RWE-Torhüter Golz: "Etwas Großes erreichen"
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Das gab es in der Regionalliga West so noch nie. Vor dem Saisonfinale am Samstag (ab 14 Uhr) trennen die Titelaspiranten Rot-Weiss Essen und Preußen Münster nur zwei Tore. Ein Garant dafür, dass Ligaprimus RWE den minimalen Vorteil auch ins Ziel bringen kann, möchte Torhüter Jakob Golz (23) sein. Im Interview spricht der Sohn von Ex-Bundesligatorwart Richard Golz über das "Endspiel".
FUSSBALL.DE: Zum Saisonabschluss geht es am Samstag vor vollem Haus gegen Rot Weiss Ahlen um den Aufstieg in die 3. Liga. RWE hat den Gewinn der Meisterschaft und die Rückkehr in den Profifußball nach 14 Jahren in der eigenen Hand. Macht sich bemerkbar, dass ein besonderes Spiel bevorsteht, Herr Golz?
Jakob Golz: Unsere bislang größte Kulisse in dieser Saison waren die 12.500 Zuschauer*innen beim 1:1 in der Hinrunde gegen Rot-Weiß Oberhausen. Dass es jetzt nochmal deutlich mehr sein werden und ich dabei sogar im Tor stehen darf, ist eine super Sache. Jedem ist der Endspielcharakter der Partie bewusst. Diese Situation haben wir uns mit einem hohen Aufwand erarbeitet. Die Mannschaft und das Umfeld fiebern dem Saisonfinale entgegen. Wir können etwas ganz Großes erreichen.
Nachdem sich Preußen Münster in Wiedenbrück mit einem 0:0 begnügen musste, brachte sich RWE durch ein 3:0 gegen den SV Rödinghausen in die bessere Ausgangslage. Was war aus Ihrer Sicht ausschlaggebend?
"Bis zur U 13 beim Hamburger SV war ich sogar Stürmer"
Golz: Wir waren von der ersten Minute an bissig, haben schon früh Druck ausgeübt. Das schnelle Führungstor hat uns in die Karten gespielt. Im Vergleich zu einigen vorherigen Partien waren wir diesmal auch in der Lage, das zweite Tor nachzulegen. Mit dem dritten Treffer nach der Pause konnten wir unseren kleinen Vorteil beim Torverhältnis noch ein wenig ausbauen.
In der Schlussphase hatten Sie mit einigen Paraden den möglichen Anschlusstreffer verhindert. War Ihnen in diesen Momenten bewusst, dass eine solche Aktion am Ende sogar entscheidend sein könnte?
Golz: Ich habe mich in erster Linie gefreut, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Jedes erzielte und verhinderte Tor ist das Ergebnis unserer Teamarbeit. Wir haben alles Nötige getan, um uns auch beim Torverhältnis in eine gute Ausgangsposition zu bringen.
Die Woche zuvor war alles andere gewöhnlich. Nach dem Pokalaus in Wuppertal trennte sich der Verein von Trainer Christian Neidhart. Wie haben Sie die Entscheidung aufgenommen?
Golz: Trainerentlassungen sind nie schön. Wir haben in der folgenden Partie aber auf dem Platz überzeugt und damit gezeigt, dass wir das gut verdaut haben. Sportdirektor Jörn Nowak und U 19-Trainer Vincent Wagner kennen das Team gut. Ihnen war wichtig, dass wir schnell den Fokus auf das nächste Spiel legen. Das hat gut funktioniert.
Seit Anfang April stehen Sie bei RWE wieder regelmäßig zwischen den Pfosten. Wie schwer war es, auf den Punkt da zu sein?
