SV Sonsbeck: Und sie treffen und treffen
Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften? Die Frauen des SV Sonsbeck könnte auch die "Abteilung Attacke" in der Kreisliga zum Titel führen.
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[Foto: DFB]
Die Weltmeisterin Nia Künzer und der langjährige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier haben sich den frühen Donnerstagabend freigeschaufelt, um die C-Juniorinnen des TSV Klein-Linden zu besuchen. Sie haben einen symbolischen Scheck über 10.000 Euro mitgebracht – was ungefähr dem Gegenwert der Fußball-Ferien-Freizeit entspricht, zu der die Gießener Fußballerinnen von der DFB-Stiftung Egidius Braun eingeladen worden sind. Für die Fußballerin Nia Künzer und den hessischen Landesvater a.D. Volker Bouffier – beide Kuratoriumsmitglieder der Stiftung - ist es nicht der erste gemeinsame Termin. Man kennt sich – oder?
FUSSBALL.DE: Lassen Sie uns mit einer Quizfrage starten. Herr Bouffier, wo wurde Nia geboren?
Volker Bouffier: Garbenheim? Wetzlar? Gießen?
Nia Künzer: Botswana. In Botswana bin ich tatsächlich geboren worden.
"Wir müssen den Nachwuchs im Ehrenamt früh entwickeln, und dafür bieten die Freizeiten eine Plattform"
Bouffier: Stimmt, das hattest du mir mal erzählt.
Künzer: Meine Eltern arbeiteten dort als Entwicklungshelfer. Aufgewachsen bin ich dann in Wetzlar.
Jetzt schauen wir mal umgekehrt: Wann wurde Volker Bouffier Hessischer Ministerpräsident?
Künzer: Fakt ist, dass ich nach meiner Fußballkarriere 2008 im Regierungspräsidium Gießen beruflich angefangen habe und Volker damals Innenminister war. Jetzt muss ich überlegen. Aber wann hat er das Amt des Ministerpräsidenten übernommen. 2010? 2011?
Bouffier: 2010.
Künzer: Gar nicht so schlecht.
Bouffier: Ja, immerhin.
Hier unten auf dem Platz trainieren die C-Juniorinnen des TSV Klein-Linden. Was kann so eine Freizeit bewirken?
Künzer: Diese Freizeiten stellen eine riesige Chance dar. Darin drückt sich eine wohlverdiente Wertschätzung für die 75 Fußballvereine aus, die in diesem Jahr durch die DFB-Stiftung Egidius Braun ausgewählt wurden. Wir beide, Volker und ich, kennen den TSV Klein-Linden sehr gut, mit einigen hier habe ich sogar zusammen Fußball gespielt. Hier wird gerade im Mädchen- und Frauenfußball gute Arbeit geleistet. Es hat diesmal die richtigen getroffen. Die Mädels jedenfalls werden sich ein Leben lang daran erinnern.
Und wie kann das dem Verein helfen?
Künzer: Auf so einer Freizeit bekommt man Kompetenzen vermittelt und kann einen ersten Schritt machen, um selbst ehrenamtlich tätig zu werden, vielleicht als Schiedsrichterin oder Bambini-Trainerin. Ich habe gehört, einige Spielerinnen sind bereits Betreuerinnen bei den F-Juniorinnen. Wir müssen den Nachwuchs im Ehrenamt früh entwickeln, und dafür bieten die Freizeiten eine Plattform.
Überschuss herrscht bekanntlich nicht im Fußball-Ehrenamt.
Künzer: Genau, und im Rahmen solch einer Freizeit erfährt man auch, was einem das Ehrenamt zurückgeben kann.
Herr Bouffier, die Stiftung trägt alle Kosten bei den Fußball-Ferien-Freizeiten. An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung, Programm. Bis in den September besuchen fast 1000 Kinder aus 75 Klubs eine Fußball-Ferien-Freizeit der DFB-Stiftung Egidius Braun. Wie wichtig sind diese Angebote aus Ihrer Sicht?
Bouffier: Die Stiftung will an der Basis des Fußballs wirken und die Basis, das sind die Vereine. Fußball ist einerseits dieses globale Ereignis, er begeistert die Menschen auf allen Kontinenten, aber der Fußball ist vor allen Dingen auch vor Ort. Die Vereine sind der Kitt unserer Gesellschaft. Gäbe es etwa die rund 24.000 Fußballvereine nicht, unser Land wäre ärmer und kälter.
Haben Sie einen persönlichen Bezug zum TSV Klein-Linden?
Bouffier: Ja, denn ich habe hier in der Gegend fünf Jahre gelebt. Der Verein TSV Klein-Linden ist ein klassischer festverankerter Stadtteilverein. Wer in Klein-Linden lebt, ist Mitglied beim TSV. Dabei leistet der Verein einen Beitrag, die Bevölkerung zusammenzuführen und für Gemeinschaft zu sorgen. Ich kenne hierfür nichts Besseres als den Sport.
Wenn Sie sich lange zurückerinnern, Sie waren einmal ein sehr guter Basketballer. Was hat Ihnen der Sport in Ihrer Jugend beigebracht?
Bouffier: Der Sport hat mir für mein ganzes weiteres Leben Dinge beigebracht, auch für mein politisches Leben. Angefangen habe ich als Boxer. Meine Eltern haben mich da aber rausgeholt. Und dann musste ich zum Turnen, das war nichts für mich. Irgendwann hat jemand gesagt, heute Abend kommst du mal in die Halle. Sie haben mich vor den Korb gestellt. 100 Würfe von links, 100 Würfe von rechts. Da war ich zwölf oder 13 Jahre alt.
Und bald waren Sie Jugend-Nationalspieler. Nochmal zur Frage: Was hat Ihnen der Sport gebracht?
Bouffier: Sinngebung, Freunde - und man lernt, dass Anstrengung einen voranbringt, man lernt mit Konkurrenz umzugehen. Disziplin. Und nicht zuletzt, dass man nach einem Sieg nicht überschnappt und nach einer Niederlage nicht auf den Gegner losgeht. Jeder hat Ziele, Träume. Lasse ich die Ohren hängen oder gebe ich mir Mühe? Der Sport hat für mich viele Grundlagen gelegt. Und Spaß hat es mir auch gemacht.
Die Stiftung lädt in diesem Sommer ausschließlich Mädchen-Mannschaften ein. Was uns zum Frauenfußball bringt. Kann es sein, dass Sie die dienstälteste Fußballexpertin im deutschen Fernsehen sind? Und man kann die Männer ruhig mitnehmen. Netzer, Ballack, Scholl - alle nicht mehr Fußballexperten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Sie schon.
Künzer: Ja – wird Zeit, oder was? Wollen Sie mich loswerden? (lacht)
Im Gegenteil.
Künzer: Jetzt schauen wir mal. Ich mache das in der Tat schon seit 2006 bei der ARD . Und ich habe immer noch Spaß dran. Jetzt warten wir mal ab, wie das mit den Übertragungsrechten für die WM in Australien und Neuseeland ausgeht.
Und wie geht es aus?
Künzer: Ich bin immer noch guter Hoffnung, dass sich FIFA und ARD und ZDF einigen. Es ist jetzt schon relativ knapp. Für unser deutsches Team wünsche ich mir die größtmögliche Sichtbarkeit. Keine Frage, sieben Wochen vor dem Turnierstart ist das eine missliche Situation, aber ich höre, dass sich etwas tut. Ich selbst weiß tatsächlich nicht mehr als alle anderen. Aber es ist Bewegung in der Sache. Ein Blackout wäre fatal. Was immer hilft, ist miteinander reden.
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