Ein Muslim im Tor eines christlichen Vereins
Mohammad Reza Parsaei (oben rechts) steht auch mit 58 Jahren noch im Tor des FC livingroom Mainz. [Foto: Fotos KEEPER05, FUSSBALL.DE; Collage FUSSBALL.DE]
Mit 58 Jahren läuft Mohammad Reza Parsaei noch immer für einen Mainzer Kreisligisten auf. Der Routinier hütet das Tor des christlichen Vereins FC livingroom Mainz. Dabei ist Parsaei Muslim.
Der Fußball ist sein Freund, er begleitet Mohammad Reza Parsaei schon seit seiner Kindheit. Der Schlussmann ist auch mit 58 Jahren immer noch aktiv und hütet beim Kreisligisten FC livingroom Mainz den Kasten. Parsaei erfüllt es, als Vorbild für junge Menschen zu fungieren. So könne er sein hohes Alter vergessen und dem Fußball durchaus noch lange erhalten bleiben. Im Interview mit der Allgemeinen Zeitung Mainz sagt Parsaei: „Auf dem Sportplatz fühle ich mich wie ein Kind, also möchte ich noch so lange Fußball spielen, wie es meine Gesundheit zulässt.“
Er sich auch nicht nur ab und zu mal ins Tor stellen. Stattdessen will Parsaei Woche für Woche Teil eines Teams sein – meistens in der zweiten Mannschaft in der C-Klasse Mainz-Bingen Ost I . Doch in der Hinrunde war es vielmehr das Paradeteam in der B-Klasse , in dem Parsaeis Künste gefragt waren.
So trug der Iraner acht Mal das Trikot der ersten Mannschaft. Sogar noch im letzten Saisonspiel vor der Winterpause stand Parsaei im Kasten der ersten livingroom-Mannschaft, beim bitteren Abschluss auswärts gegen den Zweiten TuS Dexheim. Auf deren Kunstrasenplatz musste sich der FC mit 0:6 geschlagen geben. Die restlichen Partien mit Parsaei im Tor verliefen dagegen erfreulicher. In den ersten 450 Saisonminuten, die er für den Klub in der B-Klasse aktiv war, gab es keine einzige Niederlage. Neben drei Siegen gegen den FSV Nieder-Olm II (7:1), beim FVgg Mombach 03 (3:0) und bei der SG Udenheim/Sörgenloch (3:1) gab es zwei Unentschieden gegen den SV Bretzenheim 1912 (1:1) und 1.FC Schwabsburg (2:2). Die starke Bilanz ohne Niederlage mit Parsaei auf dem Platz riss erst Mitte Oktober, als das Heimspiel gegen den VfB Bodenheim II 0:1 endete.
"Auf dem Sportplatz fühle ich mich wie ein Kind, also möchte ich noch so lange Fußball spielen, wie es meine Gesundheit zulässt"
Die Mitspieler schätzen ihn
Eine Statistik, von der die zweite Mannschaft nur träumen kann. Dort ist der 58-Jährige Niederlagen gewohnt. In seinen fünf C-Klassen-Einsätzen steckte Parsaei vier Niederlagen ein, war aber immerhin beim einzigen Punktgewinn gegen den FC Inter Mainz (1:1) dabei.
Die sportlichen Ergebnisse sind für ihn jedoch zweitrangig. Dem Mann mit dem weißen Vollbart ist es nur wichtig, überhaupt auf dem Platz zu stehen, seine Erfahrung weiterzugeben und Fußball zu spielen. Alles bekommt er beim FC livingroom Mainz – dem Verein, bei dem er seit der Vereinsgründung im Jahr 2012 spielt und dem Verein, der aus einem Projekt der gleichnamigen Jugendkirche in Mainz entstanden ist.
Und ein Verein, in dem sich Parsaei wohlfühlt. Der Klub fasziniert ihn mit der Wärme, die ihm entgegengebracht wird. Deswegen ist es für den Torwart auch kein Problem, als Muslim in einem christlich geprägten Verein zu spielen. Der Allgemeinen Zeitung Mainz sagt er: „Die livingroom-Kirche behandelt jeden Menschen gleich. Außerdem habe ich mich angepasst. Meine Familie lebt christlich.“
Für seine Art und seinen Einsatz wird er im Klub geschätzt. Spielertrainer Nick Schwiderski sagt über ihn: „Reza ist ein klasse Typ. Er pusht die Mannschaft, auf und neben dem Platz.“ Den Weg zum FC livingroom Mainz fand er übrigens über mehrere universitäre Mannschaften, nachdem er vor 50 Jahren in seinem Heimatland Iran mit dem Fußball begonnen hatte. Früh war ihm klar, dass er Torwart werden wollte. Denn: „Ich bin ein bisschen verrückt.“