Dokumentation |19.12.2020|17:00

Social Media: Amateurklub wie echte Profis

Haben eine eigene Doku veröffentlicht: die Dortmunder Löwen.[Foto: Dortmunder Löwen]

Soziale Medien bieten für Fußballvereine eine hervorragende Bühne. Und gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkungen wird die Kommunikation über Facebook und Instagram für Amateurklubs immer wichtiger. Doch wie gestaltet man einen Social-Media-Auftritt möglichst professionell? Das möchten wir euch anhand eines Best-Practice-Beispiels näher erläutern. Der A-Kreisligist Dortmunder Löwen hat heute eine spannende Doku herausgebracht.

Wer sich in ein Löwengehege begibt, der benötigt viel Mut. Ein Dortmunder Kamerateam hat es sich getraut. Doch keine Angst. Es handelt sich nicht um echte Löwen, sondern um die Spieler des A-Kreisligisten Dortmunder Löwen-Brackel 61. Im Rahmen einer Doku begleiteten Marcel Voß und Tim Reichelt die Fußballer in den letzten Monaten auf Tritt und Schritt. Dabei hielten sie hautnah Spielszenen und Szenen aus dem Trainingslager fest. Auch das Allerheiligste darf nicht fehlen - die Mannschaftskabine. Die erste von fünf geplanten Episoden wurde heute auf den sozialen Medien (Facebook, Instagram, YouTube) des Vereins gesendet und dauert zwischen 25 und 30 Minuten.

Voß und Reichelt sind keinesfalls fremd im Gehege. Denn beide trainieren als Gespann die zweite Mannschaft des Vereins. Voß betreut zudem die Digitalkanäle. Inspiriert wurde das Gespann durch die Amazon-Doku "Inside Borussia Dortmund" und den Film "All or Nothing" über Manchester City. "Wir waren sofort Feuer und Flamme und wollten ein solches Projekt auch bei uns umzusetzen. Man kann den Zuschauer*innen Einblicke geben, die ihnen normalerweise verwehrt bleiben", erzählt Voß.

Pokalsieg gegen Großkreutz-Team

"Dass die Kamera dabei war, hat den Jungs nochmal einen zusätzlichen Schub gegeben"

Viele Spieler im Team sind glühende BVB-Anhänger. Zwischen den Jugendmannschaften der Borussia und den Dortmunder Löwen besteht eine Kooperation. Die BVB-Teams trainieren regelmäßig auf dem Trainingsgelände der Brackeler am Brauksweg. Noch vor etwas mehr als einem Jahr hieß der Verein übrigens noch SF Brackel 61. Mit der Umbenennung wollte der erste Vorsitzende Mike Dominik Kollenda den Ruhrstädtern ein moderneres Image geben. Ganz nach dem Vorbild von amerikanischen Football-Teams wie den Philadelphia Eagles oder den Chicago Bears.

Dass die Spieler kämpfen wie Löwen, stellen sie auch in der Doku unter Beweis. Zu den Höhepunkten der Reihe zählt vor allem der Einzug in das Halbfinale des Dortmunder Kreispokals, wo man mit 2:6 an Mengede 08/20 scheiterte. "Das war der bisher größte Erfolg unserer Vereinsgeschichte", freut sich Voß. Zuvor hatte man im Viertelfinale sensationell Türkspor-Dortmund mit 2:1 aus dem Wettbewerb geworfen. Der damalige Bezirksliga-Tabellenführer und spätere Aufsteiger wurde zu der Zeit bekanntlich von Ex-BVB-Star Kevin Großkreutz trainiert. "Dass die Kamera dabei war, hat den Jungs nochmal einen zusätzlichen Schub gegeben." Im Halbfinale kam es zu dramatischen Szenen. So verletzte sich Torwart Nico Weiß an den Adduktoren. Wie die Geschichte weiterging, soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden.

Überhaupt sind die Dortmunder Löwen im Bereich Social Media ein absolutes Vorbild für andere Vereine und auf Instagram und Co. sehr aktiv. Viele Vereine möchten dem Kreisligisten nacheifern. Doch bevor man als Amateurklub in den sozialen Medien so richtig durchstarten kann, stellt sich sicher die ein oder andere Frage. Wir haben mit Marcel Voß über die wichtigsten Punkte gesprochen.

