:3-Rückstand noch 4:3 gewonnen. Daran wollen wir anknüpfen. Allerdings sind es jetzt komplett andere Voraussetzungen. Leverkusen spielt um den Titel mit und darf sich keine Rückschläge mehr erlauben. Das Spiel hat Derby-Charakter. Wir sind auf jeden Fall hochmotiviert, den Klassenverbleib aus eigener Kraft perfekt zu machen.

Selbst im Falle einer Niederlage wäre Ihrer Mannschaft ein Platz über dem Strich nicht mehr zu nehmen, solange der SC Paderborn 07 nicht gleichzeitig beim Spitzenreiter Borussia Dortmund gewinnen sollte. Werden Sie während der Partie auf dem Laufenden gehalten?

Jedrusiak-Jung: Nein, wir konzentrieren uns zunächst nur auf uns. Wir wollen siegen und lassen daher außer Acht, was Paderborn macht. Sollten wir unser Spiel nicht gewinnen, werden wir uns nach der Begegnung informieren, wie es auf dem anderen Platz aussieht.

Die erste Mannschaft des FC Hennef 05 geht in der fünftklassigen Mittelrheinliga an den Start. Dennoch steht die U 17 vor den Bundesliga-Nachwuchsteams von Borussia Mönchengladbach und des 1. FC Köln. Was macht Hennef besser?

Jedrusiak-Jung: Wir sind realistisch genug, um das Ganze als Momentaufnahme zu sehen. Weil wir in dieser Saison vor einigen großen Klubs stehen, heißt es nicht, dass wir bessere Nachwuchsarbeit leisten. Wir wollen und müssen uns aber auch nicht verstecken. Wir wurden oft für unseren Spielstil gelobt, da wir nicht auftreten wie ein Aufsteiger. Wir haben uns nie hinten reingestellt, sondern immer mutig nach vorne gespielt. Hinzu kommt, dass mir ein sehr starkes Trainerteam zur Seite steht. Hier herrscht ein familiärer Umgang, dennoch haben wie die die Zielsetzung nie aus den Augen verloren. Das bisherige Abschneiden ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit.

Die Hinserie hatte Ihre Mannschaft auf einem Abstiegsrang abgeschlossen. In der Rückrundentabelle belegt der FCH sensationell Platz fünf, konnte sogar als eine von ganz wenigen Teams gegen den aktuellen Deutschen Meister und Tabellenführer Borussia Dortmund punkten. An welchen Schrauben haben Sie gedreht?

Jedrusiak-Jung: Um ganz ehrlich zu sein: Wir haben auch in der Winterpause nichts großartig an unserer Spielidee verändert. Schon während der Hinrunde hätten wir gut und gerne sechs bis acht Punkte mehr auf dem Konto haben können, wenn das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite gewesen wäre. Wir trauern den Punkten aber nicht hinterher, haben stattdessen unseren Stil durchgezogen und uns letztlich für unsere Bemühungen belohnt. Ein wichtiger Faktor sind allerdings auch unsere Winterzugänge Jonah Gronmayer und Sinan Civgin, die mit wichtigen Vorlagen maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben.

Die vergangenen sechs Heimspiele wurden allesamt gewonnen. Was macht den FCH besonders vor eigenem Publikum so stark?

Jedrusiak-Jung: Das müssten wir tatsächlich einmal statistisch erheben. (lacht) Ich glaube, dass neben unserer eigenen positiven Mentalität ein Grund in der Entfernung zu den anderen Vereinen liegt. Für die übrigen Klubs gehört Hennef immer mit zu den weitesten Strecken. Dabei gehen möglicherweise einige Prozente verloren. Wenn es dann einmal für uns rund läuft, entwickelt sich schnell eine eigene Dynamik, die es jedem Gegner schwer macht, in Hennef zu bestehen

Sie sind im Besitz der A-Lizenz. Soll die Ausbildung zum Fußball-Lehrer, die ja in direkter Nachbarschaft an der Sportschule in Hennef stattfindet, in nächster Zeit folgen?

Jedrusiak-Jung: Das wäre schon eine tolle Sache. Ich hatte mich in dieser Saison auch schon für den Lehrgang beworben, bekam allerdings nach bestandenem Eignungstest noch keine Zulassung. Vielleicht muss ich mich noch ein oder zwei Jahre gedulden.

Beim Lehrgang zur Fußball-Lehrer-Lizenz müssten Sie wieder die Schulbank drücken. Dabei sind Sie als Dozent an der Sporthochschule in Köln derjenige, der das Wissen an Studenten weitergibt. Eine ungewohnte Rolle?

Jedrusiak-Jung: Als Dozent betrachtet man das Ganze schon auf eine andere Art und Weise. Ich habe aber auch kein Problem damit, mich unterzuordnen. Zum einen würde ich auch Erfahrungen für meine Kurse sammeln, zum anderen sitzen mir dann Experten gegenüber, von denen ich ebenfalls noch lernen kann.

Parallel zu Beruf und Familie sowie zur Trainertätigkeit üben Sie auch den Posten des Nachwuchskoordinators aus. In welcher Position erkennen Sie sich am besten wieder?

Jedrusiak-Jung: In erster Linie bin ich Trainer. Seitdem ich 17 bin, stehe ich an der Seitenlinie - mittlerweile seit über 20 Jahren. In der Arbeit mit den Nachwuchsspielern gehe ich auf, das Training hält mich auch fit. Ich fühle mich beim FC Hennef 05 sehr wohl und kann mir vorstellen, noch lange für den Verein tätig zu sein. Wie es dann aber in einigen Jahren aussieht, lasse ich auf mich zukommen.

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