Vorbild Zidane: 17-Jährige coacht C-Junioren

Es hat Seltenheitswert, was bei den C-Junioren des JFV Calenberger Land seit Saisonbeginn Alltag geworden ist. Eine Frauenstimme, bestimmend, aber nicht herrisch, klingt unter all den Jungen auf dem Kunstrasenplatz. Diese Stimme gehört Endrita Miftari. Die 17-Jährige gibt beim niedersächsischen Landesligisten am Deister als Co-Trainerin den Ton an, sagt, was zu tun und zu lassen ist. „Das funktioniert sehr gut“, berichtet Chefcoach Najman Kury voll des Lobes. „Endrita ist hoch engagiert. Die Jungs akzeptieren ihre Ansagen komplett. Fast scheint es sogar, als seien sie sogar aufmerksamer als bei einem männlichen Co-Trainer.“

Und wie sieht die junge Frau ihre Rolle selbst: „Vieles hat mit Respekt zu tun. Ich respektiere die Jungs, aber ich fordere auch viel von ihnen im Training, bin absolut leistungsorientiert. Eigentlich bin ich sogar ziemlich streng. Aber ich kann auch lächeln und loben. Die Jungs spüren das und geben mir das zurück.“ Autorität auszustrahlen dürfe man nicht damit verwechseln, autoritär zu sein.

„Ich liebe den männlichen Fußball besonders, weil alles schneller geht und anspruchsvoller ist als im Mädchenfußball“, erklärt Endrita, warum sie so gerne mit leistungsorientierten Jungen trainiert. „Als Trainerin im Mädchen- oder Frauenfußball sehe ich mich zur Zeit nicht. Ich liebe ganz einfach die größeren Herausforderungen in meinem Trainer-Hobby.“ Als Trainervorbilder nennt sie vor allem Zinedine Zidane, ebenso Pep Guardiola, Jürgen Klopp und Jose Mourinho. „Das sind Persönlichkeiten mit großer Ausstrahlung. Vor allem sehe ich das so bei Zidane. Der ist fast ein Idol für mich. Bei Klopp finde ich auch gut, dass er sehr viel kommuniziert.“

Gerade erst in diesem Herbst hat Endrita Miftari, am Gymnasium in Bad Nenndorf im Abitursjahr, beim NFV ihre Prüfung zur C-Lizenz als Trainerin bestanden. Zur Calenberger U 15, die in der Landesliga des Bezirkes Hannover erneut in der Spitzengruppe zu feinden ist, stieß Miftari in der vergangenen Saison zunächst probeweise. “Najman Kuri hatte als Trainer zu mir Kontakt aufgenommen. Ich habe das Angebot angenommen, testweise als Athletik-Trainerin einzusteigen und zu sehen, ob das wohl funktioniert, ob ich das kann. Seit dieser Saison bin ich fest Kuris Co-Trainerin“, berichtet Endrita über ihren Werdegang beim Klub, der in der Barsinghäuser Ortschaft Egestorf beheimatet ist.

"Ich war schon als Spielerin eine Art Führungspersönlichkeit, habe immer gerne Verantwortung übernommen"

Trainerjob nach Kreuzbandriss

Der Weg dorthin wurde möglich, weil Endrita ihre eigene Karriere als Fußballerin nach einem Kreuzbandriss und ärztlichem Anraten vorsorglich beendet hat. „Ich liebe den Fußball, aber das Risiko eines Spätschadens wollte ich nicht eingehen, weshalb ich nach einer Alternative gesucht habe, meiner Leidenschaft als Hobby weiter folgen zu können“, sagt Miftari, die stets eine gute Rolle im offensiven Mittelfeld spielte. „Ich war schon als Spielerin eine Art Führungspersönlichkeit, habe immer gerne Verantwortung übernommen. Diese Qualitäten kann ich auch als Trainerin gut gebrauchen. Das passt alles sehr gut zusammen, vermutlich auch später im Berufsleben, was Führungspositionen betrifft.“ Die möchte die junge Frau später mal übernehmen, nach einem Studium in Richtung Wirtschaftswissenschaften. So jedenfalls skizziert die junge Frau ihre Zukunftspläne.

Endrita, elterlicherseits mit kosovarischen Wurzeln und deshalb zweisprachig aufgewachsen, hat in Rodenberg für Deister United gespielt, bei den C-Mädchen unter anderem gemeinsam mit der aus Hohenbostel stammenden Paula Rößeling. Die spielte sogar je dreimal in der U 16 und U 17 des DFB, gehört aktuell zum Zweitligakader des VfL Wolfsburg. Gemeinsam wurden sie 2015 niedersächsischer Vizemeister. Mit im Team war damals auch Marie Otto, die 2016 ein Auslandsjahr an einer Schule in Costa Rica verbracht hatte und dort nationale Meisterin im Futsal wurde (FUSSBALL.DE berichtete).

Bis der Kreuzbandriss das jähe Ende ihres hoffnungsvollen Weg bedeutete, gehörte Endrita zu denjenigen Spielerinnen, auf die ihr Trainer Dennis Hillmann ein besonderes Augenmerk gelegt hatte. „Ich habe Dennis in meiner Entwicklung von Anfang an viel zu verdanken. Das muss ich unbedingt lobend erwähnen. Dennis hat mich immer gefördert in meiner Leidenschaft für den Fußball und mir Unterstützung gegeben, wenn es mal nicht so lief. Dieser Trainer war sehr wichtig für mich“, sagt Endrita im Rückblick.

Angefangen hatte der Weg zum Fußball einst durch das Drängen eine Schulfreundin. „Die hat mich animiert, doch mal mit zum Training zu kommen. Das sei so toll beim Fußball“, erzählt Miftari. „Also bin ich mitgegangen, fand es tatsächlich toll und habe so bei Victoria Lauenau mit dem Kicken begonnen. Zumal mein jüngerer Bruder Andi mir auch immer wieder gesagt hat: Mach das Endrita, Du kannst das! Diese Einstellung habe ich für mich komplett übernommen und verinnerlicht. Sie hat mich als Spielerin geleitet und gilt auch jetzt als Trainerin für mich.“