Nemec: Eurofighter-Sohn will den Aufstieg
Jiri Nemec 2001 als DFB-Pokalsieger mit dem Schalker Manager Rudi Assauer und mit seinem Sohn Patrick, hier noch im Trikot des Wuppertaler SV. [Foto: Fotos Getty, imago; Collage FUSSBALL.DE]
Jiri Nemec war nie ein Freund von Interviews. „Ich bin Fußballspieler und kein Fußballredner“, sagte der Tscheche, als er beim FC Schalke 04 unter Vertrag stand. Der Mittelfeldspieler galt in der Bundesliga als der große Schweiger. Sein Sohn Patrick Nemec ist ihm in diesem Punkt ähnlich. Der 20-Jährige ist auch keiner, der große Reden schwingt. „Mir ist es wichtiger, auf dem Platz zu überzeugen“, sagt Patrick Nemec im Gespräch mit FUSSBALL.DE. „Interviews geben, das können andere besser.“ Für die neueste Folge der Serie Familienbande macht er eine Ausnahme. Patrick Nemec nimmt sich Zeit für ein ausführliches Gespräch.
Es gibt ja einiges zu erzählen. In der Sommerpause hat Patrick Nemec einen neuen Verein gefunden. Ab der kommenden Saison spielt er für den 1. FC Bocholt – in der fünftklassigen Oberliga Niederrhein . „Der Klub hat sich zum Ziel gesetzt, um den Aufstieg mitzuspielen. Und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, das Ziel zu erreichen“, sagt Patrick Nemec. Am 3. Juli trainiert er das erste Mal mit seinen neuen Teamkollegen. Ab dann pendelt Nemec häufig zwischen Westmünsterland und Ruhrgebiet. Er wohnt mittlerweile wieder in seiner Geburtsstadt Gelsenkirchen.
Pavel Nedved ist das Idol
Im Oktober 1996 kam er dort zur Welt. Vater Jiri hatte kurz zuvor mit Tschechien bei der Europameisterschaft für Furore gesorgt. Der Außenseiter schaffte es mit Nemec bis ins Endspiel. Im Londoner Wembley-Stadion setzte sich am Ende aber Deutschland dank Oliver Bierhoffs Golden Goal durch. Patrick Nemec hat die Partien von damals auf Video gesehen. Bei einem Spieler schaute er immer genauer hin: Pavel Nedved. „Der war immer mein großes Vorbild“, sagt Patrick Nemec über den langjährigen Kapitän von Juventus Turin. „Ich habe ihn auch schon mal persönlich getroffen, das war schon ein tolles Erlebnis.“
"Damals hatte Schalke eine Mannschaft, in der so viel Leidenschaft steckte"
Patrick Nemec kann sich aber auch für Videos mit alten Schalke-Spielen begeistern. Er hat sich angesehen, wie sein Vater mit den sogenannten Eurofightern 1997 den UEFA-Cup gewann. Wie Schalke 2001 den DFB-Pokal holte und ein Jahr später den Titel verteidigte. Und wie die Königsblauen 2001 die Meisterschaft schon bejubelten, dann aber noch vom FC Bayern München überholt wurden. „Damals hatte Schalke eine Mannschaft, in der so viel Leidenschaft steckte“, sagt Patrick Nemec. Er denkt an Olaf Thon, mit dem er sich ständig austauscht. An Marc Wilmots, das Schalker Kampfschwein. Und an seinen Vater, den Mittelfeldstrategen mit der markanten Frisur.
Mit Sané und Kehrer bei Schalke
Patrick Nemec entdeckte auch früh seine Leidenschaft für den Fußball. „Mit sieben, acht Jahren habe ich stundenlang gekickt“, erzählt er. In diesem Zeitraum lebte er gemeinsam mit Vater, Mutter und seiner älteren Schwester in Tschechien. Da Patrick Nemec Talent hatte, meldeten ihn seine Eltern beim besten Klub im Land an. Bei Sparta Prag genoss der Mittelfeldspieler eine gute Ausbildung. Mit 15 Jahren wechselte Patrick Nemec dann nach Deutschland – zu seinem Lieblingsklub Schalke 04. Sein Trainer in der U 17 hieß damals Jens Keller. Er stand unter anderem mit Leroy Sané und Thilo Kehrer auf dem Platz. Nach nur einem Jahr verließ Nemec den Klub jedoch und schloss sich Rot-Weiß Oberhausen an. Anschließend ging es weiter zum Wuppertaler SV .
Für die Oberbergischen bestritt Patrick Nemec auch seine ersten Spiele bei den Senioren. Mittlerweile kommt der Tscheche auf insgesamt 56 Oberliga-Einsätze – für den Wuppertaler SV und für Ratingen 04/19. Es sollen bald einige hinzukommen. Manuel Jara hält viel von seinem neuen Spieler. Als der Klub den Transfer bekanntgab, schwärmte Bocholts Trainer von Nemec‘ Zweikampfstärke, dessen Ausdauer und Passstärke.
Der Gelobte weiß aber auch, dass er noch Schwächen hat. „An meiner Schnelligkeit und an meinem Kopfballspiel muss ich arbeiten“, sagt Patrick Nemec. Ein großer Torjäger wird er wohl auch nicht mehr: Zwei Oberliga-Treffer hat der defensive Mittelfeldspieler bislang erzielt. Auch in diesem Punkt ähnelt er seinem Vater. Als der für Schalke mal eines seiner seltenen Tore erzielte, gab es anschließend T-Shirts mit der Aufschrift „Ich war dabei, als Nemec traf.“