Thomas Riedl trainiert "Fritz-Walter-Jugend"
Der Ex-Profi als Talentförderer: Thomas Riedl trainiert unter anderem die U 17 des JFV Nord-West-Pfalz.[Foto: JFV Nord-West-Pfalz]
Mit dem 1. FC Kaiserslautern wurde er 1998 sensationell Deutscher Meister, und am 27. November 1999 machte sich Thomas Riedl beim TSV 1860 München unsterblich, als er den Siegtreffer zum 1:0 gegen den großen Nachbarn FC Bayern München erzielte. Es war der erste Derbysieg der Löwen nach 22 Jahren. Längst ist es ruhiger um den inzwischen 43-jährigen Riedl geworden: Der 189-malige Bundesligaspieler gibt heute seine Erfahrung an den Nachwuchs aus seiner pfälzischen Heimat weiter.
Jungen Kickern eine solide Grundausbildung zu geben und ihnen auch abseits des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Kaiserslautern eine fundierte Fördermöglichkeit zu bieten: Das ist das Ziel des Sport- und Fußballclubs (SFC) Kaiserslautern, welcher Partner der von Ex-FCK-Profi Axel Roos gegründeten Fußballakademie ist. Der SFC sieht sich als Ausbildungsverein, dessen Fokus auf der Arbeit mit Spielern zwischen sechs und 13 Jahren liegt.
Seit gut sechs Jahren ist auch Thomas Riedl dabei. Den 2003er-Jahrgang des SFC hat er Schritt für Schritt nach oben geführt. Als Kooperationspartner des Jugendfördervereins (JFV) Nord-West-Pfalz geht er mit den B-Jugendlichen in der Verbandsliga Südwest an den Start und belegt hier hinter dem FCK II momentan den zweiten Tabellenplatz.
A-Junioren spielen in Landesliga
Auch die A-Junioren des JFV trainiert der aus dem FC Phönix Otterbach hervorgegangene Riedl aktuell und führt mit ihnen das Landesliga-Klassement an. "Fritz-Walter-Jugend" nennen sich die JFV-Mannschaften. Der SV Alsenborn ist Mitglied der Talentschmiede – jener Klub aus der einstigen Wahlheimat des 1954er-Weltmeisters Walter, dessen erste Mannschaft er später auch mal trainierte.
Fernab des großen Fußballs vermisst der vierfache Familienvater Riedl, der in der B-Jugend auch Sohn Julien unter seinen Fittichen hat, aktuell nichts: "Es macht großen Spaß, etwas mit den Talenten aus der Region zu entwickeln – und zwar ganz in Ruhe und ohne große Spinnereien." Wenn er irgendwo in der Pfalz am Spielfeldrand steht und eine seiner beiden Mannschaften coacht, stehe er mitunter im Fokus, weiß der einstige Mittelfeldspieler: "Der Anreiz, das von mir trainierte Team zu schlagen, ist beim einen oder anderen schon groß. Doch damit kommen wir gut klar."
Neben Riedl hat Akademie-Chef Roos mit Stefan Caporaso und Torsten Reuter zwei weitere frühere FCK-Spieler in seinem Trainerstab – Kompetenz wird beim SFC und der Fußballakademie großgeschrieben.
Die Nachwuchsakademie der TSG Hoffenheim ist Kooperationspartner der Talentschmiede abseits des Betzenbergs. "Wir sind der TSG sehr dankbar, dass wir durch die Zusammenarbeit Trainerschulungen durchführen können und auch immer wieder die Infrastruktur dort nutzen können", sagt Riedl.
Fast jeden Tag auf dem Platz
Trotzdem sind in den vergangenen Jahren auch viele Akteure aus der Fußballakademie zum FCK gewechselt. Und auch andere Profivereine haben bereits von der Ausbildung bei Roos, Riedl und Co. profitiert. Der 16-jährige Luis Klein, der als eines der größten Talente aus dem Südwesten gilt, spielt inzwischen bei RB Leipzig.
Die einst so großen Zeiten in der Bundesliga lässt Riedl noch mal aufleben, wenn er in Promimannschaften wie der "Lotto-Elf" unter Trainer Hans-Peter Briegel oder in Traditionsteams des FCK oder 1860 München spielt.
Senioren trainierte Riedl, der fast jeden Tag auf dem Fußballplatz steht und im Hauptberuf Firmenkundenberater einer Versicherungsgesellschaft ist, mit dem damaligen Oberligisten SC 07 Idar-Oberstein zuletzt in der Saison 2014/2015. Spaß hätte Riedl daran, mitzuhelfen, den SV Alsenborn noch mal weiter nach oben zu führen: In den 1960er- und 1970er-Jahren einst als Regionalligist zweitklassig, ist der Verein mit seiner ersten Mannschaft aktuell Mitglied der Kreisliga A Kaiserslautern-Donnersberg. Doch überstürzen will Riedl auch hier nichts. Dafür bereitet ihm die Arbeit mit den Talenten viel zu viel Freude.