Er ist das "Urgestein" beim Traditionsklub und frisch gebackenen Sachsenpokal-Sieger 1. FC Lokomotive Leipzig aus der Regionalliga Nordost. Djamal Ziane hat beim früheren Europapokal-Finalisten seit seinem Wechsel im Sommer 2014 von der zweiten Mannschaft des FC Energie Cottbus bei der "Loksche" schon so einiges erlebt. Jüngster Höhepunkt war der Triumph am Finaltag der Amateure. Gegen den Ligakonkurrenten Chemnitzer FC setzten sich die Leipziger vor eigenem Publikum 3:0 durch, krönten sich zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte zum Landespokalsieger und dürfen im DFB-Pokal starten.
"Es gibt nichts Schöneres, als den Pokal im eigenen Stadion vor mehr als 10.000 Fans zu gewinnen", schwärmt der 31 Jahre alte Angreifer Ziane, der mit seinem Treffer zum Endstand selbst für die Entscheidung sorgte, im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Während meiner Zeit beim 1. FC Lok war es bereits die dritte Finalteilnahme. In allen drei Fällen hieß der Gegner Chemnitzer FC. Ich denke, es ist kein Zufall, dass die beiden Klubs in einem schwierigen Pokalwettbewerb mit einigen Drittligisten so oft im Finale stehen."
Zweite Teilnahme am DFB-Pokal weckt Erinnerungen
Von Zianes drei Teilnahmen am Endspiel konnte Lok Leipzig jetzt zum zweiten Mal nach 2021 den "Pott" in die Höhe recken. Beim ersten Mal ging es jedoch deutlich enger zu. Erst in der Verlängerung konnten sich die Leipziger trotz Unterzahl 1:0 durchsetzen. Der Torschütze, wie hätte es auch anders sein können, hieß Djamal Ziane (111.).
"Wenn ich mir ein Team aussuchen könnte, dann wäre es ein Verein mit viel Tradition. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn es ein Zweitligist wird, der viele Fans mit nach Leipzig bringt"
Auch an das, was auf den Pokalsieg folgte, hat der Torjäger mit der Nummer "13" noch beste Erinnerungen. In der ersten Runde des bundesweiten Pokalwettbewerbs durfte der 1. FC Lokomotive gegen den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen (0:3) antreten. Eigentlich hätte Ziane zu diesem Zeitpunkt wegen einer Muskelverletzung, die er sich kurz zuvor zugezogen hatte, gar nicht mit dabei sein können. Von einem Einsatz in der vielleicht bedeutendsten Begegnung seiner Laufbahn ließ er sich aber nicht abbringen.
"Beim Stand von 0:3 hat mir unser Trainer Almedin Civa doch noch die Möglichkeit gegeben, bei diesem Spiel auf dem Platz stehen zu dürfen", erinnert sich Ziane. "Ich weiß noch, dass wir mit drei Toren nach Standards verloren haben. Dennoch war es am Ende eine verdiente Niederlage. Auf jeden Fall war es aber eine ganz besondere Erfahrung."
Ziane verpasst Partytour aus beruflichen Gründen
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Während sich seine Teamkollegen mit dem Pokal im Gepäck nach Mallorca verabschiedet haben, um dort die Krönung der Saison zu feiern, geht es für den Angreifer, der sich in der Nordost-Staffel der 4. Liga mit 18 Treffern erstmals die Torjägerkrone sichern konnte, mit dem Alltag weiter. Als selbstständiger Inhaber eines Geschäfts, das sich auf Handyreparaturen spezialisiert hat, muss der gebürtige Leipziger in dieser Woche noch in seiner eigenen "Werkstatt" ran, die unter anderem für Großkunden wie die Stadt Leipzig tätig ist. Statt auf die balearische Party-Insel geht es für ihn demnächst gemeinsam mit seiner Freundin für zehn Tage ins idyllische Sansibar im Westen Afrikas, ehe nach dem privaten Urlaub schon wieder mit der Vorbereitung auf die Saison 2023/2024 startet.
"Mit einem weinenden und einem lachenden Auge wünsche ich den Jungs auf Mallorca viel Spaß. Für mich hat es leider nicht gepasst", zieht Ziane dennoch das Positive aus der kurzen Sommerpause heraus. "Mit dem gewonnenen Endspiel im Landespokal nehme ich es gerne in Kauf, dass wir eine leicht verkürzte Sommerpause vor uns haben."
Die Auslosung der ersten Runde im DFB-Pokal am Sonntag, 18. Juni, wird Ziane wohl aus der Ferne verfolgen. Auf einen Wunschgegner festlegen will er sich nicht. "Wenn ich mir ein Team aussuchen könnte, dann wäre es ein Verein mit viel Tradition", verrät der Torjäger: "Ich hätte auch kein Problem damit, wenn es ein Zweitligist wird, der viele Fans mit nach Leipzig bringt. Egal wie es kommt: Wir wissen, dass wir auf jeden Fall der Außenseiter sein werden, freuen uns aber auf ein einmaliges Erlebnis."
Tendenz geht Richtung Karriereende bei der "Loksche"
Auch mit Blick auf die neue Spielzeit drückt Ziane trotz des vierten Platzes in der gerade abgelaufenen Saison ein wenig auf die Euphoriebremse. Dabei stellt die Regionalliga Nordost in der kommenden Saison einen direkten Aufsteiger für die 3. Liga. "Wir haben bewiesen, dass wir auch gegen die großen Klubs in unserer Liga mithalten können", sagt Ziane. "Allerdings haben wir es nicht immer geschafft, konstant gute Leistungen zu bringen. Daran müssen wir arbeiten. Außerdem ist es auch eine finanzielle Frage. Wir haben einen kleinen Kader. Hinzu kommt, dass wir einige Leistungsträger ersetzen müssen. In der Liga gibt es sicherlich einige Klubs, die wirtschaftlich bessere Möglichkeiten haben als wir."
In seiner eigenen Planung herrscht dagegen schon seit einigen Wochen Gewissheit. Djamal Ziane hat seinen Vertrag langfristig verlängert, hängt noch einmal drei Spielzeiten dran und wäre dann insgesamt zwölf Jahre für die Blau-Gelben am Ball. Kein Wunder, dass er sich auch gut vorstellen kann, nach seiner aktiven Laufbahn für den Verein tätig zu sein. "Als Trainer sehe ich mich nicht", verrät Ziane. "Vielleicht wäre ein Posten als Sportlicher Leiter oder Teammanager etwas für mich. Drei Jahre sind im Fußball aber eine extrem lange Zeit. Auch eine weitere Vertragsverlängerung will ich nicht ausschließen, solange ich fit bin."
Autor/-in: Filippos Kounelis/MSPW