Grün-Weiß |08.12.2020|11:45

Celtic Worms: 2. Irischer Klub in Deutschland

Donald Carroll: "Celtic steht für uns als Zeichen der Bodenständigkeit und Ursprünglichkeit."[Foto: Celtic Worms]

Sie tragen die irische Harfe auf der Brust, spielen in grün-weißen Trikots, nennen sich Celtic – und sind im rheinhessischen Worms angesiedelt: Vor ziemlich genau zwei Jahren hat Pub-Besitzer Donald Carroll mit einigen Freunden und Bekannten den Verein Celtic Worms FC aus der Taufe gehoben. Die Corona-Unterbrechungen machten zwar auch dem jungen Klub auch bereits zu schaffen, doch auf das, was sie bislang erreicht haben, können sie in der Nibelungenstadt schon jetzt mächtig stolz sein.

Einst war der Sohn eines aus dem irischen Cork stammenden und früher in Deutschland stationierten US-Soldaten selbst Fußballer (in Hessen unter anderem beim VfB Gießen, dem VfB Erda und dem TuS Bonbaden ), musste seine Laufbahn aber dann wegen anhaltender Achillessehnenbeschwerden beenden. Vor fünf Jahren zog Donald Carroll nach Worms, schaute sich Spiele des damaligen Regionalligisten  Wormatia  und auf lokaler Ebene an.

"Irgendwann", erinnert sich der Fußballenthusiast, "haben wir mit ein paar Leuten im Pub die Idee gehabt, einen eigenen Verein zu gründen". Es sollte ein Verein mit besonderem Charakter und einem Schuss Fußballexotik sein. "Uns ging es auch ums Back to the Roots, um ehrlichen Sport, um eine hohe Identifikation, Leidenschaft, und viel Kameradschaft." Vorbild sollte der im Rugby gebräuchliche "Code of Conduct", der Verhaltenskodex sein.

Start in der Kreisliga C 

"Irgendwann haben wir mit ein paar Leuten im Pub die Idee gehabt, einen eigenen Verein zu gründen"

Viel Euphorie hatten sie Ende November 2018 und ein paar Mitglieder – aber sonst nichts. Zunächst galt es, ein Team für den Start in der Kreisliga C Süd Alzey-Worms im Fußballverband Südwest auf die Beine zu stellen. Carroll ließ bei der Suche nach einem Coach seine guten Verbindungen zu Akteuren mit Wormatia-Hintergrund  spielen.  Benjamin Maas , der 2014 mit Darmstadt 98 via Relegation den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hatte, sich danach für vier Saisons den Wormsern anschloss, ehe er aufgrund anhaltender Knorpelprobleme im Knie aufhören musste, fand mit etwas Zögern Gefallen an der Idee Carrolls: "Am Anfang hatte ich Donalds Idee gar nicht richtig für voll genommen. Doch er ließ nicht locker. Den Fußball hatte ich nach meinem Laufbahnende 2018 doch vermisst. Da habe ich zugesagt", sagt der heute 31-Jährige.

Im Frühjahr 2019 kamen rund 30 Kicker zum Probetraining. "Das Niveau war sehr unterschiedlich. Doch letztlich hat das bei allen irgendwo gepasst und wir haben alle aufgenommen", blickt der als Vorsitzende des Celtic Worms FC tätige Carroll zurück.

Coronabedingter Aufstieg

In der Vorbereitung auf die Premierensaison hagelte es Niederlagen, im Duell mit dem großen Bruder von der Wormatia, dessen Vereinsgelände man auch zu Training und Spielen nutzen darf, gab es gar eine turmhohe 0:18-Pleite. Doch der Start gelang. 3:0 hieß es vor der stolzen Kulisse von 200 Fans in der Partie gegen Blau-Weiß Worms. "Das hat uns einen unglaublichen Ruck und viel Selbstvertrauen gegeben", weiß der 49-jährige Carroll, der stolz darauf ist, dass sein Klub neben den Irish Rovers aus München erst als zweiter irischer Fußballklub in Deutschland gegründet wurde. Für den Namen Celtic hat er sich nicht nur aufgrund seiner Sympathien zu dem inzwischen 51-fachen schottischen Meister stark gemacht: "Der Verein wurde einst von einem irischen Pfarrer für die Menschen aus ärmlichen Verhältnissen gegründet. Celtic steht für uns als Zeichen der Bodenständigkeit und Ursprünglichkeit."

Irisch-schottische Freudengesänge konnten bereits nach den ersten Spielen zuhauf in Carrolls Pub geschmettert werden. Und auch als die Saison Mitte März coronabedingt abgebrochen werden musste, stand man ganz oben und wurde so später zum Aufsteiger erklärt.

Dass sich die Wormser Celtics nun auch eine Etage höher auf Aufstiegskurs befinden und aktuell in der B-Liga Alzey-Worms Süd den zweiten Tabellenplatz belegen, hängt freilich auch mit der immer noch vorhandenen, hohen Qualität einiger Akteure zusammen. Benjamin Maas bringt als Spielertrainer in der Abwehr Dritt- und Regionalligaerfahrung mit, sein mitspielender Assistent  Kevin Gotel  (33) stürmte einst in der Oberliga. Auch  Marcel Edel  (30) und  Tobias Klotz  (35) kickten einst für den Wormser Stadtteilverein  TSG Pfeddersheim  und die Wormatia in der Ober- beziehungsweise der Regionalliga.

Gratis-Burger fürs Rote Kreuz

Wohin die sportliche Reise gehen soll, wollen weder Carroll noch Maas festlegen. "Natürlich möchten wir noch mal hoch. Doch wir setzen uns da nicht unter Druck", erklären beide unisono. Für Maas ist Carroll die "gute Seele, der Mann mit dem warmen Herz, der bei uns die Dinge vorantreibt". Aus Sicht von Carroll ist Maas "ein super Trainer – viele bescheinigen uns, dass wir gerade aufgrund unserer guten taktischen Ausrichtung die Spiele gewinnen".

Die irische Kultur soll nach den coronabedingten Einschränkungen nicht zuletzt in Carrolls Pub mit Vorträgen über Irland oder Whiskey-Tastings (wieder) gelebt werden. Auf das Merchandising legen sie im Verein zudem großen Wert. Die Auswahl an Fan-Accessoires ist enorm und sogar eine eigene Kollektion gibt es. Wichtig ist dem Wormser Celtic-Chef aber auch der soziale Gedanke. Mal werden die kompletten Einnahmen aus einem Heimspiel der Wormser Tafel gespendet, mal gab es auch schon Gratis-Burger für die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes.

Dank der beiden Spieler  Luca Bossio  und  Leroy Ben Paul  hat sich der Klub auch in den sozialen Medien einen guten Namen verschafft. Auf Facebook zählt man gut 1000 Facebook-Freunde, auf Instagram steuert der Club der 5000-Follower-Marke entgegen. Und auch im neugeschaffenen  DFB-ePokal  ist der Celtic FC Worms aktiv. Dafür konnte man mit Philipp Schermer ("Eisvogel"), Kai Hense ("Hensoo") und Yüksel Diker ("Bomber Yuksel") Gamer von deutscher Spitzenklasse für Gastspiele gewinnen. 

Gerne würde Donald Carroll Erfolge auf dieser Ebene nutzen, damit sein Verein noch populärer wird – und der Gedanke des fairen Sports mit viel Kameradschaft und Achtung weitergetragen wird.