Frauenfußball |29.06.2021|10:30

SV Elversberg: Wagner in dreifacher Mission

Selina Wagner (r.): "Ein Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga fehlte noch in meiner Vita".[Foto: imago]

Drei Jahre nach seinem Start hat das Projekt "Frauenfußball bei der SV 07 Elversberg" mit dem Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Unter dem bisherigen Vereinsnamen SV Göttelborn machte das saarländische Team von Trainer und Abteilungsleiter Kai Klankert, das erst 2019 den Sprung aus der Verbandsliga in die Regionalliga Südwest geschafft hatte, durch zwei 1:0-Siege gegen den West-Meister Sportfreunde Siegen den erstmaligen Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse perfekt und wird dort künftig als SV 07 Elversberg an den Start gehen.

Bereits seit einigen Jahren kooperiert der SV Göttelborn mit dem ambitionierten Klub aus der Männer-Regionalliga Südwest. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Vereine verkörpert wohl niemand so sehr wie die einstige U 20-Weltmeisterin Selina Wagner, die neben Trainer und Abteilungsleiter Klankert als ein Motor des Aufschwungs gilt.

Und das gilt nicht nur auf dem Platz, wo die 30 Jahre alte Mittelfeldspielerin in den beiden Aufstiegspartien jeweils das entscheidende Tor erzielte. Sondern auch daneben, denn Wagner ist außerdem stellvertretende Abteilungsleiterin im Frauenfußball sowie gleichzeitig Teammanagerin bei den SVE-Männern. "Es ist anstrengend, aber es bereitet mir auch sehr große Freude", sagt Selina Wagner im Gespräch mit DFB.de zu ihrer Dreifachrolle.

Aufstieg in 2. Frauen-Bundesliga fehlte noch

Obwohl Selina Wagner als Deutsche Meisterin, Gewinnerin des DFB-Pokals und Champions League-Siegerin mit dem VfL Wolfsburg bereits über eine mehr als beachtliche Titelsammlung verfügt und zu Beginn ihrer aktiven Laufbahn mit dem 1. FC Saarbrücken auch schon zweimal in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufgestiegen war, hat für sie der jüngste Erfolg mit dem SV Göttelborn ebenfalls "einen sehr hohen Stellenwert, weil wir so viel Arbeit da reingesteckt und jetzt die nächste Stufe erreicht haben".

"Ein Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga fehlte noch in meiner Vita", sagt sie mit einem Grinsen. "Wir haben zum Abschluss dieser sehr seltsamen Corona-Saison die Chance bekommen und wollten sie unbedingt nutzen. Jetzt sind wir sehr froh, dass wir es geschafft haben und freuen uns auf die neue Herausforderung."

Erste Pflichtspiele nach mehr als sechs Monaten

Dafür floss in beiden Duellen mit den Sportfreundinnen viel Schweiß. "Siegen hat es uns sehr schwergemacht", gibt Selina Wagner ehrlich zu. "Man hat deutlich gemerkt, dass wir zuvor mehr als sechs Monate lang kein Pflichtspiel bestritten hatten. Wir mussten zweimal über unsere Grenzen gehen."

Entscheidende Faktoren waren die Stabilität in der Hintermannschaft, die über 180 Minuten keinen Gegentreffer zuließ, sowie die Abgeklärtheit der 111-maligen Bundesligaspielerin Selina Wagner, die zweimal das Tor des Tages erzielte. "Nach dem Spiel in Siegen waren wir alle total kaputt", berichtet die zweimalige Matchwinnerin. Deshalb blieb nach der rund vierstündigen Heimfahrt auch bei den Feierlichkeiten "alles im Rahmen", zumal einige Spielerinnen schon am Montagmorgen wieder zur Arbeit oder zur Schule mussten.

Möglicher Durchmarsch "ein wenig utopisch"

Inzwischen ist der Blick bei den Verantwortlichen bereits wieder nach vorne gerichtet. Weil die neue Saison in der 2. Frauen-Bundesliga schon Mitte August beginnt, legen die Saarländerinnen nur eine kurze Trainingspause ein und werden bereits am 9. Juli wieder einsteigen. "Nach der langen Corona-Pause haben wir auch noch einiges nachzuholen", weiß Selina Wagner. "Während wir aussetzen mussten, waren die Teams der 2. Frauen-Bundesliga ja zumindest ab Ende Februar wieder voll im Spielbetrieb."

Auch deshalb wollen die Elversbergerinnen die Erwartungen an ihre erste Saison in der zweithöchsten deutschen Spielklasse nicht allzu zu weit nach oben schrauben. "Wir sind sicherlich schon ganz gut aufgestellt, doch in der 2. Frauen-Bundesliga herrscht ein ganz anderes Niveau, auf dem wir uns erst einmal zurechtfinden müssen", meint Selina Wagner. "Zunächst geht es für uns darum, als Aufsteiger den Klassenverbleib zu schaffen und uns dann in der Liga zu etablieren." Von einem möglichen Durchmarsch in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga ist im Saarland trotz aller Ambitionen noch keine Rede. "Das wäre ein wenig utopisch", formuliert es Selina Wagner.

Dass es nach dem Abstieg des 1. FC Saarbrücken aus der 2. Frauen-Bundesliga zumindest in der kommenden Saison keine Derbys mit Ihrem Ex-Klub geben wird, bedauert die frühere Junioren-Nationalspielerin und gebürtige Saarländerin (St. Wendel). Schließlich haben noch zahlreiche weitere SVE-Spielerinnen eine FCS-Vergangenheit, viele wohnen auch in der Landeshauptstadt.

Trainingseinheiten finden in Frankreich statt

Trainieren werden die "Elven" als Zweitligist übrigens jenseits der Landesgrenze im französischen Grosbliederstroff (deutsch "Großblittersdorf"). Dort übernimmt das Team das bisherige Trainingsgelände der eigenen Profimannschaft. Gespielt wird in der 2. Frauen.-Bundesliga zunächst im Elversberger Waldstadion an der Kaiserlinde, wo auch die Regionalliga-Heimspiele der Männer stattfinden.

Zumindest in der Premierensaison in der 2. Frauen-Bundesliga wird Selina Wagner für die SV 07 Elversberg weiter auf "drei Hochzeiten tanzen". Wie lange das noch möglich sein wird, lässt sie offen. "Ich werde auf meinen Körper hören", sagt Wagner. Klar ist: Durch den zusätzlichen Aufwand und die wesentlich längeren Auswärtsstrecken könnte es häufiger zu Überschneidungen mit Spielen der Männer kommen.

"Allenfalls nach Andernach, Frankfurt und Hoffenheim können wir am Spieltag fahren. Sonst werden wir immer schon am Vortag anreisen müssen, um uns gut vorbereiten zu können", weiß die erfahrene Mittelfeldspielerin, die sich ihre berufliche Zukunft auch dauerhaft im Fußball vorstellen kann: "Irgendwann werde ich mich entscheiden müssen, wohin die Reise gehen soll." Die erste Saison der SV 07 Elversberg in der 2. Frauen-Bundesliga wird Selina Wagner aber auf jeden Fall noch begleiten. Auf und neben dem Platz.