Social-Media-Leitfaden für Amateurklubs

Welche Vorteile kann es einem Amateurverein bringen, in den sozialen Medien präsent zu sein?

In erster Linie bietet sich die Chance auf mehr Aufmerksamkeit und einen Zuwachs an Unterstützer*innen. Plattformen wie Instagram eignen sich hervorragend, um die Altersgruppe von 14 bis 25 Jahren anzusprechen. "Wir bekommen von jüngeren Nutzer*innen viele Anfragen mit Blick auf Probetrainings und Trikotkäufe", sagt Voß. Diesen Zuspruch könne man alleine mit Zeitungsanzeigen nur schwer erreichen. Sobald wieder mehr Zuschauer*innen zugelassen sind, könnten auch die Besucherzahlen durch die hohe Präsenz auf Instagram und Facebook ansteigen. Die Partie gegen Mengede 08/20 fand aufgrund der Corona-Beschränkungen vor 300 Fans statt. Der 27-Jährige verdeutlicht aber: "Wir haben in den sozialen Medien viel Werbung gemacht und hätten problemlos auch die dreifache Anzahl verkaufen können." In der digitalen Welt kann man zudem viel besser inhaltliche Schwerpunkte setzen als im realen Leben. Im Rahmen der Doku stellten Voß und sein Team vor allem jene Leute in den Vordergrund, die normalerweise eher im Hintergrund tätig sind. "Unser Fokus richtet sich auf die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und auf unsere Jugendarbeit."

Auf welche Dinge sollte man achten, bevor man sich in die digitale Bühne begibt?

Als Fußballer wächst man heutzutage mit den sozialen Medien auf. Viele Spieler und Trainer sind auch privat auf Plattformen wie Instagram aktiv. Doch Vorsicht: Wer seinen Verein digital präsentiert, der sollte sich über seine Verantwortung bewusst sein. "Privat poste ich auch mal ein Foto von meinem Essen. Bevor ich aber Inhalte im Namen des Vereins veröffentliche, überlege ich ganz genau was ich online stelle", erklärt Voß. Außerdem sei es unbedingt ratsam, den Vorstand des Vereins und die Mannschaftskollegen in die Planungen einzubeziehen. Auch Voß informierte im Vorfeld den Vorsitzenden über sein Vorhaben. "Alle waren sofort begeistert. Denn sie haben gesehen, dass wir professionell an die Sache rangehen." Auch sonstige Fotos und Videos postet Voß nie ohne Rücksprache mit den abgebildeten Personen: "Bei uns kommt keiner ungefragt aufs Bild. Bisher waren die Rückmeldungen aber alle positiv." Bevor er Trainings- und Spielszenen der Jugendmannschaften postet, holt er sich zudem die notwendige Einwilligung der Eltern ein - für den Fall, dass die Juniorenspieler minderjährig sind.

Natürlich seien im Vorfeld auch finanzielle Investitionen zu berücksichtigen. Voß stellt aber klar: "Bilder kann man mit dem Handy posten. Daher muss man grundsätzlich keine größeren Investitionssummen einkalkulieren." Es sei denn, man plane ein größeres Projekt, wie eben eine Doku: "Der Vorstand hat meinen Plan sofort unterstützt und mir finanzielle Mittel für die Kameraausrüstung und ein Photoshop-Programm zur Verfügung gestellt."

Was gilt für den Umgang mit sensiblen Daten wie Passwörtern und Nutzerdaten?

Es ist schnell passiert: Ein Social-Media-Beauftragter verlässt den Verein und rückt die Passwörter nicht raus. Möglicherweise, weil er Stress mit dem früheren Trainer oder ehemaligen Mitspielern hat. Für diesen Fall kann man vorbeugen. Voß erklärt: "Es sollte sich jemand im Verein um die Verwaltung der Daten kümmern, der das Vertrauen genießt. Bei uns macht das der erste Vorsitzende." Technisch könne man es dann so umsetzen, dass nur der Datenmanager über die Passwörter verfügt und sich die Accountbetreiber ohne vorherigen Login-Prozess im System anmelden.

