Torverhältnis 7:101: Trotzdem hoch motiviert
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Aller Anfang ist schwer – aber obwohl Borussia Eppelborn vor dem ersten Spiel 2019 am Sonntag in der Saar-Kreisliga A Theel beim SC Wemmetsweiler II noch auf den ersten Punktgewinn wartet, sind sie beim jungen Verein weiterhin hoch motiviert. Einer, der vorangeht, ist Christoph Peter. Er zieht nicht nur im Mittelfeld die Fäden und ist einer von drei Kapitänen, sondern bringt sich auch noch als Trainer und Vorsitzender ein. Peter ist unsere Kultfigur der Woche.
Null Punkte aus 16 Spielen und ein desaströses Torverhältnis von 7:101: Knüppeldick kam es für die Borussia im bisherigen Saisonverlauf. Elf Jahre nach der Gründung als Hobbyteam und einige Umbenennungen später hatten Christoph Peter und seine Mitstreiter Mitte vergangenen Jahres den Entschluss gefasst, nicht nur bei Dorfturnieren im Saarland zu spielen, sondern auch endlich mal um Punkte zu kämpfen. „Eigentlich sind wir gar nicht so schlecht, wie es der Tabellenstand aussagt“, berichtet der 27-Jährige.
In der Sommervorbereitung sei man noch von Sieg zu Sieg geeilt, dann habe das Verletzungspech aber zugeschlagen: „Viele von uns haben schon länger nicht mehr gespielt. Die regelmäßige Spiel- und Trainingsbelastung und der stark beanspruchte, mitunter tückische Hartplatz in Obersalbach forderten dann ihren Tribut“, berichtet Peter, der selbst gegen Ende des vergangenen Jahres auch längere Zeit wegen Bänderproblemen zum Zuschauen verdammt war.
Dennoch sind sie bei der Borussia froh, wenige Kilometer vom Vereinssitz in Eppelborn entfernt überhaupt eine Bleibe gefunden zu haben. Bei der Suche nach einer Spielstätte hatte man sich die Hacken wundgelaufen und unzählige Gespräche geführt, so Peter: „Einige Clubs wollten uns schlichtweg nicht, sahen auch eine Konkurrenz zu ihren Mannschaften und befürchteten, dass wir Spieler abwerben.“
"Meine große Liebe ist die Borussia."
Ausdrücklich nimmt er den großen Bruder in der rund 17.000 Einwohner zählenden Gemeinde im Landkreis Neunkirchen von seiner Kritik aus: „Der FV Eppelborn war sehr interessiert daran, uns auf dem von ihm genutzten Gelände des Illtalstadions aufzunehmen. Wegen der Vielzahl seiner Mannschaften standen aber schlichtweg keine geeigneten Trainingszeiten mehr zur Verfügung.“
Peter und seine Vereinskameraden – seit den frühen Anfängen als Hobbymannschaft ist auch sein guter Kumpel Eric Guthörl als Aktiver und im Vorstand mit dabei – lassen sich indes durch nichts entmutigen und freuen sich bereits über kleine Zahlen: Bis zu 25 Fans begleiten das Team selbst zu Auswärtsspielen und sogar einige passive Mitglieder zählt der Verein.
Trotz der sportlichen Enttäuschungen gibt es auch immer wieder Lob und Anerkennung. Als man am zweiten Spieltag ausgerechnet im Derby beim VfB Heusweiler eine deprimierende 0:20-Klatsche bezogen hatte, kam ein gegnerischer Akteur auf Peter zu und zeigte sich beeindruckt, wie sportlich und fair man die Partie bestritten habe. „Im Prinzip leben wir doch unseren Traum. Hier spielen Freunde zusammen Fußball – und das in einem Verein, den sie selbst gegründet haben“, betont der Hans Dampf in allen Gassen. Jede Übungseinheit bereite er immer detailliert vor, berichtet Peter: „Die Trainingsbeteiligung ist auch top. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft. Unser Torwart Jonathan Olenek, der übrigens zu den Besten in der Liga gehört, kommt sogar immer die knapp 40 Kilometer von seinem Wohnort Hermeskeil gefahren.“
Weil der Zusammenhalt unverändert stimme und sich das Verletztenlager in der Winterpause gelichtet habe, hat Christoph Peter für den weiteren Saisonverlauf ehrgeizige Pläne: „Wir wollen in den verbleibenden zehn Spielen noch zwölf bis 15 Punkte holen und 20 bis 25 Tore erzielen.“
Parallel zum sportlichen Abschneiden setzt Peter alles daran, seinen Verein weiter zu etablieren. Mit Erfolg veranstaltete die Borussia so im Advent einen Weihnachtsmarkt. Weitere Veranstaltungen sollen im Laufe des Jahres folgen. Angedacht ist auch, Ausrichter eines Hallenturniers in der nächsten Winterpause zu sein. „Für die Borussia bin ich im halben Saarland unterwegs, um irgendwas zu organisieren oder zu beschaffen“, lacht Peter, der bis vor kurzem zwischenzeitlich auch noch kommissarisch als Schatzmeister aktiv war. Seinen Bruder Ralf, mit dem er ein Dachdeckergeschäft in Eppelborn betreibt, hat er als Platzkassierer und Würstchenverkäufer eingespannt. Eine Beziehung hat Christoph Peter aktuell nicht: „Meine große Liebe ist die Borussia.“