Irrer Ausgleich |01.11.2021|16:20

Heekeren nach Torwarttor: "Grinse immer noch"

Justin Heekeren: "Der Moment war der Wahnsinn."[Foto: RWO/Ashley Greb]

Beim 2:2 im Spiel der Regionalliga West bei der U 23 von Fortuna Düsseldorf wandelte Justin Heekeren von Rot-Weiß Oberhausen auf bekannten Spuren. Genau wie einst Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann für Schalke 04 im Derby beim BVB traf auch der RWO-Schlussmann per Kopfball zum Endstand und rettete seinem Team das Remis. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 20-Jährige über seinen Treffer.

FUSSBALL.DE: Haben Sie schon begriffen, was Ihnen da im Spiel bei der U 23 von Fortuna Düsseldorf gelungen ist, Herr Heekeren?

Justin Heekeren: Bei gefühlt tausend Nachrichten auf meinem Handy nach dem Spiel war klar, dass da etwas Außergewöhnliches passiert ist. (lacht) Ich habe mir das Tor auch schon mehrmals auf Video angeschaut und dabei noch immer ein Grinsen im Gesicht.

Wie kam es, dass Sie in der Schlussphase mit nach vorne gegangen sind?

"Mit dem späten Ausgleich haben wir uns für die Leistungssteigerung belohnt"

Heekeren: Wir bekamen kurz vor dem Ende beim Stand von 2:1 für Düsseldorf einen Eckball zugesprochen. Daher hatte ich zu unserem Trainerteam geschaut, ob ich mit nach vorne gehen soll. Ich war dann fast vier Minuten im gegnerischen Strafraum, weil wir die Fortuna ständig unter Druck gesetzt und am eigenen Strafraum eingeschnürt haben. Zwei-, dreimal wäre ich bei Flanken fast schon mit dem Kopf an den Ball herangekommen. Im Nachhinein kann ich sagen: Zum Glück war das da noch nicht der Fall. Es wäre in diesen Situationen definitiv schwieriger gewesen, ins Tor zu treffen.

Wie ist das Tor aus Ihrer Sicht gefallen?

Heekeren: Einen langen Einwurf von Jeffrey Obst bekam Düsseldorf nicht komplett geklärt. Daher konnte Fabian Holthaus auf Tanju Öztürk flanken. Da Tanju in solchen Momenten im Training den Ball sehr oft auf den zweiten Pfosten verlängert, hatte ich darauf spekuliert, dass er das wieder macht. Als die Verlängerung dann tatsächlich in meine Richtung kam, habe ich meinen ganzen Körper reingeworfen, um mit dem Kopf an den Ball zu kommen.

Was ist Ihnen unmittelbar nach dem Treffer durch den Kopf gegangen?

Heekeren: Der Moment war einfach der Wahnsinn und ist nicht in Worte zu fassen. Zu einem Kumpel hatte ich einmal im Scherz gemeint, dass ich für den Fall der Fälle einen speziellen Torjubel benötige. Nach dem Treffer habe ich dann aber einfach irgendwas gemacht. Es hat auch nicht lange gedauert, bis meine Mitspieler mich vor Freude umgerissen und unter sich begraben haben. Ich habe die Situation einfach genossen.

Haben die Teamkollegen Ihnen schon etwas für Ihr Tor ausgegeben?

Heekeren: Bislang noch nicht. Ich weiß auch nicht, ob da noch etwas kommt. (lacht) Das ist aber auch nicht nötig. Ich bin einfach froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Die erste Halbzeit war vermutlich mit die schlechteste von uns in dieser Saison. Wir hatten zu wenig Bewegung in unserem Spiel und sind nicht gut in die Zweikämpfe gekommen. Unsere Umstellungen für den zweiten Durchgang haben voll gegriffen. Das war wieder das, was wir können. Mit dem späten Ausgleich haben wir uns noch für die Leistungssteigerung belohnt.

Rechnen Sie bei ähnlichen Situationen künftig mit einer besonderen Bewachung?

Heekeren: Eher nicht. Dass Torhüter treffen, gehört immer noch zu den verrücktesten Dingen im Fußball. Es ist grundsätzlich aber schon so, dass die gegnerischen Mannschaften in solchen Situationen vor die Frage gestellt werden, wie sie mit dem zusätzlichen Gegenspieler im Strafraum umgehen. Das kann eine gewisse Unruhe reinbringen. Mir wäre es aber lieber, wenn es nicht so häufig dazu kommt, dass ich mit nach vorne gehen muss. Führungen sind mir definitiv lieber als Rückstände. (lacht)

Stichwort Rückstand: RWO liegt jetzt fünf Zähler hinter Tabellenführer Rot-Weiss Essen. Wie wertvoll kann das Unentschieden in Düsseldorf noch werden?

Heekeren: So spät noch gepunktet zu haben, schweißt noch mehr zusammen. Das war ein Pluspunkt für die Mannschaft und den Teamgeist. Wie weit es in dieser Saison für uns gehen kann, wird man sehen. Wir konzentrieren uns allein auf uns. Vier der zurückliegenden sechs Begegnungen endeten unentschieden. Das waren etwas zu viele. Einige Gegentore haben wir zu einfach kassiert, auch bei der Kaltschnäuzigkeit ist noch Luft nach oben. Auf die zweite Halbzeit in Düsseldorf können wir aber definitiv aufbauen.

Sie haben Ihren Vertrag bei RWO kürzlich bis 2023 verlängert. Was haben Sie sich vorgenommen?

Heekeren: Ich will mit der Mannschaft so erfolgreich sein wie möglich. Persönlich will ich mich weiterentwickeln. Da bin ich auf einem guten Weg, denke ich. Nach einigen Einsätzen in der zurückliegenden Saison bin ich jetzt Stammtorwart. Ich spüre das Vertrauen der Verantwortlichen und weiß das Umfeld zu schätzen. Ich musste also nicht lange überlegen.