Benötigt man bestimmte Vorkenntnisse?

Natürlich sind Vorkenntnisse immer hilfreich. Aus Sicht von Voß seien sie aber kein Muss. "Als Kreisligist kann man viel erreichen, wenn man mit ein oder zwei Leuten startet, die wirklich Spaß an der Sache haben und sich die Arbeit vernünftig untereinander aufteilen. Das müssen keine Social Media-Profis sein", sagt er aus Erfahrung. Die notwendigen Fähigkeiten eignete er sich selbst an: "Ich habe mir viele Onlineseminare zu dem Thema angeschaut. Aber ich habe auch beobachtet, welche Konzepte die Vereine in den Profiligen verfolgen." Immer unter dem Blickwinkel, was der eigene Verein davon umsetzen könne.

Wieviel Zeit sollte man investieren?

Gerade am Anfang sollte man viel Zeit einplanen, da zunächst ein konkretes Konzept erarbeitet werden muss. Nach ein paar Wochen kann man den Aufwand etwas anpassen: "Aktuell nehmen wir uns etwa zwei bis drei Stunden pro Woche Zeit", erklärt Voß. Das sei auch der übliche Rahmen, den man veranschlagen sollte. Wie weit man darüber hinausgeht, hängt davon ab, wie sehr man ins Detail geht. Wer Fotos vor der Veröffentlichung mit Programmen wie Photoshop bearbeiten möchte, der sollte zusätzliche Zeit einplanen. Ideal sei es, wenn auch Freunde und Verwandte in der Lage seien, im Verhinderungsfall (zum Beispiel Krankheit oder Urlaub) den Account zu bedienen. "Bei uns ist das keine One-Man-Show. Zur Not ist fast immer jemand da, der helfen kann."

Gibt es bestimmte Kniffe, mit denen man die Klickzahlen steigern kann?

Den Erfolg eines Auftritts misst man vorrangig an den Klickzahlen. Daher sollte man das Userverhalten analysieren und das Angebot auf die Bedürfnisse der Nutzer anpassen. "Wir haben festgestellt, dass Stories auf Instagram viel stärker angeklickt werden als normale Beiträge", sagt Voß. Außerdem achtet er darauf, dass die Kanäle regelmäßig aktualisiert werden. "Es ist wichtig, dass man viele Inhalte liefert, zum Beispiel von Trainingseinheiten." Zu beachten sei auch die Altersstruktur der Nutzer*innen. Während sich die jüngere Generation auf Instagram tummelt, ist Facebook vor allem bei den Über-20-Jährigen beliebt, die sich vor allem für Spielergebnisse und Berichte interessieren. Einen weiteren Punkt darf man aus Sicht von Marcel Voß ebenfalls nicht unterschätzen: "Der Auftritt sollte einheitlich sein, vor allem mit Blick auf Inhalte, Farben und Schriften." Die Eckpunkte legen die Löwen im Rahmen eines Style-Guides fest: "Wenn man klare Vorgaben hat, erleichtert das die Arbeit."

Wie sollte man im Fall der Fälle gegen Hass-Kommentare vorgehen?

Hass-Kommentare möchte natürlich niemand auf seiner Seite sehen. Voß kann sich an keinen derartigen Fall erinnern. Sollte es doch mal dazu kommen, hat er folgenden Tipp: "Man kann seinen Standpunkt zu dem Thema klar erläutern. Allerdings sollte man nicht respektlos werden. Das fällt schnell auf den eigenen Verein zurück." Ab und an könne auch ein wenig Ironie die Situation entspannen." Voß ist kein Freund von Kommentar-Löschungen oder dem Blockieren einzelner User. Das sei der allerletzte Schritt, falls Kommentare unter die Gürtellinie gehen würden. Theoretisch lassen sich die Instagram-Kommentare komplett abschalten: "Das ist dann immer schade für Nutzer*innen, die sich vernünftig beteiligen wollen."


Weitere Infos zu den Dortmunder Löwen finden sich auf dem Instagram-Kanal .