Kreisliga: Meister ohne ein einziges Training
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Wie ein Kreisligameister sämtliche Amateurfußballtrainer aus dem Konzept bringt und weshalb ein Oberligacoach ab sofort aufpassen muss, welche Spieler er auf der Bank schmoren lässt. Nicht-Alltägliches aus dem Amateurfußball in unserer Rubrik Kurzpass kurios.
Kein Training, trotzdem Meister
Ohne Fleiß, kein Preis. Seit Generationen beten Eltern ihren Kindern dieses Mantra vor, um den Nachwuchs von klein auf daran zu erinnern, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt. Früh soll uns klar werden: Wenn man etwas erreichen will, muss man hart dafür arbeiten. Was aber, wenn man mit wenig Aufwand schafft, was andere durch hartes Training zu erreichen versuchen? Ein eindrucksvolles Beispiel dafür liefert die erste Mannschaft von Anadolu Marbach .
Nach dem 5:2-Heimsieg am letzten Spieltag gegen den GSV Erdmannhausen II machte das Team um Trainer Cem Caliskan die Meisterschaft in der Kreisliga B und damit den Wiederaufstieg in die Kreisliga A perfekt. „Damit haben wir Geschichte geschrieben als die erste Mannschaft, die jemals ohne eine einzige Trainingseinheit aufgestiegen ist“, berichtete der glückliche Trainer nach dem Spiel der Marbacher Zeitung .
„Ohne Training keinen Erfolg? Sagt wer?“
Kein regelmäßig stattfindendes Krafttraining, kein Konditionstraining und keine Übungen mit Ball. Auch mannschaftsinterne Testspiele gab es nicht. Anadolu Marbach scheint all diesen Schnickschnack nicht nötig zu haben, wie sie erfolgreich unter Beweis stellten. Nicht ohne Stolz prangt nun auch auf den Aufstiegsshirts der Slogan:„Ohne Training keinen Erfolg? Sagt wer?“
Trainer Cem Caliskan versucht den Erfolg mit der Willensstärke seiner Mannschaft zu begründen: „Wir wollten zwar nicht hoch, konnten aber im Vergleich zur Konkurrenz bestens mit dem Druck umgehen und waren da, wenn es drauf ankam. Manchmal ist der Wille eben wichtiger als die Kondition.“ Dennoch weiß er, dass man in der kommenden Saison ohne Training vermutlich Schwierigkeiten bekommen wird. Für jetzt bleibt aber die erfrischende Erkenntnis: Manchmal kann der entsprechende Wille eben doch Berge versetzen. Oder anders gesagt: Ohne Fleiß ein Preis.
Rollentausch beim TSV Sasel
Gleichzeitig als Trainer und Spieler im Amateurbereich aktiv sein? Nichts Ungewöhnliches. Als Spieler der ersten Mannschaft in der Zweitfunktion den eigenen Trainer coachen? Schon eher außergewöhnlich. So stellt sich aktuell die Situation beim Oberligist TSV Sasel dar.
Lenny Kratzmann, Mittelfeldspieler des TSV Sasel, wird ab der kommenden Saison zusätzlich zu seiner Spielertätigkeit den Trainerjob bei der dritten Mannschaft der Saseler übernehmen. Pikant: Kratzmanns Trainer bei der ersten Mannschaft, Danny Zankl, ist in der dritten Mannschaft selbst als Spieler auf dem Rasen zu finden. „Danny ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mir den Trainerposten bei der Dritten vorstellen könnte“, erklärt der 22-jährige Kratzmann.
Die Machtverhältnisse müssen aber wohl noch geklärt werden. „Das hat natürlich einen gewissen Reiz, quasi mal den eigenen Trainer zu trainieren. Ich weiß aber nicht, ob Danny sich über den Platz scheuchen lässt“, gibt Kratzmann gegenüber fussifreunde.de zu. Dabei wird er die Verantwortung nicht alleine übernehmen, sondern ein Duo bilden mit Niklas Bott, der bisher die dritte Mannschaft des TSC Wellingsbüttel trainierte.
„Wir arbeiten als absolut gleichberechtigte Trainerkollegen und sind fast täglich im Austausch über die Trainingsplanung und Saisonvorbereitung“, sagt Kratzmann über seine neue Aufgabe. Es bleibt abzuwarten, wie das Trainer-Spieler- beziehungsweise Spieler-Trainer-Gespann die kommende Spielzeit meistert.