Torwart-Tor |18.12.2021|10:00

Torschütze Sebald: "Passiert das wirklich?"

Torwart und Torschütze Alexander Sebald (r.): "Ich bin sofort zu unseren Einwechselspielern gerannt."[Foto: imago]

Alexander Sebald vom SV Rödinghausen hat sich in der Regionalliga West stark zurückgemeldet. Im ersten Spiel nach seiner Corona-Zwangspause blieb der 25 Jahre alte Torhüter gegen den SV Straelen (3:0) ohne Gegentreffer, dann legte er gegen den Titelaspiranten Wuppertaler SV mit einem Kopfball zum 1:1-Endstand sogar sein erstes Tor nach. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Sebald über diesen Moment.

FUSSBALL.DE: Wie viele Nachrichten haben Sie nach Ihrem spektakulären Treffer in der Nachspielzeit gegen den WSV erreicht, Herr Sebald?

Alexander Sebald: Das waren eine Menge. Zum Glück habe ich keinen Account bei Instagram. Sonst wären es wohl noch mehr Nachrichten gewesen. (lacht) Vor allem Freunde und ehemalige Mitspieler haben sich bei mir gemeldet und sich für mich gefreut.

Waren auch Glückwünsche vom neuen Spitzenreiter Rot-Weiss Essen dabei, der beim Sprung auf Platz eins von Ihrem Torwart-Tor profitierte?

"Zum Glück habe ich keinen Account bei Instagram. Sonst wären es wohl noch mehr Nachrichten gewesen"

Sebald: Nein, das nicht. Allerdings kenne ich auch keinen RWE-Spieler persönlich besonders gut.

Haben Sie denn begriffen, was Ihnen da gelungen ist?

Sebald: Ich freue mich vor allem darüber, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Der Punktgewinn gegen den vorherigen Tabellenführer war eine richtig coole Sache und für uns auch absolut verdient - trotz des späten Zeitpunkts. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und nur wenig zugelassen. Durch unsere mutige Spielweise hatten wir auch einige gute Offensivszenen. Gerrit Kaiser traf zum Beispiel die Latte, Vincent Schaub den Pfosten. Mit der Gelb-Roten Karte für Kevin Hoffmeier wurde unser Plan dann ein wenig über den Haufen geworfen. Dennoch haben wir auch in Unterzahl versucht, weiterhin Nadelstiche zu setzen. Gegen eine starke Wuppertaler Mannschaft kann man nicht alles verhindern. Wir haben mit dem späten Ausgleich aber die richtige Antwort darauf gegeben und uns für eine gute Leistung belohnt.

Wie kam es, dass Sie in der Schlussphase mit nach vorne gelaufen sind?

Sebald: In meinen eineinhalb Jahren in Rödinghausen bin ich schon häufiger in der Schlussphase nach vorne gegangen, da braucht es keine große Absprache mit der Trainerbank mehr. Am 4. Spieltag gegen den VfB Homberg hätte ich auch schon fast zum Ausgleich getroffen. Der Schuss ging damals aber knapp über das Tor.

Wie ist der Treffer gegen Wuppertal aus Ihrer Sicht gefallen?

Sebald: Der WSV konnte den Ball nach einem unserer Angriffe nicht wirklich klären und verursachte auf unserer linken Seite einen Freistoß. Um die Situation zu verteidigen, hatte sich der WSV bis auf die Höhe des Fünfmeterraums zurückfallen lassen. Die unfassbar gute Flanke von Vincent Schaub kam dann aber perfekt, so dass ich die Kugel mit dem Kopf ins lange Eck verlängern konnte.

Was waren Ihre ersten Gedanken?

Sebald: Ich habe mich spontan gefragt: "Passiert das gerade wirklich?" Ich bin sofort zu unseren Einwechselspielern gerannt. Nicht nur sportlich, auch charakterlich passen die Jungs einfach zum Kollektiv. Jeder ist Teil des Ganzen und hat Anteil daran, dass wir in den 16 Meisterschaftsspielen unter dem neuen Trainer Carsten Rump 31 Punkte geholt und uns vom letzten Tabellenplatz auf Rang acht verbessern konnten.

Haben Sie während Ihrer Karriere auch schon Erfahrungen als Feldspieler gesammelt?

Sebald: Ich bin schon seit der E-Jugend Torhüter. Während meiner Zeit beim FC Hansa Rostock habe ich bei den Trainingsspielen aber oft als Stürmer agiert, wenn wir eine ungerade Zahl an Spielern hatten. Meine körperliche Robustheit kam mir da durchaus zu Gute. Das habe ich immer gerne gemacht, da mir es einfach Spaß macht zu kicken. Von daher war ich schon ganz gut auf die Situation vorbereitet. (lacht)

Für Sie war es erst der zweite Einsatz nach einer Corona-Zwangspause. Wie ging es Ihnen in dieser Zeit?

Sebald: Körperlich ging es mir trotz des positiven Tests erfreulicherweise gut. Für den Kopf war es aber sehr schwierig, das Haus nicht verlassen zu dürfen und der Mannschaft nicht helfen zu können. Als Ausgleich habe ich viel gelesen. Ich habe mir auch sämtliche Fußballspiele angeschaut. Das ist einfach mein Leben. Umso glücklicher war ich, als ich wieder im Tor stehen durfte. Schon beim 3:0 gegen den SV Straelen hatten wir ein gutes Spiel gemacht. Das wurde mit dem 1:1 gegen den Wuppertaler SV noch gekrönt. Da wollen wir jetzt auch am Freitag in der Partie bei Fortuna Köln weitermachen.