Integration |14.01.2019|14:00

SV United Welcome: Spieler aus acht Nationen

Acht Nationen, ein Team: Der SV United Welcome des SV Winnenden.[Foto: SV Winnenden 1848 ]

Der Name ist Programm: „SV United Welcome“ nennt sich jene Mannschaft, die der SV Winnenden 1848 e.V. ins Leben gerufen hat. Es ist ein Team mit Spielern aus acht Nationen, die der Verein in drei Probetrainings rekrutiert hat. Die Mannschaft spielt in der Kreisliga B und der Ansatz ist relativ einfach, aber sehr spannend: „Bei diesem Projekt bilden Menschen, egal welcher Herkunft, eine Mannschaft. Diese soll Berührungsängste abbauen, kulturelle Unterschiede überwinden und eine gelingende Integration erleichtern“, skizziert Timo Loos, Abteilungsleiter Fußball des SV Winnenden, die konkrete Idee. Seit Beginn der Saison 2018/19 spielt die Mannschaft nun im Spielbetrieb mit.

Der Sport bzw. der Fußball „dient hier als Motor der Integration“. Für Loos ist eindeutig, dass „der Fußball eine enorme Kraft hat. Er lässt Raum für Individualität, schafft aber zugleich auch Zusammenhalt, kann Werte und Normen vermitteln, die auf und neben dem Platz gelten“. Und nicht zuletzt sorgt der Fußball für Selbstwertgefühl und vermittelt den Eindruck, gebraucht zu werden, und ist als universelle Sportart ein idealer Vermittler. Loos: „Der Fußball dient somit hervorragend als Verbindung oder Kommunikationsmittel unter den einzelnen Menschen, egal welcher Herkunft.“

Zu den Probetrainings wurden im Juni 2018 alle in Winnenden lebenden geflüchteten Männer zwischen 18 und 35 Jahren eingeladen. 56 folgten dieser Einladung, schließlich wurden 23 Spieler ausgewählt. Diese Multi-Kulti-Mannschaft „vertritt den größten Sportverein der Stadt Winnenden“, berichtet Loos stolz. Als Partner konnte der Verein die Stabsstelle für Integration der Stadt gewinnen. „Das war natürlich ideal, denn es gibt eine sehr gute Vernetzung und Ergänzung“, so Loos.

Es geht darum, dem Projekt eine besondere Nachhaltigkeit zu verleihen. Der Abteilungsleiter macht klar, dass sportliche Meriten nicht im Fokus der Aktion stehen, sondern ganz andere Dinge: „Es geht um die Integration der Menschen in das Leben in Winnenden.“ So waren beim Probetraining zwar auch fußballerische Aspekte wichtig, „aber im Vordergrund stand das menschliche Verhalten“.

"Es geht um die Integration der Menschen in das Leben in Winnenden"

Einen größeren Aufwand bedeutete die Beantragung der Spielerpässe. Denn es bedurfte einer jeweiligen Anfrage beim Verband des Herkunftlandes. „Das war ein enormer Aufwand, wir mussten auch Geduld aufbringen“, berichtet Loos, „aber der Württembergische Fußballverband hat sich sehr eingesetzt.“

Die Trainer dieses Projekts sind Sozialarbeiter sowie Jugend- und Heimerzieher. „Sie arbeiten mit der Mannschaft auf und neben dem Platz. Es sind zu den gewöhnlichen Übungseinheiten viele erlebnispädagogische sowie theoretische fußballspezifische Lerneinheiten geplant“, betont Loos. Das ist aber längst nicht alles, denn die Trainer begleiten und unterstützen bei Behördengängen. Auch die Suche nach Wohnraum wird in Absprache mit der Stabsstelle für Integration unterstützt. Nicht zuletzt helfen die Trainer auch bei der möglichen Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen; die Spieler werden im Bewerbungsverfahren tatkräftig unterstützt.

Wichtig ist Loos auch, dass die Mannschaft den Kontakt zu den Bewohnern herstellt und wahrt. So hat das Team beispielsweise eine Spielstraße für Kinder beim Stadtfest in Winnenden betreut. „Auch Patenschaften von Herrenmannschaft und Juniorenbereich sind geplant. Mittels dieser Patenschaften soll dem Entstehen von Vorurteilen entgegengewirkt werden“, unterstreicht Loos.

Es geht auch darum, Jugendspieler für einen späteren Einsatz in der 1. Mannschaft zu motivieren. Der Klub hat sich zudem zum Ziel gesetzt, bei Mannschaftsabenden und Trainingslagern die Mannschaftsfindung zu begleiten und zu unterstützen. Einzelgespräche sollen helfen, individuelle Probleme zu lösen. Auch ein gemeinsames Schlittschuhlaufen ist geplant. Die Fahrten zu den Spielen wurden zu Beginn mit einem Neunsitzerbus absolviert. Inzwischen ist es aber so, dass zwei Auszubildende deutscher Herkunft, die über einen Führerschein verfügen, mit Fahrgemeinschaften dafür sorgen, dass die Mannschaft zu den Auswärtsspielen mobiler anreisen kann. Loos: „Die Flüchtlinge haben keinen Führerschein, geschweige denn ein Fahrzeug.“

Die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration haben den SV Winnenden bereits im November 2015 mit einer Anerkennungsprämie von 500 Euro unterstützt. Im Rahmen der Initiative „2:0 für ein Willkommen“ wurden zudem jetzt die Kosten für die Teilnahme am Spielbetrieb, für Fahrten zu den Auswärtsspielen, drei Mannschaftsabende sowie ein Trainingslager übernommen. Gemeinsam unterstützen die Beauftragte und die DFB-Stiftung den Verein mit über 6.000 Euro bei seinem vorbildlichen Engagement für Menschen mit Fluchterfahrung.

Weitere Informationen zur Initiative "2:0 für ein Willkommen" unter: https://www.egidius-braun.de/engagement-fuer-fluechtlinge/