Golz: Als Nummer zwei ist es schwierig, Spielpraxis zu sammeln. Da ist die Situation beim Torhüter eine besondere. Die Einsätze im Niederrheinpokal haben dabei ein wenig geholfen, lagen terminlich aber teilweise weit auseinander. Ich hatte im Vorfeld schon gehofft, meine Chance zu bekommen. Als es dann soweit war, befanden wir uns in einer schwierigen Phase. Durch die englischen Wochen kam ich aber schnell in den Rhythmus. Von Spiel zu Spiel wurde es einfacher. Ich freue mich einfach darüber, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat und wir die Chance haben, die Saison mit dem Aufstieg zu krönen.
Ihr Vater Richard Golz hat 453 Spiele in der Bundesliga absolviert. Wie wichtig sind Ihnen seine Ratschläge - vielleicht auch speziell in der aktuellen Situation?
Golz: Wir telefonieren viel nach den Spielen. Als ehemaliger Torhüter hat er auch nach ordentlichen Spielen fast immer eine Kleinigkeit zu meckern. (lacht) Ich nehme mir seine Tipps sehr zu Herzen. Für das Spiel gegen Ahlen hat er mir einfach geraten, mich auf das Saisonfinale zu freuen und es auch ein Stück weit zu genießen.
Haben Sie denn noch Erinnerungen an die Profizeit Ihres Papas?
Golz: Ich habe noch ein paar Bilder aus seiner Zeit bei Hannover 96 im Kopf. Nach den Partien waren wir ab und zu noch auf dem Rasen und haben auf das Tor geschossen. Unter anderem zusammen mit meinem heutigen Mitspieler Niklas Tarnat hatte ich auf der Tribüne die Spiele verfolgt. Unsere Väter waren damals ebenfalls Teamkollegen.
War es vorbestimmt, dass auch Sie eines Tages Torhüter sein würden?
Golz: Ich habe früher auch sehr gerne als Feldspieler gespielt. Bis zur U 13 beim Hamburger SV war ich sogar Stürmer. Da unser Torhüter dann aber krank gefehlt hatte, brauchten wir Ersatz. Und ich habe es wohl nicht so schlecht gemacht. (lacht)
Wie bereiten Sie sich persönlich auf das "Finale" gegen Ahlen vor?
Golz: Ich habe keine besonderen Rituale oder so etwas. Bevor es auf den Platz geht, stehen im Kraftraum einige Mobilitätsübungen auf dem Programm. Sonst bin ich vor den Spielen immer relativ entspannt und freue mich einfach auf die Begegnungen. Das wird auch gegen Ahlen so sein. Nervös war ich eigentlich nur vor dem Heimspiel gegen die U 21 des 1. FC Köln, meinem ersten Saisoneinsatz in der Liga. Aber das hatte sich dann auch recht schnell gelegt.
Die beiden zurückliegenden Liga-Duelle mit Rot Weiss Ahlen gingen jeweils verloren. Spielt das in den Köpfen eine Rolle?
Golz: Ich denke nicht, dass die Situationen vergleichbar sind. Die beiden Niederlagen waren auswärts. Jetzt spielen wir zu Hause. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Fans für eine außergewöhnliche Stimmung sorgen und uns antreiben werden.
Wird die Mannschaft über die Zwischenstände aus Münster informiert?
Golz: Ich weiß nicht, ob die Zwischenstände im Stadion durchgegeben werden. Solange wir in Führung sind, interessiert mich das Ergebnis aus Münster aber auch nicht wirklich. Wir konzentrieren uns darauf, unsere Aufgabe zu bewältigen. Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir automatisch gute Karten.
Worauf wird es Ihrer Meinung nach ankommen, um den Aufstieg perfekt zu machen?
Golz: Wir müssen genau da weitermachen, wo wir in der Partie gegen den SV Rödinghausen aufgehört haben. Das bedeutet: Wir müssen in den Zweikämpfen von Beginn an voll da sein und den Gegner frühzeitig zu Fehlern zwingen. Defensiv gilt es, konzentriert zu sein. Offensiv haben wir die Überzeugung, zu jeder Zeit ein Tor erzielen zu können.