Ex-Profi Rangelow trifft auf "alte Liebe"
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Es sind die großartigen Geschichten, die der Fußball immer wieder schreibt: In insgesamt fünf Spielzeiten war Dimitar Rangelow für den aktuellen Nordost-Regionalligisten FC Energie Cottbus im Einsatz. Dabei ging er in der Bundesliga, der 2. Bundesliga, der 3. Liga und auch in der Regionalliga Nordost für die Lausitzer auf Torejagd.
Jetzt will Rangelow am "Finaltag der Amateure" heute (ab 14.15 Uhr, live in der ARD) mit dem Fünftligisten VfB 1921 Krieschow aus der NOFV-Oberliga Süd gegen seine "alte Liebe" aus Cottbus den Landespokal von Brandenburg in die Höhe strecken. Das Endspiel zwischen den beiden Klubs, die gerade einmal rund 15 Kilometer voneinander entfernt sind, geht im Werner-Seelenbinder-Stadion über die Bühne, der etatmäßigen Heimspielstätte des Cottbuser Ligakonkurrenten FSV Luckenwalde .
Für den inzwischen 39 Jahre alten Angreifer Rangelow, der im Laufe seiner Karriere neben dem FC Energie unter anderem auch für Borussia Dortmund, den französischen Erstligisten RC Straßburg Alsace, den türkischen Erstligisten Konyaspor sowie für den FC Luzern in der Schweiz kickte, ist das Pokalfinale nicht nur aufgrund des Wiedersehens mit seinem Ex-Klub eine besondere Partie. Der VfB Krieschow kann sich auch erstmals zum Landespokalsieger krönen und damit das Ticket für den DFB-Pokal in der Saison 2022/2023 lösen.
3 Tore und 2 Vorlagen im Landespokal
"Ich werde meinen Körper fragen, ob er nach der Saison noch Lust hat"
Erst seit dieser Saison ist Rangelow in Krieschow aktiv. Nach dem Ende der Sommer-Transferperiode 2021 zog der VfB noch das Ass aus dem Ärmel und stellte den routinierten Angreifer für die neue Saison vor. "Als wir erfahren haben, dass Dimitar Rangelow aus seiner Heimat Bulgarien nach Cottbus zurückkehrt, haben wir versucht, den Kontakt zu intensivieren", verriet Toni Lempke, Trainer des VfB Krieschow: "Er konnte uns in dieser Saison einen großen Schritt weiterbringen." Das belegen unter anderem 17 Einsätze in der Liga mit fünf Treffern und drei Torvorlagen.
Vor allem aber hat es der aktuelle Tabellendritte der NOFV-Oberliga Süd aus der Gemeinde Kolkwitz im Landkreis Spree-Neiße zum ersten Mal in das Landespokalfinale geschafft. Einen großen Anteil hatte daran auch der ehemalige Bundesligaprofi Rangelow, der 2011 mit dem BVB sogar Deutscher Meister wurde. Außer in der zweiten Runde beim BSC Fortuna Glienicke (2:0), die der VfB noch vor dem Wechsel von Rangelow nach Krieschow überstanden hatte, war "Mitko" in jedem Pokalfight über die volle Distanz im Einsatz. Mit insgesamt drei Treffern sowie zwei Assists war der "Oldie" maßgeblich an der Krieschower Erfolgsgeschichte beteiligt.
135 Pflichtspiele für Energie Cottbus
Der Lohn dafür ist ein Finale gegen seinen früheren Verein, für den er nicht weniger als 135 Pflichtspiele bestritt. Auch die Quote von 53 Treffern und 13 Vorlagen zeigt: Dimitar Rangelow und Energie Cottbus - das passte.
"Energie Cottbus wird immer einen Platz in meinem Herzen haben", sagte der 40-malige bulgarische Nationalspieler im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Dieser Verein hat es mir damals ermöglicht, in der Bundesliga zu spielen. Ich habe mich dort immer zu Hause gefühlt und meine Frau kennengelernt. Meine Kinder sind in Cottbus geboren. Das hat meine Verbindung zur Stadt und zum Verein noch stärker gemacht."
Auf dem Papier ist das Pokalfinale von Brandenburg eine klare Angelegenheit. Der FC Energie geht als Favorit ins Endspiel. Schließlich ist Cottbus bei neun Finalteilnahmen bislang unbesiegt. Zuletzt durften sich die Energie-Fans 2019 zumindest über den Pokalsieg freuen, nachdem der Verein damals schon als Absteiger aus der 3. Liga festgestanden hatte.
Cottbus winkt Rekord
Ein Pokalsieg, an den sich auch Dimitar Rangelow sicher noch gut erinnern kann. Schließlich stand er damals noch selbst für Cottbus auf dem Platz und führte die Lausitzer als Kapitän zum 1:0-Finalerfolg gegen den FSV Optik Rathenow . Bei einem weiteren Titelgewinn würde der FC Energie mit Rekordpokalsieger SV Babelsberg 03 gleichziehen, der bei zehn seiner 16 Finalteilnahmen die Trophäe in den Himmel recken durfte.
Dies wird Krieschows Erfolgsgarant Rangelow aber verhindern wollen, um selbst wieder einen Pokalsieg feiern zu können. Und auch nach dem Endspiel soll für den 39 Jahre alten Torjäger noch nicht Schluss mit Fußball sein. "Ich werde meinen Körper fragen, ob er nach der Saison noch Lust hat. Auf jeden Fall habe ich weiter großen Spaß daran, auf dem Platz zu stehen", verrät der Familienvater mit einem Grinsen im Gesicht.
Von Rangelows Idee, noch mindestens ein weiteres Jahr auf dem Platz zu stehen, ist auch Krieschows Trainer Toni Lempke begeistert. "Die Frage muss er sich selbst beantworten, ob er noch weiter bei uns spielen möchte. Wenn es nach mir ginge, dann auf jeden Fall", sagt der 38 Jahre alte Chefcoach, der bereits seit 2016 beim VfB an der Seitenlinie steht, und ergänzt: "Für die Liga wäre es super und für den VfB Krieschow überragend."
Familienduell am Finaltag
Lempke, der in Cottbus geboren wurde, hat ebenfalls eine besondere Beziehung zum FC Energie, für den er im Nachwuchsbereich auch selbst am Ball war. Vor allem aber ist sein Vater Ralf Lempke in Cottbus eine Vereinslegende, war über Jahrzehnte Spieler, Manager, Nachwuchstrainer, Nachwuchsleiter, Marketingchef, Sportlicher Leiter und Teammanager. Inzwischen gehört er dem Präsidium des Klubs an, so dass es am Finaltag auch zu einem Familienduell kommt. Sohn Toni setzt dabei nicht zuletzt auf Dimitar Rangelow.
Aber nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz ist der bulgarische Ex-Nationalspieler ein großer Gewinn für den VfB, für den wegen der geringen Distanz zwischen Krieschow und Cottbus auch weitere ehemalige Energie-Akteure am Ball sind. Mit der großen Erfahrung hilft die Nummer "38" vor allem den jungen Spielern weiter. "Es macht mich glücklich, wenn ich Talenten Tipps gebe und dann sehe, dass sie versuchen, diese auch umzusetzen", sagt Rangelow, der am Finaltag der Amateure im Duell mit seiner "alten Liebe" vorangehen wird, um mit dem VfB Krieschow möglichst Pokal- und Vereinsgeschichte zu schreiben.