DFB-Pokal |18.08.2016|17:00

SV Babelsberg gegen "großen Bruder" Freiburg

Sorgte für Schlagzeilen: Babelsbergs Trainer Cem Efe. [Foto: imago/Karina Hessland]

Am Samstag trifft der Regionalligist SV Babelsberg 03 aus der Staffel Nordost und der Bundesligist SC Freiburg in der ersten Runde des DFB-Pokals aufeinander. Babelsbergs Trainer Cem Efe will offensiv spielen, auch gegen einen drei Ligen höher spielenden Gegner.

Cem Efe kennt die Regionalliga Nordost sehr gut. Er ist seit 2013 Trainer beim SV Babelsberg 03, war davor schon ein Jahr Assistent. Efe hat reichlich Gegner gesehen, die vor allem darauf aus sind, kein Gegentor zu bekommen und irgendwie 1:0 zu gewinnen. "So eine Taktik passt nicht zu mir", sagt Efe. Er lässt offensiv spielen, denn: "Wir haben meist über 2000 Zuschauer. Für den Eintritt bei uns könnten sie auch ins Kino oder ins Museum gehen. Also müssen wir denen etwas bieten."

Babelsberg spielt attraktiven Fußball – finden oft auch die Gegner. Ein Beispiel: Marco Sailer, im Sommer vom Bundesligisten SV Darmstadt 98 zu Wacker Nordhausen gewechselt, sagte gegenüber den Potsdamer Neuesten Nachrichten : "Das ist eine tolle Mannschaft, die kicken kann. Hier ist es nicht einfach zu spielen." Klingt gut für Babelsberg. Punkte wären jedoch noch besser gewesen – Endstand gegen Nordhausen war 0:2.

Zum elften Mal im DFB-Pokal

"Wir haben meist über 2000 Zuschauer. Für den Eintritt bei uns könnten sie auch ins Kino oder ins Museum gehen. Also müssen wir denen etwas bieten"

Vergangene Saison belegte das Team aus Potsdam Platz sechs, dann gingen mehrere Leistungsträger. "Jahr für Jahr verlassen uns gute Spieler. Wir haben halt nicht so viel Geld", sagt Efe. Der 38-Jährige hat stets aufs Neue die Aufgabe, meist junge Spieler in den Kader zu integrieren und für die Regionalliga fit zu machen. Die Ziele sind daher auch dieses Jahr eher bescheiden: "So schnell wie möglich genug Punkte holen, um nicht unten reinzurutschen." Da freut es Efe, dass zumindest die enorm wichtigen Akteure Andis Shala (15 Tore in der Vorsaison) und Mittelfeldspieler Bilal Cubukcu geblieben sind. Cubukcu wollte in die Türkei wechseln, verwarf den Plan jedoch wegen der politischen Situation im Land.

Babelsberg nimmt zum elften Mal am DFB-Pokal teil, erreichte gleich im ersten Versuch 1999 die dritte Runde. Endstation war gegen den jetzigen Gegner SC Freiburg (2:4 nach Verlängerung). Auch danach gab es gegen hohe Favoriten meist enge Partien, zum Beispiel gegen Hertha BSC (1:2), Borussia Mönchengladbach (0:1), den FSV Mainz 05 (1:2 n.V.), Bayer Leverkusen (0:1) oder den VfB Stuttgart (1:2). Ein Sieg gelang aber nur noch einmal: 2:1 gegen Hansa Rostock im Jahr 2006.

Efe hat die bisher einzige Zweitligasaison Babelsbergs als Spieler miterlebt. 2001/02 kam er 14 Mal zum Einsatz, 13 Mal wurde er dabei eingewechselt. "Ich war klassischer Joker", sagt er rückblickend. Auch zu seinem einzigen Einsatz im DFB-Pokal kam er als Einwechselspieler: 1998 mit dem damaligen Drittligisten SV Meppen 0:1 gegen den FC St. Pauli. Die Entscheidung fiel per Elfmeter.

Name Efe ist ein Begriff

Im Fußball-Nordosten ist der Name Efe längst ein Begriff, vor allem dank seiner hervorragenden Arbeit mit Talenten. Im November 2015 kannten ihn in ganz Deutschland plötzlich auch viele Menschen, die sich nicht regelmäßig mit Fußball beschäftigen. Bei Youtube findet sich zu seinem Namen ein dreieinhalb Minuten langes Video mit aktuell 137.000 Aufrufen von der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den FSV Zwickau. Efe redete sich in Rage, warf dem Gegner rassistische und diskriminierende Äußerungen vor. Das Medienecho war gigantisch.

"Es ging mir nicht drum, damit ins Internet zu kommen. Ich habe das zum Ausdruck gebracht, was mich bedrückt", sagt Efe heute: "Wir müssen generell alle respektvoller miteinander umgehen." Die Situation habe sich seitdem etwas verbessert bei den Auswärtsspielen, es gebe weniger Beleidigungen. Beim Rückspiel in Zwickau im Frühjahr sei es allerdings anders gewesen. Da hätten ihn zum Teil zehnjährige Kinder beschimpft: "Das war unter der Gürtellinie."

Seinen eigenen Verein beschreibt der gebürtige Berliner Efe, der türkische Wurzeln hat, wie folgt: "Hier ist jeder willkommen, wir sind für alle offen." Im Jahr 2014 wurde das Flüchtlingsteam "Welcome United" gegründet. Das Motto auf der Webseite lautet "Fußball unplugged". Dazu kommen ansehnlicher Fußball und überschaubare finanzielle Mittel. So etwas Ähnliches gibt es auch in der Bundesliga, beim SC Freiburg. Der Sport-Club kommt am 20. August ins Karl-Liebknecht-Stadion, kurz "Karli" genannt, sehr schön gelegen beim Park Babelsberg, der zum Weltkulturerbe gehört. Die Flutlichtmasten sind einklappbar, da sie in der Sichtachse vom Flatowturm zur Stadt liegen.

"Freiburg ist eine Art großer Bruder von Babelsberg", sagt Efe, der regelrecht ins Schwärmen gerät: "Christian Streich ist ein wunderbarer Trainer." Doch nur zum Staunen wird Efes Team natürlich nicht auflaufen: "Wenn ein Bundesligist auf 100 Prozent hochschaltet, ist die Sache klar. Wenn nicht, ist im Pokal immer etwas möglich." Am wichtigsten sei ohnehin folgendes: "Wir müssen unseren Zuschauern Freude machen." Da bleibt sich Efe treu. Auch im Pokal gegen einen drei Ligen höher spielenden Gegner.