Tradition ohne Ende: RWE plant Pokal-Hattrick
Regionalliga-Klub Rot-Weiss Essen (rechts) trifft am Finaltag der Amateure auf Zweitliga-Aufsteiger MSV Duisburg mit Simon Brandstetter (links). [Foto: Imago (2) / Collage: FUSSBALL.DE]
Mehr Tradition geht nicht: Das Endspiel um den Niederrheinpokal zwischen dem West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen und dem frisch gekürten Drittligameister und künftigen Zweitligisten MSV Duisburg am Donnerstag (ab 17 Uhr, live in der ARD) ist nicht nur das einzige Duell zweier ehemaliger Bundesligisten am zweiten Finaltag der Amateure. An der Hafenstraße trifft auch der Deutsche Meister von 1955, DFB-Pokalsieger von 1953 und Finalist von 1994 aus Essen in einem Nachbarschaftsduell auf den Vizemeister von 1964 sowie viermaligen Endspielteilnehmer (1966, 1975, 1998, 2011) aus Duisburg.
Das Stadion Essen (20.500 Plätze, das bereits zum dritten Mal hintereinander Austragungsort des Endspiels ist, dürfte aus allen Nähten platzen. Und das, obwohl beide Vereine dank des guten Duisburger Abschneidens in der 3. Liga bereits für den DFB-Pokal qualifiziert sind.
"Es geht darum, den Pokal in Essen zu behalten und dafür werden wir alles geben"
„Dass wir mit der erneuten Teilnahme an der Hauptrunde unser wichtigstes Ziel in diesem Wettbewerb bereits erreicht haben, ändert nichts daran, dass die Mannschaft hochmotiviert in das Finale gehen wird“, sagt RWE-Trainer und Ex-Bundesligaprofi Sven Demandt gegenüber FUSSBALL.DE : „Es geht darum, den Pokal in Essen zu behalten und dafür werden wir alles geben.“
Mut machen dürfte den Essenern ihre Pokalhistorie. Mit bereits neun Triumphen im Niederrheinpokal sind die Rot-Weissen mit einigem Abstand vor dem Wuppertaler SV (sechs Erfolge) Rekordsieger in diesem Wettbewerb. Bereits zum achten Mal in den vergangenen zehn Jahren steht RWE im Finale, setzte sich dabei bislang fünfmal durch.
Gegen die Duisburger „Zebras“ ist sogar der Hattrick möglich, denn in den beiden zurückliegenden Spielzeiten hatten die Essener gegen Rot-Weiß Oberhausen (6:5 im Elfmeterschießen) und zuletzt gegen den Wuppertaler SV (3:0) im Rahmen des ersten Finaltags der Amateure die Oberhand behalten und sich für den DFB-Pokal qualifiziert. Dort scheiterte der Viertligist jeweils erst im Elfmeterschießen an den Zweitligaklubs Fortuna Düsseldorf und Arminia Bielefeld. Diesmal dürfen die treuen RWE-Fans - im Schnitt kommen rund 7.500 Zuschauer zu den Regionalliga-Heimspielen (Bestwert in der 4. Liga) - sogar unabhängig vom Finalausgang erneut auf ein attraktives Los hoffen.
Trainer Demandt ist seit April 2016 im Amt, bewahrte den Traditionsverein vor einem Jahr vor dem drohenden Abstieg in die Oberliga. In dieser Saison etablierten sich die ambitionierten Essener wieder im oberen Tabellendrittel, schlossen die Saison auf Rang fünf ab. In Zukunft soll es noch weiter nach oben gehen. Unter dem Motto „Hoch3“ soll bis 2019 der Aufstieg in die 3. Liga gelingen.
Ein Pokalsieg gegen den klassenhöheren MSV wäre dafür sicher nicht die schlechteste Empfehlung. „Es wäre das i-Tüpfelchen auf eine insgesamt positive Saison“, findet Sven Demandt, der auf die verletzten Nico Lucas (Kniescheibenbruch) und Roussel Ngankam (Kreuzband- und Meniskusverletzung) verzichten muss.
