Solidarität |12.06.2020|09:00

Bundesligaprofis helfen Reiseunternehmer

Unterstützung aus der Bundesliga: Profi Mike Frantz (Mitte) hilft seinem Freund Ralf Hürter (rechts).[Foto: Privat]

In der Corona-Krise leidet vor allem die Tourismusbranche. Viele Kunden mussten zuletzt ihre geplanten Reisen stornieren. Für Bundesliga-Profi Mike Frantz vom SC Freiburg war es daher Ehrensache, dass er zusammen mit einigen Fußballer-Kollegen einem befreundeten Unternehmer aus dem Saarland in der Not Hilfe leistete.

Die Reiseunternehmen sind derzeit wohl mit am härtesten von den Corona-Folgen betroffen. Völlig unverschuldet gerieten in den letzten Wochen zahlreiche Touristikbüros fast über Nacht in eine finanzielle Schieflage. Auch für den saarländischen Unternehmer Ralf Hürter aus Schiffweiler glichen die vergangenen Monate einem Alptraum. Dass er mittlerweile wieder etwas gelassener in die Zukunft schauen kann, verdankt er nicht zuletzt seinem Kumpel Mike Frantz. Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler des SC Freiburg startete vor einigen Tagen über die Social-Media-Kanäle des Reisebüros einen Aufruf. In der Videobotschaft machte er auf die Situation der Tourismusbranche aufmerksam. Zudem appellierte er an die Kunden, vor allem nach der Corona-Krise wieder Reisen bei "seinem Freund" vor Ort im Büro zu buchen, anstatt auf Onlineportale auszuweichen. Viele bekannte Fußballer, die zu Hürters Stammkundschaft zählen, folgten seinem Beispiel. So nahmen Spieler wie Eduard Löwen (FC Augsburg), Hendrick Zuck (1. FC Kaiserslautern), Tobias Jänicke (1. FC Saarbrücken) und Patrick Schmidt (Dynamo Dresden) ebenfalls Videobotschaften auf, die sich wie ein Lauffeuer verbreiteten.

Hürter berichtet im Gespräch mit FUSSBALL.DE , wie es zu der Aktion kam: "Mike ist ein Junge, der total auf dem Boden geblieben ist. Er kam auf mich zu und fragte, was er für mich tun könne." Da sei die Idee gekommen, ein Video umzusetzen. Auch Mike Frantz musste nicht lange überlegen. Vor etwa 15 Jahren spielten beide zusammen bei Borussia Neunkirchen . Aufgrund seiner Vergangenheit (u.a. spielte er auch für Jahn Regensburg und den SV Elversberg in der Regionalliga) ist der 39-Jährige in der Fußballerszene bestens vernetzt, kennt vor allem in der Saar-Region viele Spieler und Berater. Mit Frantz verbindet ihn eine besonders enge Freundschaft. Frantz und Hürter verbrachten schon oft die Ferienzeit zusammen mit den Familien. Mal auf Mallorca, ein anderes Mal auf Fuerteventura. Und immer wenn der Freiburger in den letzten Jahren eine Reise plante, kümmerte sich Hürter um die Organisation. "Ralf macht seit vielen Jahren einen herausragend guten Job", erzählt Frantz dieser Redaktion und macht deutlich, wie sehr ihm die Zukunft der Reisebranche am Herzen liegt: "Der Tourismus ist für die Gesellschaft ein sehr wichtiger Faktor. Ich merke an mir selbst, wie gut es mir tut, mich nach einer anstrengenden Saison erholen zu können."

Nicht nur Kunden, sondern echte Freunde

"Ich bin es gewohnt, auch beim Stand von 0:2 nicht aufzugeben"

Der Freiburger erinnert sich noch genau an die gemeinsame Zeit in Neunkirchen. Damals machte Frantz gerade eine Ausbildung am Bau. "Ich bin nach den Schichten immer völlig verdreckt zum Training gekommen. Ralf hat mein Talent sehr schnell erkannt und mich immer unterstützt." Vor allem für Fußballspieler aus der Region Saarbrücken ist der Unternehmer nicht nur beim Thema Reisen erster Ansprechpartner. "Wenn ein Fußballer in mein Büro kommt, weiß ich genau wie er tickt und welche Hotels für ihn in Frage kommen– egal wo er gespielt hat und welches Alter er hat", sagt Hürter, der auch Mannschaftsfahrten organisiert oder bei Vertragsverhandlungen in Absprache mit den Beratern die Flüge bucht. Hendrick Zuck, der Hürter ebenfalls aus seiner Neunkirchener Zeit kennt, kann Hürters Vorzüge gegenüber FUSSBALL.DE nur bestätigen: "Ralf ist ein super Typ, mit dem man sehr gut auskommen kann. Er hat mir schon als junger Spieler sehr geholfen. Vor allem wenn es mal nicht so lief, hat er mich aufgemuntert. Aktuell buche ich alle Reisen nur über ihn."

Auch Dynamo Dresdens Stürmer Patrick Schmidt (Torschütze des Monats März mit einem Fallrückziehertor zum 2:1 gegen Erzgebirge Aue) fallen nur positive Worte ein: "Er ist 24 Stunden am Tag für einen erreichbar. Jeden Wunsch liest er einem ab. Die Buchung läuft unkompliziert übers Handy." Für Hürter sind Spieler wie Zuck und Schmidt nicht einfach nur Kunden, sondern echte Freunde, mit denen man über alles reden kann: "In den Gesprächen sprechen wir zu 10 Prozent über die Reise und zu 90 Prozent über Fußball. Das was früher mein Kabinengespräch war, habe ich jetzt im Büro". In der Krise greifen die Spieler dem Unternehmer unter die Arme wo es nur geht. Sie kaufen Gutscheine in unterschiedlichen Preisbeträgen, verzichten auf die Rückzahlung von Provisionen und bieten darüber hinaus Hilfe in jeglicher Form an. Hürter zeigt sich dankbar für die Unterstützung aus der Fußballerszene: "Die Jungs wissen genau, welche Nöte der andere gerade hat."

Die aktuelle Situation hätte er sich nicht in den schlimmsten Alpträumen vorgestellt: "Eigentlich wollte ich mir mit dem Reisebüro ein zweites Standbein aufbauen, um nicht am Ende der Karriere noch über die Dörfer tingeln zu müssen. Alles was ich über zehn Jahre erarbeitet habe, ist von jetzt auf gleich wie ein Kartenhaus zusammengefallen." In der aktuellen Krise profitiert er von seinen Erfahrungen als Fußballer: "Ich bin es gewohnt, auch beim Stand von 0:2 nicht aufzugeben."
Auf direkte Finanzspritzen der Spieler möchte Hürter derzeit allerdings nicht zurückgreifen: "Aktuell bin ich optimistisch, dass ich die Situation ohne finanzielle Unterstützung von Außen meistern kann." Aber es beruhige natürlich, wenn man wüsste, "dass Kollegen in der Not immer für einen da sind." Dabei denkt er aber nicht nur an die Fußballer: "Ich bin vor allem meinen zahlreichen Stammkunden dankbar. Zudem bekomme ich hervorragende Unterstützung von TUI-Betriebsleiterin Bianca Trost, die jederzeit in der Krise erreichbar ist."