Daniel Brinkmann: "DFB-Pokal ist magisch"
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Zum Saisonstart in der Regionalliga West hat es mit dem 1:1 beim Meisterschaftsfavoriten Rot-Weiss Essen schon mit einer Überraschung geklappt. Jetzt will der SC Wiedenbrück auch in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals dem Favoriten ein Bein stellen. Der SCW tritt am heutigen Sonntag (ab 15.30 Uhr) in einem ostwestfälischen Duell im Gütersloher Heidewaldstadion gegen den Bundesligaabsteiger SC Paderborn 07 an.
"Wir fühlen uns gut gerüstet und freuen uns auf den DFB-Pokal", so Wiedenbrücks Trainer Daniel Brinkmann, der seine Profilaufbahn einst in Paderborn begonnen hatte, im Gespräch mit FUSSBALL.DE. "Wir haben uns gegen RWE nicht versteckt und den Gegner früh im Spielaufbau gestört, dabei aber auch unsere sehr gute Ordnung gehalten." Soll heißen: Das könnte auch gegen den Profiklub aus der 2. Bundesliga ein probates Mittel sein.
In Essen hämmerte Wiedenbrücks Außenverteidiger Daniel Latkowski den Ball in der Nachspielzeit (90.+3) nach einem zu kurz abgewehrten Freistoß aus knapp 25 Metern zum umjubelten Ausgleich in den Winkel. "Die Emotionslage hätte durch den späten Ausgleich nicht schöner sein können", meint der erst 34 Jahre alte Trainer Brinkmann. "Dass uns der Treffer auch noch durch ein solches Traumtor gelungen ist, war das i-Tüpfelchen. Jetzt gehen wir zuversichtlich in das DFB-Pokalspiel gegen Paderborn."
Über Entscheidungsspiel in den DFB-Pokal
"Wir sind klarer Underdog. Dennoch haben wir die Chance, aus dem Spiel einen besonderen Moment zu machen"
Der SC Wiedenbrück war eine der letzten Mannschaften überhaupt, die das Ticket für die erste Hauptrunde lösen konnte. Im Entscheidungsspiel zwischen dem Meister der Oberliga Westfalen und dem SV Rödinghausen als der besten westfälischen Mannschaft der vergangenen Saison in der Regionalliga West setzte sich das Brinkmann-Team in der Sportschule Kaiserau nach Treffern von Phil Beckhoff (9.), Fynn Arkenberg (70., Eigentor), Hendrik Lohmar (81., Foulelfmeter) und des eingewechselten Xhuljo Tabaku (87.) überraschend deutlich 4:0 (1:0) durch.
"Wie jetzt gegen RWE konnten wir auch schon gegen Rödinghausen mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung überzeugen", lobt Daniel Brinkmann. "Das muss auch gegen den SC Paderborn 07 ein wesentlicher Faktor für uns sein. Wir dürfen keine Angst haben, müssen mit Herz und Leidenschaft auftreten."
Zum Zeitpunkt des Entscheidungsspiels stand der SC Paderborn 07 bereits als möglicher Gegner im DFB-Pokal fest. "Schon bevor die Kugel von DFB-Präsident Fritz Keller bei der Auslosung geöffnet wurde, war der SCP unser Wunschlos", verrät Daniel Brinkmann. "Zum einen, weil die Vereine nur etwa 30 Kilometer auseinander liegen. Zum anderen, weil ich selbst eine Vergangenheit in Paderborn habe."
Als damals 16-Jähriger kehrte Brinkmann nach zwei Jahren beim benachbarten BV Bad Lippspringe 2002 zum SC Paderborn 07 zurück und durchlief fortan ab der U 17 die Nachwuchsmannschaften. Schon als A-Jugendlicher kam er in der Saison 2004/2005, an deren Ende der SCP von der damals drittklassigen Regionalliga Nord in die 2. Bundesliga aufstieg, unter Trainer Pavel Dotchev (jetzt Viktoria Köln) zu zwei Einsätzen.
"Profilaufbahn ohne SCP nicht denkbar"
Eine Spielklasse höher eroberte Brinkmann unter dem mittlerweile neuen Trainer Jos Luhukay schnell einen Stammplatz. Bis zu seinem Karriereende im Januar beim SC Wiedenbrück kam der 34-Jährige für den SC Paderborn 07 sowie Alemannia Aachen, den FC Augsburg, FC Energie Cottbus und Arminia Bielefeld auf insgesamt 142 Partien in der 2. Bundesliga, 15 Einsätze in der Bundesliga und 27 Spiele in der 3. Liga.
"Ich hatte beim SC Paderborn 07 eine sehr schöne Zeit und den Klub auch nach meinem Abschied im Jahr 2007 nie aus den Augen verloren", so der gebürtige Detmolder. "Ohne den SCP wäre meine Profilaufbahn nicht möglich gewesen."
Während der DFB-Pokal für Brinkmann als Trainer noch Neuland ist, absolvierte er als Profi immerhin 14 Partien im Wettbewerb. "Ich habe mich auf diese Spiele immer besonders gefreut. Der DFB-Pokal hat etwas Magisches." In der Saison 2009/2010 erreichte er mit dem FC Augsburg nach Erfolgen gegen den FC Ingolstadt 04 (2:1), den SC Freiburg (1:0), den MSV Duisburg (5:0) und den 1. FC Köln (2:0) sogar das Halbfinale. Erst dort war gegen den SV Werder Bremen (0:2) Endstation.
Das Kunststück wiederholte er in der Spielzeit 2014/2015 mit dem damaligen Drittligisten Arminia Bielefeld, der nach Siegen gegen den SV Sandhausen (4:1), Hertha BSC (4:2 nach Elfmeterschießen), SV Werder Bremen (3:1) und Borussia Mönchengladbach (6:5 nach Elfmeterschießen) ebenfalls an der Endspielteilnahme schnupperte. Das Halbfinale ging allerdings gegen den späteren Pokalsieger VfL Wolfsburg (0:4) verloren.
"Wenn man so dicht davorsteht, will man natürlich auch nach Berlin", erinnert sich Daniel Brinkmann. "Allerdings waren wir klarer Außenseiter, daher konnten wir das Ausscheiden jeweils schnell einordnen. Ich denke noch gerne an die Erlebnisse zurück und bekomme dabei immer noch Gänsehaut."
Als nächstes kommt also ein DFB-Pokalkapitel mit dem SC Wiedenbrück in der Vita von Daniel Brinkmann dazu. Weil das Flutlicht im heimischen Jahnstadion nicht stark genug ist, weicht der SC Wiedenbrück in das nur zehn Kilometer entfernte Gütersloh aus. Die Corona-Schutzverordnung von Nordrhein-Westfalen lässt lediglich 300 Zuschauer zu.
"Bei der hohen individuellen Qualität des SC Paderborn müssen wir nicht lange drumherum reden: Wir sind klarer Underdog", betont Brinkmann, fügt aber gleich kämpferisch hinzu. "Dennoch haben wir die Chance, aus dem Spiel einen besonderen Moment zu machen. Die wollen wir ergreifen."