Rot-Weiss Essen
Gründungsjahr: 1907
Mitgliederzahl: 5044
Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga West
Trainer: Sven Demandt
Top-Torjäger: Marcel Platzek (13 Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Deutscher Meister (1955), DFB-Pokalsieger (1953)
Weg ins Finale: TuS Grevenbroich (9:0), DJK Twisteden (5:0), Sportfreunde Bamberg (4:0), SpVg Schonnebeck (2:0 n.V.), Wuppertaler SV (3:2)
Für den MSV Duisburg ist nur fünf Tage nach dem Gewinn der Meisterschaft in der 3. Liga (durch einen 5:1-Heimsieg gegen den FSV Zwickau ) das Double möglich. Mittelfeldspieler Fabian Schnellhardt, bei einer Umfrage von DFB.de zum „Spieler der Saison“ in der dritthöchsten deutschen Spielklasse gewählt, unterstreicht die Bedeutung des Finaltags. „Beide Mannschaften sind zwar sicher für den DFB-Pokal qualifiziert, aber es bleibt ja trotzdem ein Derby, das für unsere Fans und auch für uns als Mannschaft sehr wichtig ist“, so Schnellhardt: „Nach dem Meistertitel wollen wir auch den Pokalsieg.“
Für die „Zebras“ wäre es erst der zweite Titelgewinn im Niederrheinpokal nach 2014 (5:2 im Finale gegen den TV Jahn Hiesfeld ), allerdings war der MSV als langjähriger Erst- und Zweitligist im Verbandspokal noch nicht allzu oft am Start.
In der Meisterschaft legten die Duisburger eine konstant gute Saison hin, eroberten bereits am 9. Spieltag den ersten Tabellenplatz und gaben ihn bis zum Schluss nicht mehr ab. Ein Jahr nach dem bitteren Abstieg aus der 2. Bundesliga in der Relegation gegen die Würzburger Kickers melden sich die Blau-Weißen im Unterhaus des deutschen Profifußballs zurück. „Entscheidend war unsere mannschaftliche Geschlossenheit“, erklärt MSV-Trainer Ilia Gruev gegenüber FUSSBALL.DE das Erfolgsgeheimnis: „In einer langen Saison benötigst du einen Kader, in dem jeder sofort helfen kann, wenn er gebraucht wird, ohne dass die Mannschaft an Qualität verliert. Außerdem hat das Team oft Charakter gezeigt, gerade wenn es mal nicht so gut lief. Wir standen defensiv meist sehr sicher. Das war die Basis, um konstant zu punkten. Auch wenn wir nicht die meisten Tore erzielt haben, waren wir in den wichtigen Phasen effizient genug, um die nötigen Punkte zu holen.“
Obwohl schon recht früh absehbar war, dass sich der MSV aller Voraussicht über die Platzierung in der Liga für den DFB-Pokal qualifizieren würde, ließen die „Zebras“ auch im Verbandspokal nicht locker, meisterten fast alle Hürden sehr souverän. Am nächsten war noch der frisch gebackene Oberligameister KFC Uerdingen 05, selbst DFB-Pokalsieger von 1985, im Achtelfinale an einer Überraschung. Die Krefelder unterlagen knapp 0:1.
Nun soll die erfolgreiche Spielzeit auch mit dem Finaltriumph in Essen gekrönt werden. „Wir alle wissen, was unseren Fans ein solcher Pokalerfolg bedeutet“, so MSV-Trainer Gruev: „Du gehst in ein Finale immer mit der Motivation, es auch zu gewinnen. Wir wollen den Pott nach Duisburg holen und mit dem Aufstieg im Rücken können wir befreit aufspielen. Der Pokalsieg im Traditionsduell gegen RWE wäre für uns das Sahnehäubchen.“
MSV Duisburg
Gründungsjahr: 1902
Mitgliederzahl: 8234
Liga-Zugehörigkeit: 3. Liga (2. Bundesliga ab 2017/2018)
Trainer: Ilia Gruev
Top-Torjäger: Kingsley Onuegbu (elf Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Deutscher Vizemeister (1964), DFB-Pokal-Finalist (1966, 1975, 1998, 2011)
Weg ins Finale: Post SV Solingen (7:0), Rather SV (5:1), KFC Uerdingen 05 (1:0), TuRU Düsseldorf (6:0), Rot-Weiß Oberhausen (3:0)