Multitalent: Spieler, Coach und Jugendleiter
[Foto: Niklas Heiden]
Jasper Hölscher (23) ist beim Hamburger Landesligisten Eimsbütteler TV nicht nur Spieler, sondern auch Jugendkoordinator und U 17-Trainer. Außerdem arbeitete der studierte Sportmanager als DFB-Stützpunkttrainer. Jetzt treibt Hölscher seine Spielerkarriere voran, wechselt in die Regionalliga Nord zum FC Eintracht Norderstedt. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht er über die Herausforderung 4. Liga.
FUSSBALL.DE: Nach sechs Jahren beim Eimsbütteler TV wechseln Sie im Sommer zum FC Eintracht Norderstedt. Wie groß ist die Vorfreude, Herr Hölscher?
Jasper Hölscher: Zunächst einmal ist die Hoffnung groß, dass es im Amateurfußball so bald wie möglich wieder unter normalen Umständen weitergehen kann. Wir haben in den vergangenen Monaten fast ausschließlich individuell trainiert. Das ist nicht vergleichbar mit Wettkampfpraxis. Bei Eintracht Norderstedt konnte ich immerhin eine Woche lang ein Probetraining absolvieren. Ich habe sofort gemerkt, dass die Mannschaft unter hervorragenden Bedingungen trainiert. Das Team ist sympathisch, ich wurde auf Anhieb gut aufgenommen. Gleichzeitig war es aber auch keine leichte Entscheidung, den Eimsbütteler TV zu verlassen. Das Team, die Funktionäre und das Umfeld beim ETV sind großartig. Ich sehe im Herrenbereich ein Riesenpotenzial und eine spannende Zukunft.
Von der 6. Liga geht es in die Regionalliga. Wie hoch kann es für Sie noch gehen?
"Als Spieler bin ich sehr emotional und kann auf dem Platz auch mal lauter werden. Als Trainer bin ich eher ruhig und analytisch unterwegs"
Hölscher: Mal sehen, was möglich ist. In den zurückliegenden Jahren habe ich mit verschiedenen Funktionen im Verein auf mehreren Hochzeiten getanzt. Weil immer wieder die Trainingsqualität darunter gelitten hat, habe ich ein paar Prozente als Spieler verloren. Bei Norderstedt habe ich nun den Eindruck, dass wir eine gute Rolle in der Regionalliga spielen können. Allerdings benötige ich Zeit, um mich an den Rhythmus und das Niveau in der 4. Liga zu gewöhnen. Dafür muss ich mich gedulden und auf meine Chance warten.
Spieler, Jugendtrainer oder Juniorenkoordinator: In welcher Rolle gehen Sie am meisten auf?
Hölscher: Ich fühle mich in allen drei Positionen sehr wohl. Als Spieler bin ich sehr emotional und kann auf dem Platz auch mal lauter werden. Als Trainer bin ich eher ruhig und analytisch unterwegs. Hier steht die Lernkurve der Nachwuchsspieler im Vordergrund. Als kommunikativen Typen lernen mich die Kollegen in der Rolle des Jugendkoordinators kennen. Besonders jetzt - während der Corona-Unterbrechung - führe ich täglich mehrere Gespräche mit unseren Jugendtrainern, um Synergien zu entwickeln.
Ihr Tag hat aber auch nur 24 Stunden. Wie bringen Sie alles unter einen Hut?
Hölscher: Ganz ehrlich: In den vergangenen Monaten habe ich schon gemerkt, dass ich nicht in jedem Bereich 100 Prozent leisten kann. Ich hatte innerhalb einer Woche als Spieler und Trainer teilweise acht Trainingseinheiten und zwei Spiele am Wochenende. Darunter hat oftmals meine persönliche Entwicklung als Spieler gelitten. Schon vor der Anfrage aus Norderstedt habe ich mich dazu entschieden, dass dieses Pensum auf Dauer nicht tragbar ist. Neben meinem hauptamtlichen Beruf als Nachwuchskoordinator musste ich mich zwischen meiner aktiven Laufbahn und dem Trainerdasein entscheiden. Im Winter habe ich dann den Entschluss gefasst, als Spieler noch einmal anzugreifen. Mit 23 Jahren bin ich noch lange nicht bereit, die Schuhe an den Nagel zu hängen, und habe das Gefühl, dass mich dieser Schritt im Anschluss auch in meiner Trainerkarriere weiterbringen wird. Das Timing hat auch gut gepasst. Der Jahrgang, den ich jetzt schon fünf Jahre als Trainer begleitet habe, rückt in die U 19 auf und wird dort ohnehin auf zwei Teams aufgeteilt.
Wie kommt man mit 23 Jahren bereits zu einer Tätigkeit als Jugendleiter und U 17-Trainer?
Hölscher: Ich habe schon mit zwölf Jahren im Trainerbereich angefangen und bei den jungen Nachwuchsspielern als Co-Trainer assistiert. Mittlerweile mache ich das schon seit mehr als zehn Jahren. Außerdem habe ich als DFB-Stützpunkttrainer wichtige Erfahrungen gesammelt. Als dann Loic Favé den ETV verlassen hat, übernahm ich zusätzlich die Position des Jugendkoordinators. Während meines dualen Studiums in Sportmanagement hatte ich zuvor bereits vier Jahre eng mit Loic zusammen die Entwicklung der ETV-Fußballabteilung vorangetrieben. Dadurch ist mir der Berufseinstieg verhältnismäßig einfach gefallen.
Favé arbeitet jetzt als Co-Trainer beim Zweitligisten FC St. Pauli. Können Sie sich einen ähnlichen Werdegang vorstellen?
Hölscher: Dazu muss ich erst einmal sagen, dass Favé ein unglaubliches Trainertalent ist. Viele Jahre hat er akribisch auf den Schritt in den Profibereich hingearbeitet. Ich bin froh, dass ich ihm so lange über die Schulter schauen durfte. Dabei habe ich sehr viel gelernt. Nach meiner aktiven Laufbahn kann ich mir gut vorstellen, wieder eine Juniorenmannschaft zu übernehmen.
Sie sind nicht sehr viel älter als die Spieler in der U 17. Inwieweit ist es auch als Jugendkoordinator ein Vorteil, dass Sie "ihre Sprache" sprechen?
Hölscher: Sowohl als Trainer als auch als Jugendkoordinator hat es mir geholfen, dass ich nicht viel älter als die Spieler war. Außerdem bin ich einen ähnlichen Weg wie sie gegangen. Für Concordia Hamburg kam ich beispielsweise in der B-Junioren-Bundesliga zum Einsatz. Ich weiß, welche Träume und Ziele in den Köpfen der jungen Spieler stecken. Das hilft, den Nachwuchs zu begeistern und zu motivieren.